2024-04-19T07:32:36.736Z

Im Nachfassen
Was ist nur los? Markus Anfang haderte in Halle mit der Chancenverwertung und mit dem Schiedsrichter.
Was ist nur los? Markus Anfang haderte in Halle mit der Chancenverwertung und mit dem Schiedsrichter.

Holstein Kiel: Überzahlspiel auf Anfangs Agenda

Nach dem torlosen Remis gegen Halle - Stimmen zum Spiel

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Das letzte Spiel vor der Winterpause war ein wenig das Spiegelbild der kompletten Saison für Holstein Kiel. Wieder viele Komplimente, aber „nur“ ein 0:0. „So langsam glaube ich, dass wir die beste Mannschaft der Liga sind – so oft wie ich das in den letzten Wochen gehört habe“, erklärte Holstein-Trainer Markus Anfang, nachdem sein Gegenüber Rico Schmitt wie so viele Kontrahenten in der Vorrunde die „Störche“ lobte und sehr zufrieden war, mit dem 0:0 den HFC-Nimbus als einzig ungeschlagenes Heimteam verteidigt zu haben.

„Wenn man so ein Spiel gewinnen will, muss man eben auch mal die erste oder zweite Chance nutzen“, hielt Holsteins herausragender Kapitän Rafael Czichos das entscheidende Manko der „Störche“ fest. Tormöglichkeiten gab es in einem intensiven Drittliga-Spiel insgesamt wenig. Keine einzige davon auf Seiten der heimstarken Gastgeber. „Wir hatten eine halbe“, gab HFC-Trainer Schmitt zu. Immerhin drei aber für die Kieler. „Weltklasse, wie er uns da im Spiel hält“, lobte Schmitt seinen Schlussmann Fabian Bredlow angesichts der frühen Großchance von Milad Salem, während Anfang haderte: „Den muss er machen. Es ist uns nicht gelungen, in den entscheidenden Momenten das Tor zu erzielen.“

Die zweite Großchance hatte Dominic Peitz nach 57 Minuten, als Dominick Drexler mit einem Klasse-Solo vorgelegt hatte. „Den kann ich auch reinmachen“, stellte der Routinier fest. „Vielleicht hätte ich den Ball noch annehmen sollen.“ So aber warf sich HFC-Verteidiger Fabian Baumgärtel noch in den Schuss und wehrte ab. Mit der Hand? Peitz jedenfalls protestierte sofort, ruderte später aber zurück und wollte von einem klaren Strafstoß nicht sprechen. „Ich weiß es nicht. Er macht sich eben breit“, schilderte er. Und auch Anfang nahm Schiedsrichter Benjamin Bläser, mit dem er vor der Pause zu Recht mehrfach haderte, hier in Schutz: „Aus so kurzer Distanz ist das schwer zu entscheiden.“

Letztlich lag Bläser hier richtig, denn der Schuss kam aus zwei Metern Entfernung, der Arm war angelegt. Die leidenschaftlichen Proteste auf dem Feld verteidigte Peitz später ebenso leidenschaftlich. „Wenn ich in so einer Situation einmal nicht mehr emotional reagieren sollte, sagt mir das bitte“, erklärte er den nachfragenden Journalisten und kündigte für diesen Fall einen Gang zum Sportchef an: „Dann gehe ich zu Ralf Becker und zerreiße meinen Vertrag.“

Dass es nur noch eine einzige echte Chance in Überzahl gab, war ein Manko des Kieler Spiels. Das Verhalten mit einem Mann mehr auf dem Feld setzte Anfang sogleich auf die Liste der Trainingsschwerpunkte in der Winterpause. „Wir waren zu emotional und haben nicht mehr kühlen Kopf behalten, sondern Einzelbaustellen aufgemacht“, schilderte Czichos das Problem nach der unstrittigen Gelb-Roten Karte für HFC-Kapitän Klaus Gjasula, der einen Rüffel von Schmitt kassierte: „Da muss er sich cleverer verhalten.“ Drexler ärgerte sich: „Wir haben die Überzahl nicht gut ausgespielt.“

Anfang hatte draußen mit dem Abwägen von Risiken zu kämpfen. „Irgendwann macht es dann auch keinen Sinn, noch größeres Risiko einzugehen“, erklärte er den Verzicht auf allzu offensive Wechsel, zumal er für die Möglichkeit des Ausfalls eines Innenverteidigers gewappnet sein wollte. „Dann hätte ich Dominic Peitz hinten gebraucht“, erklärte er, warum er den Sechser trotz früher Gelber Karte durchspielen ließ. „Der Schiedsrichter hat mir durch seine Karten Fesseln angelegt“, sagte Anfang. „Ich konnte kaum noch reagieren.“

Bezüglich der Risiken erinnerte er an vorangegangene Partien: „Wir haben ja noch von den Spielen gegen Magdeburg oder Großaspach in Erinnerung, dass dem Gegner dann auch mal eine Chance reicht.“ Die ließen die Kieler nicht zu. „Wir wussten, dass es ein ekliges Spiel werden kann, haben aber als Mannschaft sehr gut verteidigt und hinten die Null gehalten. Bis auf Fernschüsse hatten die ja nicht viel.“

Und auch das ungute Gefühl, als der HFC sich in der Nachspielzeit in Unterzahl noch seine ersten beiden Ecken erarbeitete, blieb letztlich folgenlos. Die Kieler Probleme dieser Vorrunde liegen eben eindeutig nicht in der Defensive.
Aufrufe: 020.12.2016, 18:00 Uhr
SHZ / cjeAutor