2024-05-08T14:46:11.570Z

Im Nachfassen
Zweikampf gewonnen: Holsteins Kapitän Rafael Czichos (rechts) klärt vor Würzburgs Angreifer Necmettin Daghfous.
Zweikampf gewonnen: Holsteins Kapitän Rafael Czichos (rechts) klärt vor Würzburgs Angreifer Necmettin Daghfous.

Holstein Kiel übergibt den Relegations-Stab

Nach dem 1:1 gegen die Würzburger Kickers

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Es war gewissermaßen ein passender Abschluss. Die letzte Auswärtsfahrt der Saison 2015/16 schloss das Kapitel der Saison 2014/15. Holstein Kiel übergab den Stab als Relegationsteilnehmer der 3. Liga an die Würzburger Kickers. ,,Ihr wisst ja, dass man in der Nachspielzeit besonders aufpassen muss", spielte Holstein-Trainer Karsten Neitzel seinem Kollegen Bernd Hollerbach nach den Glückwünschen verbal einen Ball zu, den dieser mit einem ,,Hoffentlich sehen wir uns im nächsten Jahr nicht wieder" konterte.

Worte, die den Kielern noch zu gut bekannt sind. Denn so richtig ist diese Relegation des Vorjahres, als Holstein im ,,Drama von München" in der 91. Minute vom TSV 1860 und einer ohrenbetäubenden Masse von 55000 in der Arena den Zweitliga-K.o. versetzt bekam, erst jetzt abgehakt. In der Vorrunde gehörte das Thema - wenn auch nur im Hinterkopf - noch zu den Gründen, warum es so gar nicht rund laufen wollte. Bis heute macht es dem Trainer und dem Team zu schaffen, dass die Erwartungshaltung - durchaus nicht unüblich im Fußball, aber eben nicht ganz ,,gerecht" angesichts veränderter Voraussetzungen - immer von der des Vorjahres geprägt war.

So wies Trainer Karsten Neitzel am Sonnabend eher beiläufig auf die Verletztenliste hin. In Würzburg waren es sieben etablierte Drittliga-Akteure (Kronholm, Krause, Evseev, Schmidt, Janzer, Siedschlag, Fetsch), die fehlten. Im Durchschnitt waren es - Nachwuchsspieler nicht mitgerechnet - in der Saison an jedem Spieltag 4,75 Ausfälle potenzieller Startelfkandidaten - und das obwohl die Kieler (trotz körperbetonter Spielweise und Mann-gegen-Mann-Zuordnung in der Defensive) keine einzige Sperre durch einen Platzverweis hinnehmen mussten.

Auch angesichts dieser Verletztenliste war es durchaus bemerkenswert, dass die erste Reaktion Neitzels auf das 1:1 in Würzburg negativ ausfiel. ,,Ich bin erst einmal enttäuscht", sagte er. ,,Es wäre möglich gewesen, das Spiel über die Zeit zu bringen." Zwar wusste der Holstein-Trainer, dass sein Team in der zweiten Hälfte nur noch teilweise überzeugt hatte. ,,In der ersten Halbzeit war das insgesamt ein guter Auftritt, in der zweiten haben wir es nicht mehr geschafft, vorne die Bälle zu behaupten und zu Konterchancen zu kommen. Aber die Arbeit gegen den Ball hat auch da noch gestimmt." Sportchef Uwe Stöver konstatierte: ,,Wir haben über das gesamte Spiel wenig zugelassen. Das Ergebnis ist insgesamt in Ordnung. Aber es ist ärgerlich, wie wie das Tor kassieren."

Der ,,Wechselfehler" war am Ende das Thema des Tages. Nach 507 Minuten endete die Serie der Kieler ohne einen Gegentreffer - ärgerlich, auch wenn Verteidiger Patrick Herrmann das letztlich als reine Statistik abhakte. Neitzel hatte gerade Mittelfeldspieler Denis-Danso Weidlich eingewechselt und einen Stürmer quasi geopfert. Fabian Schnellhardt, seit der Auswechslung von Lewerenz rechts, rückte wieder ins linke Mittelfeld, Stürmer Saliou Sané ins rechte.

,,Ich wollte Nyarko als Absicherung zwischen den beiden Pärchen in unserer Innenverteidigung und im zentralen Mittelfeld haben", erläüterte Neitzel seine Überlegungen. ,,Doch die Anweisungen sind irgendwo stecken geblieben", ärgerte sich der Kieler Trainer. In der ersten Aktion nach der Auswechslung war der rechte Flügel, den Sané übernehmen sollte, unbesetzt. Weidlich versuchte noch auszuhelfen, öffnete damit dann aber ein Loch im Zentrum, aus dem Marco Haller ungehindert einen Flachschuss zum 1:1 anbringen konnte (81.).

,,Weidlich musste dann nach rechts raus, das war nicht sein Fehler", erklärte Neitzel. Einen anderen kreidete der Trainer dem Ex-Rostocker aber teilweise mit an. ,,Der eingewechselte Spieler ist dafür zuständig, die Information über die Veränderungen in der Mannschaft weiterzugeben", sagte er. Ob das versäumt wurde oder Sané einfach nicht schnell genug schaltete, blieb ungeklärt.

,,Die Würzburger haben den Freistoß auch schnell ausgeführt", erklärte Holsteins Verteidiger Patrick Herrmann. ,,So war die Seite offen. Das war ein ärgerlicher Absprachefehler." Den Punkt und die Serie von nunmehr acht ungeschlagenen Spielen in Folge brachten die Kieler zwar nach Hause. Doch anstatt am letzten Spieltag gegen Erfurt in der kommenden Woche noch einmal Platz sieben angreifen zu können, rutschte die KSV auf Rang zehn zurück.

,,Jeder Platz in der Tabelle verbessert den Eindruck, der von der Saison bleiben wird", sagte Neitzel. Und auch Herrmann stellte angesichts der entgangenen Siegprämie fest: ,,Wir hätten gerne unsere Urlaubskasse noch ein bisschen mehr aufgefüllt."
Aufrufe: 09.5.2016, 07:00 Uhr
SHZ / cjeAutor