2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
Auszeichnung vor dem Spiel gegen Großaspach: Tim Siedschlag (rechts) bekommt von Holstein-Präsident Roland Reime (links) und Geschäftsführer Wolfgang Schwenke (2. von links) ein Holstein-Trikot mit der Nummer „300“ überreicht.
Auszeichnung vor dem Spiel gegen Großaspach: Tim Siedschlag (rechts) bekommt von Holstein-Präsident Roland Reime (links) und Geschäftsführer Wolfgang Schwenke (2. von links) ein Holstein-Trikot mit der Nummer „300“ überreicht.

Holstein Kiel: Neues Gefühl bei "Siedos" Vielleicht-Jubiläum

Der 29-Jährige ist aus Kiel einfach nicht mehr wegzudenken

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„Ich weiß ja nicht, welche Spiele die gezählt haben.“ Erfrischend ehrlich und direkt, wie er nun einmal ist, antwortete Tim Siedschlag auf die Frage, ob er sich denn an sein erstes Spiel für Holstein Kiel noch erinnern könne. Schließlich erhielt der 29-Jährige vor dem Spiel am Sonnabend gegen die SG Sonnenhof Großaspach ein Präsent für sein 300. Spiel im Dress der KSV Holstein. Warum gerade dies ein Jubiläumsspiel gewesen sein soll, konnte niemand schlüssig beantworten.

Den richtigen hat es dennoch getroffen – Siedschlag ist seit 2005 im Verein und hat mit klarem Abstand vor Patrick Herrmann die meisten Spiele bestritten. „Das war wohl gegen den HSV“, legte sich Siedschlag schließlich auf sein erstes „richtiges“ Spiel in Holsteins Liga-Mannschaft fest. Im August 2007 verloren die Kieler, gerade aus der Regional- in die Oberliga abgestiegen, gegen den Bundesligisten Hamburger SV im DFB-Pokal mit 0:5. Kein Glanztag, aber ein Erlebnis, das (im Gegensatz zum Punktspiel-Debüt kurz darauf gegen Altona 93) im Gedächtnis bleibt. Mittendrin der 19-jährige Neumünsteraner Siedschlag, nach je einem Jahr in der U19 und der U23 kurz zuvor in den Kader aufgerückt.

Mit einem Jahr Unterbrechung, in dem er 2010/11 für den Erzrivalen VfB Lübeck die Stiefel schnürte, mithalf diesen (zum bislang letzten Mal) zur Nummer eins im Land zu machen und sich persönlich als Rechtsverteidiger enorm weiter entwickelte, schnürt „Siedo“ nun für Holstein die Stiefel und ist aus der Kieler Mannschaft längst nicht mehr wegzudenken. „Er müsste sich in den Hintern beißen, wenn er am Ende seiner Karriere nicht mindestens 100 Zweitliga-Spiele gemacht hat“, urteilte sein Ex-Trainer Karsten Neitzel einmal, der Siedschlag wegen seiner Vielseitigkeit, seiner taktischen Disziplin und seines oft richtigen Instinktes besonders schätzte. Mit Peter Vollmann, Falko Götz, Torsten Fröhling, Christian Wück, Thorsten Gutzeit, Neitzel und nun Markus Anfang hat Siedschlag insgesamt sieben Cheftrainer bei den „Störchen“ erlebt – doch nur einmal, in München 2015, war er näher dran, seinen persönlichen Karrierewunsch von der 2. Bundesliga zu erleben.

Das Jubiläumsspiel hat ihm seinem Traum dabei nicht näher gebracht. „Einfach ärgerlich. Wir haben das Spiel doch klar dominiert, hätten das 2:0 nachlegen müssen, haben uns dann aber einschläfern lassen“, stellte Siedschlag nach dem 1:2 gegen Großaspach fest und haderte mit ausgelassenen Gelegenheiten und ärgerlichen Gegentreffern. Und noch eine neue Perspektive brachte das Spiel dem 29-Jährigen. „Ich habe noch nie so lange auf der Bank gesessen, ohne noch eingreifen zu können“, sagte er nach seiner frühen Auswechslung, die nach dem Platzverweis für Dominik Schmidt ausschließlich taktische Gründe hatte. „Ich war natürlich enttäuscht, aber kann das schon nachvollziehen“, sagte Siedschlag. „Normalerweise sind noch 10 oder 15 Minuten, wenn ich raus gehe, diesmal war noch über eine halbe Stunde, als ich das erste Mal zur Tafel hoch gesehen habe. Das war schon ungewohnt.“

Am kommenden Sonnabend in Halle könnte Siedschlag aber wieder beginnen – und dann wirklich (und mit einem Erfolg) ein Jubiläum feiern. Es wäre sein 250. Meisterschaftsspiel für die erste Mannschaft der „Störche“. Und die 300 Pflichtspiele werden – wenn nichts dazwischen kommt – zum Ende der Saison auch nach höchst offizieller Rechnung noch voll werden. Damit das Trikot mit der 300 dann auch wirklich seine Berechtigung hat.
Aufrufe: 013.12.2016, 17:00 Uhr
SHZ / cjeAutor