2024-04-19T07:32:36.736Z

Im Nachfassen
Überzeugte phasenweise als Rechtsaußen: Kingsley Schindler, der sich hier gegen Christoph Göbel behauptet. Foto: Lühn
Überzeugte phasenweise als Rechtsaußen: Kingsley Schindler, der sich hier gegen Christoph Göbel behauptet. Foto: Lühn

Holstein Kiel: Matchplan geht voll auf

Werner: "Nach dem 1:0 ist der Funke vom Spielfeld aufs Publikum übergegangen“

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Strahlende Gesichter überall beim Gang in die Kabine. Die Erleichterung war spürbar, bei den Spielern wie auch bei den Offiziellen. „Ein schöner Tag“, freute sich Sportchef Ralf Becker. „Wie die Mannschaft mit der Situation umgegangen ist, war sehr gut. Die Sicherheit kam dann auch mit den Erfolgserlebnissen. Dieser Sieg war für die Spieler sehr wichtig.“ Wenige Meter weiter atmete auch Präsident Roland Reime durch. „Ein wichtiges Ergebnis. Damit bin ich zufrieden. Und in der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft auch richtig guten Fußball gespielt.“

Allerdings war bei aller Euphorie nach dem ersten Spiel in der Saison, in der sowohl die Leistung als auch die Punktausbeute passten, auch etwas Zurückhaltung angesagt. „Die Tore heute fielen auch zu günstigen Zeitpunkten“, wusste Dominick Drexler, einer der Matchwinner. „Es darf nicht der Eindruck aufkommen, dass vorher alles schlecht war.“ Aus dem Strahlen über den Erfolg und eine gute eigene Leistung kam aber auch der 26-Jährige kaum heraus. „Wie wir heute gespielt haben, kommt mir entgegen. Das Ziel war Ballbesitz, und fußballerisch zum Erfolg zu kommen“, erläuterte er. „Wir waren gut auf den Gegner vorbereitet. Wenn wir den Ball laufen lassen, bekommt jeder Gegner Probleme.“

Was unterm Strich stehen bleibt: Am Sonnabend war noch nicht alles perfekt, aber sehr vieles gut. „Es hat richtig Spaß gemacht“, strahlte Kingsley Schindler, dessen Qualitäten als Rechtsaußen vor allem nach der Pause zum Tragen kamen. „Wir wussten, dass die hinten nicht so schnell sind“, sagte Schindler. „Und da haben wir unsere Stärken gut ausgespielt.“

Grundlage für den Erfolg war einmal mehr eine stabile Defensive, der Dominik Schmidt erstmals wieder von Beginn an Halt verlieh. „Wir haben zwar 15 Minuten gebraucht, um ins Spiel zu finden. Aber ich hatte zu keinem Punkt das Gefühl, dass das heute gegen uns laufen könnte“, sagte der 29-Jährige.

Interimstrainer Ole Werner lobte vor allem auch die Geduld, mit der die Mannschaft zu Werke gegangen war, um den angestrebten Ballbesitz zu behalten. Dabei lernte er aber auch gleich die Ungeduld des Kieler Publikums kennen, die seinen Vorgänger Karsten Neitzel manches Mal an den Rand der Verzweiflung gebracht hatte. „Nach dem 1:0 ist der Funke vom Spielfeld aufs Publikum übergegangen“, stellte Werner fest. Vorher hatte war bereits mehrfach ein hörbares Murren durchs Stadion gegangen. Dabei war das Einbeziehen von Kenneth Kronholm und die vielen flachen Pässe in der eigenen Hälfte zu diesem Zeitpunkt genau richtig. „Es war wichtig, dass wir bei der Art geblieben sind, wie wir Fußball spielen wollten, auch wenn wir schwer ins Spiel gekommen sind“, betonte der 28-Jährige und erläuterte: „Der Gegner hat die Räume gut zugestellt, wir hatten zu Anfang auch die eine oder anderen unsaubere Aktion dabei.“

Folglich blieben den Kielern nur zwei Optionen: Entweder die Ballsicherheit im Spiel hinten herum, oft auch mit dem einzig freien Mann, eben Kronholm, zu holen. Oder aber lange Bälle schlagen. „Wir wussten, dass das Zwickau entgegen gekommen wäre“, erklärte Werner angesichts der Kopfballstärke der Gäste-Deckung.Während das eigene 4-3-3-System eher der Grundordnung des Gegners geschuldet war, hatte Werner das Personal gewählt, das die spielerische Umsetzung am ehesten möglich machte. Mit den spielstarken und ballsicheren Siedschlag und Drexler – abgesichert vom etatmäßigen Verteidiger Niklas Hoheneder – im Mittelfeld, die auch immer wieder Räume für flache Anspiele auf Mathias Fetsch im Sturmzentrum öffnen sollten. „Grundsätzlich gefällt mir diese Rolle“, sagte Drexler. „Aber ich habe lange nicht mehr so tief gespielt. Da muss man aufpassen. Vorne kann man auch mal das Risiko gehen, den Ball zu verlieren. In der Position nicht.“ So brauchte der Offensiv-Allrounder etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen, auch mal unter Druck am eigenen Strafraum mit einem Gegner im Rücken angespielt zu werden.

Am Ende ging – auch dank der Tore zur richtigen Zeit – alles auf. „Der Plan hat heute funktioniert“, freute sich Werner. „Das liegt aber vor allem auch daran, dass die Umsetzung auf dem Platz gestimmt hat.“
Aufrufe: 030.8.2016, 11:00 Uhr
SHZ / cjeAutor