2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Wieder mal gebremst: Manuel Janzer (links) kam bei seinem ersten Startelfeinsatz gar nicht zur Geltung. Hier stoppt ihn Patrick Funk.
Wieder mal gebremst: Manuel Janzer (links) kam bei seinem ersten Startelfeinsatz gar nicht zur Geltung. Hier stoppt ihn Patrick Funk.

Holstein Kiel im Abstiegskampf angekommen

Viele falsche Entscheidungen / 1:3-Niederlage in Wiesbaden

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,,Wir machen uns nichts vor. Wir können schon die Tabelle lesen." Karsten Neitzel sprach es zwar nur indirekt aus. Aber der Trainer der Kieler ,,Störche" weiß: Seine Mannschaft befindet sich - zumindest vorübergehend - im Abstiegskampf. Das verlorene Duell beim Mitkonkurrenten Wehen Wiesbaden, die Siege der Kellerkinder Energie Cottbus und Fortuna Köln - der Blick auf die Drittliga-Tabelle war am Sonnabend wenig erbaulich für die Kieler und ihre gut 200 Fans, die den Weg nach Wiesbaden mitgemacht hatten. Die skandierten nach dem Tor zum 0:3 sogar schon: ,,Wir wollen Euch kämpfen sehen!"

Am Einsatzwillen lag es indes nicht in erster Linie, dass die zuletzt positive Serie ein Ende gefunden hatte. Einerseits fehlte es den Kielern, an der wichtigsten Tugend, die Wiesbadens Trainer Sven Demandt herausgearbeitet hatte. ,,Wir haben eine gute erste Hälfte gespielt und waren vor allem sehr effektiv", stellte der frühere Bundesliga-Stürmer fest.

Diese Effektivität fehlte den ,,Störchen", und zwar in allen Bereichen, wie Neitzel erklärte. ,,Es ist schwer zu erklärten", sagte der 47-Jährige. ,,Aber schon kurz nach dem Anstoß hat uns ein Tick gefehlt. Wir müssen in den entscheidenden Situationen konsequenter sein, haben immer ein kleines bisschen zu lange gebraucht, um die richtige Entscheidung zu treffen", erläuterte er die Defizite im Kieler Spiel.

Das bezog er sowohl auf die Offensive wie auch auf die Defensive. Vorne sei der Ball zwar phasenweise gut gelaufen. ,,Aber wir haben immer wieder den Moment verpasst, wo man mal hätte durchstecken können", beschrieb er, warum im Strafraum so selten Gefahrenmomente aufkamen. Auch die Chance für Marc Heider kurz nach dem 0:1, als der Stürmer bereits einen Tick zu weit war, um den Ball aus kurzer Distanz über die Linie zu bringen, führte er da an. ,,Da muss man in Bruchteilen von Sekunden eine Entscheidung fällen. Heute war es oft die falsche."

Das galt in der Defensive noch mehr, wo drei unnötige Gegentreffer den ,,Störchen" das Genick brachen. Bei Tor Nummer eins nahm der Coach Denis-Danso Weidlich in die Verantwortung. ,,Da muss man einen Zweikampf eben so führen, dass man ihn gewinnt oder der Schiedsrichter gar nicht anders kann als ein Foul zu pfeifen", monierte er. ,,Anschließend haben wir es nicht mehr geschafft, den Torschuss zu unterbinden." Der zweite Treffer ärgerte den KSV-Trainer noch mehr. ,,Wir wollten Oehrl und Pezzoni bei Standards eigentlich doppeln. Davon war in der Situation aber nichts zu sehen", schimpfte Neitzel.

So kam mit Oehrl einer der beiden kopfballstarken Wiesbadener vor Rafael Czichos an den Ball und traf.Ob es dabei hilfreich war, die zuletzt erfolgreiche Defensive (nur ein Gegentor in fünf Partien) ohne Not umzubauen, ist zumindest zu bezweifeln. Zwar war Denis-Danso Weidlich nicht der alleinige ,,Sündenbock", einen glücklichen Auftritt hatte er jedoch auch nicht. ,,Er passt besser zu Schnellbacher", hatte Neitzel einen - durchaus nachvollziehbaren - Grund genannt, warum der ebenfalls nicht immer überzeugende Dominik Schmidt hatte weichen müssen. Aber deshalb eine funktionierenden Defensive umbauen? Da gilt wohl der alte Spruch: Im Nachhinein ist man immer schlauer.

Das gilt auch für den Fall Manuel Janzer. ,,Er hat seine guten Trainingseindrücke heute leider nicht bestätigen können", umschrieb der Trainer die diskrete Leistung des Linksaußen noch vorsichtig. Ein glückliches Händchen kann man Neitzel bei seinen Entscheidungen also auch nicht attestieren.
Hinzu kommt der dünne Kader. Weil Saliou Sané wieder einmal angeschlagen fehlte - diesmal hatte der gefühlt dauerverletzte Stürmer mit Rückenproblemen zehn Tage mit dem Training aussetzen müssen - boten sich nach Manuel Schäfflers Einwechslung für die Offensive nur noch Nachwuchskräfte auf der Bank an.

Keine guten Aussichten für das Spiel gegen Spitzenreiter Dynamo Dresden, der am Sonnabend erstmals verlor (0:1 gegen Cottbus). ,,Die Niederlage heute wirft uns schon zurück", sagte Neitzel. ,,Gegen Dynamo haben wir die Gelegenheit, die entscheidenden Dinge besser zu machen. Heute haben wir nur Ansätze unserer Qualität abgerufen." Um nicht die Alarmsirenen endgültig schrillen zu lassen, muss in den Spielen gegen Dresden und beim Zweiten Münster eine Woche später auf jeden Fall Zählbares her.
Aufrufe: 018.10.2015, 21:00 Uhr
SHZ / cjeAutor