Holstein Kiel holt Eidur Sigurbjörnsson

,,Wir haben uns mit unserem Kader auseinander gesetzt und hoffen, dass wir nun jemanden gefunden haben, der uns kurz- und mittelfristig weiterhilft und unsere Möglichkeiten im Abwehrbereich erhöht", sagte Holstein-Trainer Karsten Neitzel.

Eiður Aron Sigurbjörnsson stammt aus Heimaey von den nur 4500 Einwohner zählenden Vestmannaeyjar (,,Westmänner-Inseln") vor der Küste Islands und durchlief beim örtlichen Traditionsverein ÍBV, der auch schon international bekannte Größen wie Ásgeir Sigurvinsson und Hermann Hreiðarsson hervorbrachte, die gesamte Jugend. 2011 wechselte er nach Schweden, wo er zunächst in Örebro über eine Reservistenrolle nicht hinauskam und längere Zeit an seinen Heimatclub ÍB Vestmannaeyjar sowie einige Monate an den norwegischen Erstligisten Ulf Sandnes verliehen wurde. In der vergangenen Saison setzte sich der Isländer dann endgültig in Örebro durch und absolvierte mit Ausnahme von zwei Partien, in denen er Gelbsperren absaß, alle Liga-Spiele als Innenverteidiger, wurde Neunter in der Allsvenskan und erreichte das Pokalfinale.

Insgesamt stehen bislang 35 Erstliga-Spiele in Schweden, 8 in Norwegen und 87 in Island auf der Visitenkarte des 25-Jährigen. Zudem absolvierte er sechs Partien für ÍBV in der Europa-League-Qualifikation. In der isländischen U21-Nationalmannschaft kam er sieben Mal zum Einsatz. Bei der A-Nationalmannschaft reichte es bislang zu einer Lehrgangsteilnahme. Im Rennen um die Teilnahme an der Europameisterschaft, für die sich das 300 000-Einwohner-Land sensationell qualifizierte, besitzt Eiður Aron Sigurbjörnsson angesichts der derzeit großen Konkurrenz allerdings nur Außenseiterchancen.

,,Wir wollen nicht zu viele Vorschusslorbeeren verteilen", sagte Neitzel. ,,Aber nach allem, was wir von ihm gesehen haben, bringt er gute Voraussetzungen, ein gutes Alter und etwas Erfahrung mit." Mit Eiður Aron Sigurbjörnsson bekommt die Kieler Defensive die seit Monaten benötigte Verstärkung. Seit der binnen weniger Tage erfolgten Schwächung durch den Verkauf von Hauke Wahl an den Zweitligisten SC Paderborn 07 und den Kreuzbandriss des etatmäßigen Kapitäns Marlon Krause klafft eine Lücke in der Innenverteidigung der Kieler. Die Sommer-Neuzugänge Denis-Danso Weidlich und Dominik Schmidt erfüllten die Erwartungen bislang nicht, einzig der eigentlich für die Außenbahn geholte Rafael Czichos liefert als Innenverteidiger (und Torschütze) konstante Leistungen ab. Routinier Manuel Hartmann bekam - in erster Linie wegen nachlassender Schnelligkeit - bislang keine Bewährungschance.

Nun soll Eiður Aron Sigurbjörnsson schnell zu einer Alternative werden. Der 25-Jährige, der als Stürmer und offensiver Mittelfeldspieler begann, wird sich in den kommenden Trainingswochen vor allem an die bei Holstein praktizierte Manndeckung gewöhnen müssen. ,,Er hat Spiele bei uns gesehen und sich damit auseinander gesetzt", sagt Neitzel. ,,Ich glaube, dass er gute Voraussetzungen mitbringt. Er ist ein fußballerisch guter Verteidiger, kein Büffel."

Zugute kommen dürfte dem Isländer dabei die allen Skandinaviern nachgesagte Anpassungsfähigkeit. Schon zuletzt mit dem Dänen Mikkel Vendelbo, der vor zwei Jahren im Winter aus Norwegen verpflichtet wurde, machten die Kieler da gute Erfahrungen. ,,Bis jetzt waren die Nordeuropäer, die ich trainiert habe, fast durchweg gute Typen", hofft Neitzel. Eiður Aron Sigurbjörnsson wird übrigens der zweite Isländer im Holstein-Trikot sein. In der Saison 2000/01 absolvierte Hákon Sverrisson aus Kópavogur 19 Punktspiele (1 Tor) und trug damit zur Rückkehr der Kieler in die damals drittklassige Regionalliga bei.

In Berührung kommen die Kieler damit auch wieder mit den Besonderheiten des Isländischen: So ist es keineswegs unhöflich, Eiður Aron Sigurbjörnsson bei seinem Vornamen zu nennen. Einen Familiennamen gibt es im Isländischen nicht, Sigurbjörnsson ist der Vatersname (Eiður Arons verstorbener Vater hieß mit Vornamen Sigurbjörn), den jeder Vater mit seinem Vornamen weitergibt. Selbst die Telefonbücher sind in Island somit nach Vornamen sortiert. In der Berichterstattung werden wir uns jedoch den internationalen Gepflogenheiten anpassen und Eiður Aron mit seinem Vatersnamen Sigurbjörnsson aufführen.

Ob der erste Winter-Neuzugang der letzte bleibt, mochte Neitzel nicht bestätigen. ,,Er muss nicht der Letzte sein, aber er könnte", so der Holstein-Trainer. ,,Das hängt auch davon ab, welche Möglichkeiten sich im Winter für uns noch auftun."