2024-05-08T14:46:11.570Z

Testspiel
Die Augen auf den Ball: Holsteins Steven Lewerenz (links) und Schalkes Sead Kolasinac (rechts) im Luftkampf um den Ball.Lühn
Die Augen auf den Ball: Holsteins Steven Lewerenz (links) und Schalkes Sead Kolasinac (rechts) im Luftkampf um den Ball.Lühn

Holstein Kiel hält mit: Kein Klassenunterschied zu sehen

Schalke schlägt die Störche knapp mit 2:1

Es passte noch nicht alles, aber doch schon sehr vieles. Der letzte Härtetest der Kieler „Störche“ vor dem Drittliga-Start am kommenden Sonnabend gegen den FSV Frankfurt war ein guter. Gegen Bundesligist Schalke 04 verlor Holstein Kiel zwar mit 1:2 (1:2), zeigte dabei aber über weite Strecken eine sehr anständige Leistung.

„Eine gute Leistung, aber keine sehr gute“, ordnete Holstein-Trainer Karsten Neitzel das Spiel ein. Kapitän Rafael Czichos war ebenfalls zufrieden. „Wenn wir 4:0 gewonnen hätten, wäre vielleicht die Gefahr gewesen, dass man überheblich werden könnte“, sagte er. „So war es kein schlechtes Spiel, aber es gibt eben auch noch Dinge, an denen wir arbeiten müssen.“ Die Kaltschnäuzigkeit der Schalker wäre ein Aspekt, den es sich zu lernen lohnte – doch das war wohl letztlich dann doch ein Ausdruck individueller Klasse. „Brutal effektiv“, nannte Neitzel die Schalker Offensive. „Aus den ersten beiden Chancen haben sie zwei Tore gemacht.“


Einig waren sich die Kieler jedoch darüber, dass beide Treffer unnötig waren. „Die Tore haben wir ja fast selbst gemacht“, sagte Niklas Hoheneder. Beim ersten Treffer war der Österreicher zwar als letzter dran, fälschte den Schuss von Max Meyer unhaltbar ab. Doch der entscheidende Fehler war bereits viel früher passiert. „Man muss nicht sofort versuchen, durch die erste Lücke zu spielen. Darauf wartet der Gegner doch nur“, rügte Neitzel den eigentlichen Patzer.


Evans Nyarko, der für Dominic Peitz (Innenbandriss) und Tim Siedschlag (Gesäßmuskelverhärtung) als Sechser spielte, unterlief dieser völlig unnötige Ballverlust, der zu einem Konter über Max Meyer führte, dessen Schuss zur Ecke abgelenkt wurde. Nach dieser Ecke brachte Schalke den bereits abgewehrten Ball über Leon Goretzka gut zurück in die Mitte, wo Meyer die Unordnung (Alexander Bieler sah im Duell mit Caicara nicht glücklich aus) nutzte (10.).


Beim zweiten Treffer war dann Hoheneder noch zu sehr im Modus Raumdeckung, konzentrierte sich einen Moment zu sehr auf den Ball und verlor den cleveren Klaas-Jan Huntelaar aus den Augen. Ein öffnender Pass, zwei Haken des Niederländers, der auch Robin Zentner aussteigen ließ – und drin war der Ball (34.). Dazwischen hatten die Kieler ihre beste Phase. Nach einer Viertelstunde hatte Holstein die anfängliche Zurückhaltung abgelegt. „Wir waren im Wettkampfmodus und sehr griffig in den Zweikämpfen“, sagte Czichos. „Das hat die Schalker wohl überrascht.“


So hatten die Kieler in der letzten halben Stunde des ersten Durchgangs mehr Ballbesitz und die besseren Chancen. Alle wussten, dass auch nach vorne etwas geht, als der überzeugende Dominick Drexler sich im Zweikampf am Strafraumeck deutlich cleverer anstellte als Nastasic, der das Bein stehen ließ. Drexler nahm an, Schiedsrichter Robert Schröder pfiff einen durchaus berechtigten Elfmeter. Milad Salem verwandelte zum 1:1 (18.). „Wer schießt, war vorher nicht abgesprochen. Aber ich stand in der Nähe und habe mich sicher gefühlt“, sagte der Torschütze.


Anschließend schaltete Holstein bei einem Freistoß im Mittelfeld schnell. Drexlers gute Flanke köpfte Alexander Bieler knapp vorbei (23.). Drexlers Schlenzer nach einem Bieler-Pass strich knapp vorbei (25.). Und als Steven Lewerenz flankte und Drexler per Kopf gut in Richtung langer Pfosten ablegte, stieß weder Saliou Sané noch Bieler in diesen Raum nach (26.). Nach der überraschenden 2:1-Führung nahm auch Schalke wieder mehr am Spiel teil. Zentner lenkte einen Schuss von Choupo-Moting zur Ecke (35.). Naldo köpfte nach eben dieser Ecke knapp vorbei (36.).


In einem Punktspiel wäre Schalke aber noch vor der Pause dezimiert gewesen. Der ansonsten nicht überzeugende Nyarko eroberte den Ball nach einem Fehler vom letzten Mann Kaan Ayhan und wurde von diesem am Trikot gehalten. Schröder beließ es angesichts des Freundschaftsspiel-Charakters bei Gelb für diese klare Notbremse. Den fälligen 20-Meter-Freistoß setzte Czichos knapp am Tor vorbei (40.). „Wir hatten unsere Chancen, auch das zweite Tor zu machen“, wusste Neitzel. Und Salem resümierte: „Man hat gesehen, dass wir uns auch gegen einen Bundesligisten Chancen erarbeiten können.“


Der zweite Durchgang stand auch im Zeichen vieler Wechsel. „Wir haben es nicht mehr so gut geschafft, richtig Druck aufzubauen“, sagte Neitzel. Schalke konnte sich öfter als zuvor bis auf die offensiven Flügel oder ins Offensivzentrum durchspielen. Klare Chancen entsprangen diesen Vorteilen aber nur wenige. Als 27-Millionen-Euro Neuzugang Breel Embolo im hohen Tempo den ansonsten gewohnt zuverlässigen Patrick Kohlmann einmal wirklich die auf dem Papier notierten 14 Jahre älter aussehen ließ, schlenzte er den Ball nachlässig am Tor vorbei (48.).


Ansonsten waren ein Embolo-Hackentrick (58.) und ein Meyer-Schuss übers Tor (77.) die gefährlichsten Szenen einer nun verflachenden Partie. Zwar war ein Klassenunterschied weiterhin bestenfalls in Einzelaktionen zu sehen, doch Holstein hatte nur noch wenige Offensivszenen. Die beste war noch ein Schuss von Mathias Fetsch an die Hand von Naldo (65.) – ein zweiter Elfmeterpfiff für Holstein blieb jedoch aus.„Das hat Spaß gemacht“, befand Verteidiger Hoheneder.


„Bis auf das Ergebnis hat vieles gestimmt. Wir haben gesehen, dass wir auch eine Bundesliga-Mannschaft vor Probleme stellen können.“ Nur einer war nicht ganz zufrieden. „Zumindest 1000 Zuschauer mehr hatte ich mir schon erhofft. Das war ja keine Kirmestruppe auf der anderen Seite“, sagte Holsteins Geschäftsführer Wolfgang Schwenke über die mit allen Stars – außer den noch urlaubenden deutschen EM-Fahrern Höwedes und Sane – angetretenen Schalker. Immerhin erlitt Holstein finanziell aber keinen Schiffbruch. „Es ist nicht so, dass wir noch Geld draufzahlen mussten“, stellte Schwenke fest.


Holstein Kiel:
Zentner (46. Kronholm) – Herrmann (80. Fernandes), Hoheneder (67. Sigurbjörnsson), Czichos, Kohlmann (80. Sicker) – Nyarko (80. Schmidt) – Lewerenz (67. Janzer), Bieler (80. Dürholtz), Salem (46. Schindler) – Drexler (67. Harder), Sané (46. Fetsch).
FC Schalke 04: Fährmann – Caicara (46. Riether), Naldo, Nastasic (46. Kehrer), Kolasinac (46. Aogo) – Schöpf (46. Embolo), Goretzka, Ayhan (46. Geis), Choupo-Moting (46. Sam, 66. Tektepay) – Meyer (88. Bitter) – Huntelaar (46. di Santo).
SR:
Schröder (Hannover).
Zuschauer:
6.663.
Tore: 0:1 Meyer (10.), 1:1 Salem (18., Foulelfmeter), 1:2 Huntelaar (34.).
Gelbe Karte:
Ayhan.

Aufrufe: 024.7.2016, 16:23 Uhr
SHZ / Christian JessenAutor