2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Top-Kandidat des Kieler Sportchefs Ralf Becker? Tomislav Maric (re., hier im Gespräch mit Stuttgarts Alexandru Maxim) gilt nach Informationen aus Süddeutschland als potenzieller Nachfolger von Karsten Neitzel. Foto: getty
Top-Kandidat des Kieler Sportchefs Ralf Becker? Tomislav Maric (re., hier im Gespräch mit Stuttgarts Alexandru Maxim) gilt nach Informationen aus Süddeutschland als potenzieller Nachfolger von Karsten Neitzel. Foto: getty

Holstein Kiel auf Trainersuche: Wird es Maric?

Becker-Vertrauter nach Informationen der "Stuttgarter Nachrichten" heißer Kandidat für Neitzel-Nachfolge.

Vier Punkte aus vier Spielen waren nicht genug für Karsten Neitzel. Nach dem enttäuschenden Start in die Saison zog Fußball-Drittligist Holstein Kiel am Dienstag die Reißleine und stellte seinen Trainer frei. Neitzels Nachfolger steht noch nicht fest. Die erste Übungseinheit leitete am Dienstagmorgen Athletiktrainer Timm Sörensen. Als Interimstrainer wurde der bisherige U23-Trainer Ole Werner (28) benannt, dem U19-Trainer Hannes Drews (33) assistiert. Das Duo aus dem eigenen Nachwuchs wird nach dem SHFV-Pokal-Viertelfinale beim ETSV Weiche und im Punktspiel gegen den FSV Zwickau am 27. August die Verantwortung tragen.
„Wir sind mit der sportlichen Entwicklung nicht zufrieden“, begründete der erst im Juni installierte Sportchef Ralf Becker den Wechsel. „Wir hatten das Gefühl, handeln zu müssen und wollen einen frischen Impuls setzen. Der Verein hat ambitionierte Ziele und im Sommer viel investiert.“ Die Kieler hatten öffentlich einen Platz im oberen Tabellendrittel als Saisonziel ausgerufen, intern soll jedoch nach den Investitionen in den Kader der Aufstieg aber bereits im kommenden Sommer gefordert worden sein.

„Es gab auch vor meinem Amtsantritt vereinsintern schon Diskussionen. Ich wollte mir aber ein eigenes Bild machen“, erklärte Becker die Entscheidungsfindung. Dass der Zeitpunkt nach nur vier Spielen unglücklich ist, gab der Sportchef zu. „Da gebe ich Ihnen Recht“, sagte der 45-Jährige auf Nachfrage. „Aber ich habe nicht nur diese vier Spiele beurteilt, sondern die Situation insgesamt jetzt als festgefahren empfunden.“ In Präsidium und Aufsichtsrat sah man das genauso, und das laut Becker auch einstimmig. „Wenn man gemeinsam zu dieser Auffassung gekommen ist, muss man die Entscheidung auch sofort vollziehen“, erklärte der sportlich Verantwortliche.

Neitzel selbst wollte sich nicht näher zur Trennung äußern, die ihm kurz nach Dienstbeginn gegen 8 Uhr von Becker und Geschäftsführer Wolfgang Schwenke mitgeteilt worden war. „Ich bin relativ geräuschlos gekommen und möchte auch geräuschlos gehen“, sagte der 48-Jährige, dessen Vertrag bis 2017 läuft und dem die Enttäuschung, aber auch eine gewisse Erleichterung nach zuletzt wenig angenehmer Arbeitsatmosphäre anzumerken war. In gut drei Jahren hatte er 118 Drittliga-Spiele auf der Kieler Bank erlebt und die „Störche“ in der Saison 2014/15 überraschend fast in die 2. Bundesliga geführt, als Holstein erst in letzter Minute der Relegation an 1860 München scheiterte.

Der bisherige Co-Trainer Jan Sandmann wurde zumindest vorübergehend auch von seinen Aufgaben bei der Drittliga-Mannschaft abgezogen, aber nicht beurlaubt. Der 38-Jährige, der seit sieben Jahren im Trainerstab bei Holstein arbeitet und auch sechs Jahre für die „Störche“ spielte, soll eine neue Aufgabe erhalten, wenn die Neitzel-Nachfolge geklärt ist.

Die Suche nach einem Nachfolger soll „zeitnah“ abgeschlossen werden. Angesichts von nur einem Punktspiel bis zum 11. September sehen sich die Kieler jedoch nicht unter Druck. „Wir haben Vertrauen in Ole und Hannes als Interimslösung“, betonte Becker. Dass in der Gerüchteküche bereits prominente Namen gehandelt wollte der Holstein-Sportchef nicht kommentieren. „Dass spekuliert wird, ist normal. Aber daran beteilige ich mich nicht“, erklärte er. „Wir haben klare Vorstellungen, welchen Trainertyp wir suchen. Aber auch das werden wir nicht öffentlich diskutieren.“

Als heißer Kandidat gilt nach Informationen der „Stuttgarter Nachrichten“ der ehemalige Bundesliga-Stürmer Tomislav Maric. Der 43-Jährige ist ein Vertrauter von Holstein-Sportchef Becker. Auf Nachfrage wollte Becker auch diesen Namen nicht kommentieren, bestätigte aber natürlich, Maric aus gemeinsamer Zeit als Spieler bei den Stuttgarter Kickers und als Funktionär beim VfB Stuttgart gut zu kennen. Maric ist eher ein Außenseiter auf dem Trainermarkt, wo eigentlich einige der erfahreneren Kandidaten besser positioniert sind. Der in Deutschland geborene Kroate war zuletzt für knapp eineinhalb Jahre Trainer beim slowakischen Erstligisten Dunajska Streda, arbeitete zuvor als Co-Trainer beim VfB Stuttgart (unter Thomas Schneider) und in Hoffenheim (unter Ralf Rangnick).

Beim VfB Stuttgart war er auch als Scout und Nachwuchstrainer aktiv und arbeitete in beiden Funktionen direkt mit Becker zusammen. Als Spieler war Maric unter anderem in Karlsruhe, Wolfsburg, Mönchengladbach und Hoffenheim sowie bei den Urawa Red Diamonds in Japan aktiv. In Interviews gab er – ähnlich wie Karsten Neitzel – an, einen Spielstil mit intensivem Pressing zu bevorzugen.
„Über mögliche Kandidaten werden wir natürlich in den Gremien beraten“, erklärte Becker, stellte gleichzeitig aber auch klar: „Am Ende treffe ich als sportlich Verantwortlicher die Entscheidung.“

Aufrufe: 022.8.2016, 11:30 Uhr
SHZ/CHRISTIAN JESSENAutor