2024-05-10T08:19:16.237Z

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Um eine Insolvenz abzuwenden, benötigt der TSV Aindling dringend Geld. Ein erstes Treffen zwischen Vereinsverantwortlichen und Verantwortungsträgern der Marktgemeinde verlief ergebnislos.  Foto: Gilg
Um eine Insolvenz abzuwenden, benötigt der TSV Aindling dringend Geld. Ein erstes Treffen zwischen Vereinsverantwortlichen und Verantwortungsträgern der Marktgemeinde verlief ergebnislos. Foto: Gilg

Hoffen auf Hilfe aus dem Rathaus

Ein Treffen zwischen Verantwortlichen des TSV Aindling und der Marktgemeinde Aindling verläuft ergebnislos +++ Damit es mit dem Verein weitergeht, braucht er Geld

Über zwei Jahre durften die Verantwortlichen des TSV Aindling hoffen. Darauf, dass die schlimmsten Befürchtungen nicht zur Gewissheit werden würden. Am Wochenende sind diese Hoffnungen nun zunichte gemacht worden. Auf der Hauptversammlung musste Präsident Ludwig Grammer einräumen, dass es für den Verein in den kommenden Wochen und Monaten um nichts weniger als das Überleben geht. Die Razzia der Steuerfahndung im November 2011 wirkt unerbitterlich nach. Kann der TSV Aindling geforderte Nachzahlungen der Rentenversicherung und des Finanzamtes nicht begleichen, muss er Insolvenz anmelden. Dies hätte gravierende Folgen.
Was ist der Auslöser für die Finanzkrise des TSV Aindling?
Ende November 2011 rückt der Zoll mit einem Großaufgebot beim damaligen Fußball-Bayernligisten TSV Aindling an. Die Beamten untersuchen die Geschäftsstelle und acht weitere Objekte von aktuellen und ehemaligen Vorstandsmitgliedern, beschlagnahmen Dokumente und Datenträger. Der Verdacht: Steuerhinterziehung über einen Zeitraum von acht Jahren. Die Ermittlungen dauern an. Seit diesem tristen Tag schwebt über dem Verein im nordwestlichen Landkreis ein Damoklesschwert: Ihm droht eine Insolvenz, das Aus.

Wie viel Geld muss der Verein nachzahlen?
Horrende Summen werden genannt, die der Verein für den betroffenen Zeitraum von knapp zehn Jahren berappen muss. Von rund 750 000 Euro wird im engen Kreis gesprochen. Ende Januar haben Rentenversicherung und Finanzamt die Verantwortlichen mit ihren vorläufigen Forderungen konfrontiert. Präsident Grammer nennt keine Zahlen, macht allerdings deutlich, dass der Verein diese Zahlungen nicht leisten könne, würden sie in der ihm bekannten Größenordnung bestehen bleiben.

Welche Möglichkeiten hat der TSV Aindling, um sich zu retten?
Die Funktionäre wollen Fachleute einschalten und ausloten, was sie in Gesprächen mit Rentenversicherung und Finanzamt erreichen können. Vornehmlich geht es darum, die Forderungen zu reduzieren. Parallel will der Verein Geld beschaffen. Grammer erklärt, man hoffe, ein Paket schnüren zu können. Dies ist schwer, nachdem der Verein seine Gemeinnützigkeit verloren hat. Spenden können nicht mehr steuerlich begünstigt abgerechnet werden.

Wer könnte dem TSV Aindling helfen?
Sollte sich niemand finden lassen, der den Verein finanziell unterstützt, scheint einzig die Marktgemeinde Aindling als Retter in Betracht zu kommen. Ihr gehört bereits der Grund, auf dem der TSV sein Sportheim und seine Tribüne errichtet hat. Zudem bürgt sie für das Sportheim. Am Montag trafen sich Verantwortliche des Vereins, die Fraktionen des Gemeinderats und Bürgermeister Tomas Zinnecker zu einem Informationsgespräch.

Mit welchem Ergebnis?
Keinem konkreten. Der TSV Aindling nannte weitere Zahlen. Diese seien in der Größenordnung gewesen, die er erwartet habe, erklärt Bürgermeister Zinnecker. Nun gehe es darum, in wieweit die Gemeinde dem TSV Aindling helfen könne. „Das müssen wir aber erst noch rechtlich prüfen lassen“, sagt Zinnecker. Er macht deutlich, eine kurzfristige Lösung werde es nicht geben. Zinnecker will den TSV Aindling und dessen bedrohte Existenz nicht zu einem Wahlkampfthema machen. Damit soll sich nach den Kommunalwahlen am 16. März der neue Gemeinderat beschäftigen. Allerdings muss der TSV Aindling Fristen einhalten. Ein neues Gemeindegremium käme erst im Mai zusammen. Womöglich zu spät für den Verein.

Was passiert, wenn der Verein nicht zahlen kann?
Bei Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung muss der Verein Insolvenz anmelden. Ein Schritt, den Präsident Grammer unbedingt verhindern möchte. Er hätte wohl die Auflösung des Vereins zur Folge. Ein Insolvenzverwalter des Amtsgerichts würde prüfen, ob genügend Vermögen vorhanden ist, um das Verfahren abzuwickeln. Die Marktgemeinde oder ein anderer Käufer könnten dem TSV Aindling beispielsweise Sportheim und Tribüne abkaufen. Mit diesem Geld könnte der Verein seine Schulden tilgen, müsste im Gegenzug künftig aber Miete für die Nutzung der Anlage bezahlen.

Wie groß sind die Erfolgsaussichten?
Bei einer erfolgreichen Abwicklung kann ein Unternehmen weitergeführt werden. Oft wird eine Firma allerdings zerschlagen. Die Insolvenzabwicklung eines Vereins erscheint weitaus schwieriger als bei anderen Unternehmen: weil die Insolvenzmasse wenig attraktiv wirkt. In der Folge könnten die Vereinsfunktionäre, gegen die ermittelt wird, mit ihrem Privatvermögen haften müssen. Vorausgesetzt, sie werden im Strafverfahren schuldig gesprochen und haben wissentlich gegen Recht verstoßen.
Aufrufe: 026.2.2014, 06:57 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johannes GrafAutor