2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
Nuno Sanchez schoss den Siegtreffer für Bergisch Gladbach
Nuno Sanchez schoss den Siegtreffer für Bergisch Gladbach

Höllentrip für drei Punkte

Nach drei Stunden Anreise und einem 0:2-Rückstand hat der SV Bergisch Gladbach 09 mit 3:2 in Freialdenhoven gewonnen. Am Sonntag empfängt das Team von Trainer Dietmar Schacht den SSV Merten mit Ex-Profi Rolf Christel Guie-Mien.

Bergisch Gladbach. Um 1.45 Uhr lag dann auch Dietmar Schacht endlich im Bett. Bevor er einschlafen konnte, ließ der Trainer der Mittelrheinliga-Fußballer des SV Bergisch Gladbach 09 noch einmal den dramatischen Tag Revue passieren. Die Ereignisse zuckten wie Blitze durch seinen Kopf. Und alles endete mit dem beinahe sensationellen 3:2-Sieg seiner Mannschaft bei Borussia Freialdenhoven. Zur Halbzeit lagen die Bergisch Gladbacher nach Treffern von Kelly Ajuya (14.) und Pascal Schneider (34.) bereits mit 0:2 zurück. Aber dann drehten Julian Kapitza (70.), Andreas Dreiner (81.) sowie Nuno Sanches (86.) die Partie. „Die erste Halbzeit war nicht gut. In der Pause habe ich die Jungs dann aufgeweckt. Danach war das wirklich ein toller Auftritt mit einer super Moral”, lobte Schacht. „Deshalb ist der Sieg auch mehr als verdient. Ich bin stolz, dass wir die drei Punkte mitnehmen konnten.”

Der eigentliche Hauptakt hatte also doch noch ein gutes Ende gefunden. Das Vorspiel jedoch hatte es noch viel mehr in sich. Die Bergisch Gladbacher brauchten mehr als drei Stunden für die Anfahrt nach Freialdenhoven. Um 17 Uhr ging die Reise am eigenen Stadion los, sie endete um 20.10 Uhr im Aachener Grenzland — zehn Minuten nach der geplanten Anstoßzeit. Der totale Zusammenbruch auf den Autobahnen rund um Köln sorgte dafür, dass die 09er in einen Stau nach dem anderen gerieten. Zudem noch in eine Vollsperrung auf der A 4. „Wir mussten 70 Kilometer Umweg über die Landstraßen fahren”, erzählte Schacht. „Und die waren natürlich auch entsprechend voll.” Als abzusehen war, dass eine pünktliche Ankunft nicht mehr machbar sein wird, rief Teammanager Thomas Götz auf der Geschäftsstelle der Gastgeber an und informierte über die Probleme. Schacht machte aus der Not eine Tugend: Seine Spieler mussten sich bereits während der Fahrt im Bus umziehen.

Nur 15 Minuten zum Warmmachen

Als sie dann endlich angekommen waren, wurde es nicht besser. Der Schiedsrichter ließ den Bergisch Gladbachern nur 15 Minuten Zeit, um sich ordentlich warmzumachen. Das brachte Schachts Blutdruck nach dem Ärger über den Stau erneut in Wallung: „Die Verletzungsgefahr ist viel zu groß, wenn man nur so wenig Zeit hat, um die Muskeln auf Temperatur zu bringen. Ich kann ja verstehen, dass Schiedsrichter und Gegner so schnell wie möglich beginnen wollen. Aber das war meiner Meinung nach dann doch etwas zu kurz.” Entsprechend schlecht begann die Partie. Und es wurde noch schlimmer. Nach zwölf Minuten musste Celal Kanli vom Platz getragen und hinter dem Tor vom Rettungssanitätern behandelt werden. Der 09-Stürmer hatte während der Begegnung Blut gespuckt und musste mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht werden. Später gab es Entwarnung: Es war nur ein Lungenbläschen geplatzt.

Aber genau zu dem Zeitpunkt schien alles Unglück für die Bergisch Gladbacher zusammenzukommen. Gerade als Kanli mit Blaulicht weggefahren wurde, kassierten die 09er den Rückstand — und aus Schachts Sicht auch noch aus Abseitsposition. Kelly Ajuya war es egal, er traf zum 1:0 für die Borussia. Als sich die Gemüter gerade wieder etwas beruhigt hatten, schlug Freialdenhoven erneut zu. Pascal Schneider gelang mit einem sehenswerten Volleyschuss in den Winkel das 2:0 — ein Traumtor. „In dem Moment dachte ich, dass an diesem Tag absolut alles gegen uns läuft”, sagte Schacht hinterher.

Aber dann kam seine Mannschaft eindrucksvoll zurück. Kevin Reuter schoss einen Foulelfmeter an den Pfosten. Und genau in diesem Augenblick schien das Schicksal seine Meinung zu ändern und stellte sich plötzlich auf die Seite der bis dahin so gebeutelten Bergisch Gladbacher. Der Abpraller fiel Julian Kapitza genau vor die Füße — nur noch 1:2. Nun begann die furiose Aufholjagd. Wenig später scheiterte der eingewechselte Arben Hyseni mit einem Kopfball noch am gegnerischen Torwart. Andreas Dreiner schaltete jedoch am schnellsten und staubte zum 2:2 ab. Und die Krönung war dann das 3:2 durch Nuno Sanches mit einem sehenswerten Lupfer.

All dass musste Schacht noch vor dem Einschlafen verarbeiten. Es war einiges an diesem Tag zusammengekommen. Als er am nächsten Morgen fünf Stunden später wieder aufwachte, schienen die Ereignisse schon wieder weit weg. Um sieben Uhr stand die erste Runde in Duisburg mit seinem Hund auf dem Programm — frische Luft schnappen, Kräfte sammeln. Außerdem war der Zeitpunkt gekommen, an dem der Blick bereits wieder nach vorne ging. Am Sonntag ist der SSV Merten zu Gast. Schacht hofft auf drei Dinge: Eine gute Leistung seines Teams, drei Punkte und weniger Aufregung.

Sonntag kommt Merten

Bergisch Gladbach empfängt am Sonntag (15 Uhr, Belkaw Arena) in der Fußball-Mittelrheinliga den SSV Merten. Bei dem Drittletzten steht seit der Winterpause mit Rolf Christel Guie-Mien ein 36-jähriger Ex-Profi unter Vertrag, der unter anderem für den 1.FC Köln gespielt hat und auf 27-Einsätze für die Nationalmannschaft des Kongo verweisen kann.

Dietmar Schacht zollt dem Umstand großen Respekt. „Wir sind gewarnt”, sagt 09-Trainer Dietmar Schacht. „Die haben durch diese Verpflichtung deutlich an Qualität gewonnen.” Allerdings geht das Team des 51-jährigen Fußballlehrers dennoch als klarer Favorit in die Begegnung.

In der Hinrunde konnten die Bergisch Gladbacher mit 4:1 in Merten gewinnen — es war der erste Sieg im vierten Spiel nach dem Abstieg. Jetzt soll mit einem positiven Ergebnis eine erfolgreiche Miniserie gestartet werden.

Aufrufe: 027.3.2014, 17:29 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Sven WinterschladenAutor