2024-03-27T14:08:28.225Z

Ligabericht
Der FC Augsburg II war für den SV Seligenporten (grün, Fabian Klose) mehrere Köpfe zu groß.  Foto: Weller
Der FC Augsburg II war für den SV Seligenporten (grün, Fabian Klose) mehrere Köpfe zu groß. Foto: Weller

Historisches 0:12-Debakel für den SVS

Desolate Klosterer mutierten gegen den furiosen FC Augsburg II vom Spiel- zum Sparringspartner. Irrwisch Marco Richter netzt sieben Mal ein.

Ganz egal, wie lange es die Regionalliga Bayern noch geben mag, die im Spielplan der Saison 2016/17 mit der Nummer 20 aufgeführte Partie des FC Augsburg II gegen den SV Seligenporten wird für alle Zeiten in der Rubrik „höchste Ergebnisse“ ganz weit oben rangieren.

Dabei liegt die ganz besondere Ironie darin, dass der SVS mit dem kaum glaublichen 0:12 (0:7)-Inferno beim FC Augsburg II sogar nicht einmal schlecht bedient war. Vielmehr klaffte zwischen den beiden Teams ein mit „eklatant“ noch unzureichend wiedergegebener Unterschied. Dies ist umso frappierender, als bei den Klosterern zehn Mann aus der in der Vorwoche erst nach großem Kampf gegen den FC Bayern München knapp mit 1:2 unterlegenen Mannschaft aufliefen, diese dann aber die von Trainer Florian Schlicker ausgegebene Devise, dass „wir unsere Grundtugenden einbringen müssen“ ins Lächerliche verkehrten. Freilich stand den Augsburgern anfangs auch ein bisschen das Glück Pate, als Albion Vrenezi nach drei Minuten aus 25 Metern einfach draufhielt und die Kugel im Tor von Christopher Pfeiffer zum 1:0 einschlug.


Den Ball ins Abseits gespielt

Vielleicht wäre dieser denkwürdige Nachmittag gar keiner geworden, wenn Seligenportens Dominik Räder unmittelbar danach ein Zuspiel von Mario Swierkot nicht auf den im Abseits stehenden Patrick Hobsch weitergeleitet, sondern aus etwa zwölf Metern selbst abgezogen hätte. So aber zog der FCA ein schnelles, extrem variables mit enormem Vorwärtsdrang ausgestattetes Kurzpassspiel auf. Die Gästespieler hingegen standen dieser überbordenden Spielfreude hilf- und ideenlos gegenüber und vermittelten den Eindruck, als hätten sie ihr Dasein mit lebensgroßen Marionetten aus der weltberühmten Augsburger Puppenkiste getauscht. Vermochte Pfeiffer dem FCA-Sturmwirbel mit einigen guten Paraden anfangs noch Einhalt zu gebieten, brach kurz nach einem Knaller ans Lattenkreuz von Marco Richter (16.) das Unheil unbarmherzig herein. Die Dynamik dieser Partie sollte nun – wenngleich einige Stufen tiefer – an das 7:1 der deutschen Elf im WM-Halbfinale gegen Brasilien erinnern. Augsburg agierte nun mit einer beispiellosen Dominanz und spielte sich in einen Rausch. Insbesondere der wie ein Irrwisch auftrumpfende Richter lieferte eine fantastische Vorstellung ab.

Fünf Tore in 20 Spielminuten

Unterbrochen durch einem von Julian Günther-Schmidt verwandelten Foulelfmeter (26.) schraubte die Nummer 18 des FCA II mit fünf Treffern in 20 Minuten (24., 28., 33., 35., 44.) das Ergebnis bis zur Pause auf 7:0 und sorgte ganz nebenbei dafür, dass sich in den Gesichtern sämtlicher in irgendeiner Weise mit dem SVS verbundenen Personen erst Erstaunen, dann Entsetzen und schließlich ohnmächtige Verzweiflung widerspiegelte. Komplett konträr die Gefühlslage der 320 Zuschauer, die ihre Helden begeistert in die Pause klatschten. Wer glaubte, dass sich die Elf von Christian Wörns bei hochsommerlichen Temperaturen im zweiten Durchgang etwas zurücknahm, sah sich ganz schnell getäuscht. Beseelt von schier unbändigem Torhunger kombinierten und zauberten sich die Hausherren weiter durch den Nachmittag und erhöhten durch Efkan Bekiroglu auf 8:0 (49.), bevor Marco Schuster alle Neune abräumte (58.). Der SVS indes fügte sich beinahe willig in die Rolle des Opferlamms. Statt zu versuchen, mit einigen gewonnen Zweikämpfen wenigstens etwas Ehrgefühl zu entwickeln, gewährten die Klosterer meist nur artig Begleitschutz oder standen den Künsten ihrer Kontrahenten hilflos staunend gegenüber.

Diese Einladung, das eigene Können bar jeglichen gegnerischen Körperkontaktes nach Belieben vorführen zu dürfen, nutzte Richter, um mit seinem sechsten (65.) und siebten Treffer an diesem Tage sein persönliches Sommermärchen fortzuschreiben und den Spielstand mit 11:0 in zweistellige Höhen zu treiben. Feierte das Publikum Tor Nummer Zehn noch frenetisch, schimmerte danach für die so fürchterlich gedemütigten, vom Spiel- zum Sparringspartner mutierten Klosterer sogar etwas Mitleid durch. Damit hatte Bekiroglu aber wenig im Sinn und machte mit dem 12:0 (80.) das für den SVS „dreckige Dutzend“ voll. Damit stellt der SVS die drei höchsten Niederlagen in der Regionalliga-Historie (0:6 gegen den FCB II 2013/14, 0:6 gegen Memmingen 2014/15) – ein trauriger Rekord.

Aufrufe: 031.7.2016, 12:22 Uhr
Udo WellerAutor