2024-04-15T13:50:30.002Z

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F: Christian Deutzmann
F: Christian Deutzmann

Hildens Keeper "schenkt" 04/19 den Sieg

In der Nachspielzeit produziert Schlussmann Karagiannis einen kapitalen Fehler. Zuvor hat Ratingen zweimal ausgeglichen.

Als Schiedsrichter Dustin Sikorski die Pfeife zum Schlusspfiff des Derbys zwischen Ratingen 04/19 und dem VfB Hilden blies, faltete Asterios Karagiannis die Hände vor sein Gesicht und blieb regungslos in seinem Tor stehen. Der Torhüter der Gäste wusste: Er hatte es verbockt.

Mit seinem kapitalen Patzer in der Nachspielzeit ermöglichte der 28-Jährige den Hausherren einen nicht mehr zu erwartenden 3:2-Sieg in der Oberliga - schon an den Treffern zuvor war die neue Nummer Eins der Hildener nicht schuldlos.

Es war ein eigentlich harmloser Ball, der da kurz vor dem Spielende noch in den Strafraum flog. Marwane Gobitaka kam nicht mehr heran, es wäre eine sichere Beute für einen Torhüter gewesen. Doch Karagiannis ließ den Ball prallen - und Dennis Wibbe jagte ihn zum Siegtreffer unter die Latte. Während die Mitspieler den Siegtorschützen unter sich begruben, sagte der Keeper wie ein Häulein Elend in sich zusammen. "Wir haben das Spiel durch individuelle Fehler verloren", sagte VfB-Trainer Toni Molina. Namen wollte er zwar keine nennen, was er meinte, war jedoch klar. Sein neuer Schlussmann war an keinem der drei Treffer schuldlos.

Ratingens Trainer Radojewski war derweil nicht zufrieden, aber glücklich. "Wir haben den Sieg letztlich erzwungen", sagte der Coach. "Aber wir haben nicht gut gespielt, vor allem in der ersten halben Stunde nicht." Diesen Zeitraum nutzte Hilden auch zum Führungstreffer durch Talha Demir. Einen Schuss von Fabian Andree hatte Torhüter Dennis Raschka nur zur Seite abgewehrt, der Mittelfeldspieler staubte ab. Kurz vor der Pause hätte Pascal Weber den zweiten Treffer nachlegen müssen, als ihm 04/19-Abwehrchef Patrick Fiedorra den Ball dilettantisch in die Füße spielte. Weber schob den Ball jedoch alleine vor Raschka am Tor vorbei.

Um so größer war die Überraschung, als Yusuf Keser kurz nach der Pause den Ausgleich erzielte. Orhan Dombayci prüfte Torwart Karagiannis, der ließ abprallen, Keser staubte abgefälscht zum Ausgleich ab. Doch Hilden ging wieder in Führung. Der eingewechselte Patrick Percoco stand nach fast einer Stunde völlig frei im Strafraum und schob den Ball zum 1:2 ins Tor. Es war jedoch das letzte richtige Lebenszeichen der Hildener, die immer schwächer wurden. Ratingen hatte nun mehrere Chancen, doch Marwane Gobitaka oder Keser vergaben beste Möglichkeiten. Acht Minuten waren noch zu spielen, als Gobitaka auf der Außenbahn einem langen Ball hinterherjagte. Karagiannis verließ sein Tor, um den Ball abzuwehren, Gobitaka war jedoch schneller und lupfte ihn zum Ausgleich - über den Innenpfosten - ins Tor. "Das war Instinkt, ich habe nur gesehen, dass das Tor leer ist", sagte der starke Ratinger Mittelfeldspieler.

Und dann folgte eben noch der nächste Aussetzer des Keepers, der zum Siegtreffer führte - und Trainer Molina so auf die Palme brachte, dass er einen Ball über das Stadiondach in die anliegenden Gärten drosch. "Ein Unentschieden wäre verdient gewesen", befand der Gäste-Trainer, der der vergebenen Chance zum 2:0 vor der Pause hinterhertrauerte.

04/19-Coach Radojewski lobte einzig die Moral seiner Mannschaft. "Wir haben ja auch in der Vorbereitung mehrfach Rückstände umgebogen, das zeugt von einem tollen Charakter", sagte der Trainer. "Trotzdem würde es meine Nerven schonen, wenn wir es etwas weniger spannend machen würden. Das muss ich nicht jede Woche haben."

Aufrufe: 010.8.2014, 23:59 Uhr
Rheinische Post / André SchahidiAutor