2024-05-02T16:12:49.858Z

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Herzenswunsch: Mit Hainchen zur Meisterschaft

KLA BÜDINGEN: +++ Kai Lotz kommt erst mit 16 Jahren zum Fußball und avanciert dennoch zu einem Top-Torjäger +++ Traum: „Endlich einen Titel gewinnen“ +++

Hainchen . Kai Lotz hat in seiner sportlichen Fußballer Laufbahn schon viel erlebt. Er war Torschützenkönig, hat sich bei den damaligen Verbandsligisten FSV Bad Orb und SG Bruchköbel – allen Unkenrufen zum Trotz – durchgesetzt. Und er war viele Jahre quasi die sportliche „Lebensversicherung“ des VfR Meerholz. Dank der Treffsicherheit seines Mittelstürmers feierten die Grün-Weißen ein ums andere Mal den Klassenerhalt in der Kreisoberliga Gelnhausen.

Doch eines hat Lotz, heute 34 Jahre alt, nie geschafft: Meister zu werden. „Ich will endlich einmal etwas gewinnen“, sagt er dann auch halb im Spaß, aber durchaus mit einem ernsten Hintergrund. Vielleicht klappt es ja – endlich – in dieser Saison. Immerhin: Die Chancen stehen so schlecht nicht, denn mit seinem aktuellen Verein, dem VfR Hainchen, rangiert Lotz auf dem dritten Tabellenplatz der Kreisliga A Büdingen: Vier Punkte hinter Spitzenreiter SG Hettersroth/Burgbracht, einen Zähler hinter dem SV Rainrod, der aber ein Spiel mehr ausgetragen hat.

Dass Hainchen eine so gute Ausgangsposition hat, liegt nicht zuletzt an dem Mittelstürmer klassischer Prägung. 13 Spiele hat er in dieser Saison für den VfR absolviert, dabei 15 Tore geschossen – ein absoluter Top-Wert für den Kapitän, der aber liebend gerne den erneut durchaus möglichen Titel als „Torschützenkönig“ gegen den des Meisters eintauschen würde. „Ich bin vor eineinhalb Jahren, nach sieben Spielzeiten in Meerholz, ja mit dem Ziel nach Hainchen gewechselt, mitzuhelfen, hier eine erfolgreiche Mannschaft aufzubauen“, schildert Lotz. Die erste Saison verlief gut, blieb aber ohne Happy End: Hainchen spielte quasi bis zum Ende um den Aufstieg mit – und musste dann doch Nieder-Mockstadt/Stammheim und Usenborn/Bergheim den Vortritt lassen. Tabellendritter. Gut, aber wieder kein Titel für Lotz. „Das war tragisch, allerdings hatten wir in der entscheidenden Phase auch einige verletzte Spieler und eben keine so breite Bank wie der FC Bayern München mit sieben, acht Top-Spielern“, erinnert sich der Angreifer. Bemerkenswert: Insgesamt 36 Mal hat der Ex-Meerholzer nach seinem Wechsel in den Fußballkreis Büdingen für Hainchen in der Liga gespielt, dabei 37 Mal getroffen – eine sensationelle Bilanz.

Jetzt läuft dem Vollblutstürmer die Zeit davon – was seinen Titeltraum getrifft. Mit 34 Jahren neigt sich seine Karriere dem Ende entgegen. Ans Aufhören denkt der Stellvertretende Filialleiter der Sparkasse in Steinheim zwar (noch) nicht, wohl aber an den Wechsel ins Trainerlager. „Ich habe viel erlebt, hatte mit Holger Trimhold, Uwe Müller, aber auch Andy Jakob oder Ralf Krieger tolle Trainer, von denen ich viel gelernt habe. Ich kann mir schon vorstellen, meine Erfahrung als Trainer einmal weiterzugeben, zumal ich sicher bin, dass ich einen guten Draht zu jungen Leuten habe“, hat sich Lotz bereits mit dem Gedanken an einen Wechel ins Trainergeschäft beschäftigt. Vielleicht sogar schon zur nächsten Saison, womöglich als Spielertrainer? „Mal sehen“, hält sich der frisch verlobte Torjäger alle Optionen offen, der aktuell in Steinheim lebt, aber nach der geplanten Hochzeit nach einem Rückzug in Richtung Gelnhausen liebäugelt. Erst einmal will er sich voll und ganz auf die Restrunde mit dem VfR Hainchen konzentrieren. Dafür fühlt er sich bestens gerüstet. „Ich habe einiges umgestellt und seitdem fühle ich mich viel besser, bin kaum noch verletzt“, erzählt er freudig. Er geht jetzt regelmäßig ins Fitnessstudio („ganz ehrlich, früher wollte ich eigentlich nur den Ball, jetzt habe ich gemerkt, dass es mir gut tut, wenn ich etwas für meine Rücken- oder Brustmuskulatur mache“) und hat die Ernährung umgestellt. „Früher gab es eigentlich nur Cola und Fanta. Jetzt ernähre ich mich viel gesünder“, zählt sich Lotz als Spieler noch nicht zum „alten Eisen“. Den Trainergedanken treibt er aber voran, macht nebenher den C-Schein, ist seit vielen Jahren Kapitän – erst in Meerholz, jetzt auch in Hainchen – und zeigt somit auch nach außen, dass er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.



Dabei ist Lotz eigentlich eher zufällig und ungewöhnlich spät zum Fußball gekommen. „Ich stamme aus einer Handballerfamilie. Meine Mutter hat Handball gespielt und da war klar: Ich spiele auch Handball.“ Und das gar nicht schlecht. Lotz, schon damals einer der köperlich größten seines Jahrgangs, war Torhüter. Seine erste Station war der TV Gelnhausen, dann spielte er auch für Bischofsheim und Steinheim, die für ihre gute Nachwuchsarbeit bekannt waren. Sein Trainer war der spätere Bundesligatorhüter Jörg Zereike, der vom TV Gelnhausen den Sprung zum VfL Gummersbach schaffte und heute beim TBV Lemgo als Geschäftsführer tätig ist. Lotz schaffte es bis zur Hessenauswahl, doch dann saß er nur noch auf der Bank. „Ich kam an einem damaligen Junioren-Nationaltorhüter nicht vorbei. Dann bin ich eben zum Fußball gewechselt“, erzählt er. Da war Lotz schon 16. „Die haben sich gewundert, dass ich in jedes Kopfduell wie ein Verrückter reingegangen bin. Die haben mich dann gefragt, ob ich denn überhaupt keine Angst hätte. Doch als Handballtorwart hast du mit dem leichteren Fußball doch keine Angst“, muss er heute lachen. Im Seniorenbereich spielte er erst ein halbes Jahr für Niedermittlau – und schoss Tore am Fließband. Kreisoberligist Mittel-Gründau wurde auf ihn aufmerksam, verpflichtete ihn – und Lotz traf weiter. Dann folgten die Wechsel zu den Verbandsligisten Bad Orb und später Bruchköbel. „Da hat mir keiner zugetraut, mich durchzusetzen. Doch ich habe es geschafft“, erinnert er sich mit ein bisschen Stolz in der Stimme. Schließlich spielten damals Akteure wie Roberto Manega, Michael Schubert oder Ralf Horseling für den FSV.

Gelnhausen, Hanau, jetzt Büdingen – Kai Lotz hat schon einige Fußballkreise kennengelernt. Wie groß ist eigentlich der Unterschied zwischen den Kreisen Gelnhausen und Büdingen? „Nicht so groß, wie immer erzählt wird. Vielleicht wird in Büdingen etwas kampfbetonter, aber deswegen keinesfalls schlechter gespielt“, so Lotz. Gerade die Top-Teams der A-Liga hätten durchaus auch technisch einiges zu bieten – vorneweg Tabellenführer SG Hettersroth/Burgbracht. „Die haben eine junge und spielerisch wirklich gute Mannschaft. Für mich waren sie in der vergangenen Saison schon das beste Team, auch wenn sie am Ende nur auf Rang vier landeten“, so seine Erfahrung. Am deutlichsten werde der Unterschied zwischen beiden Fußballkreisen bei der Infrastruktur. „Die Plätze und Sportlerheime sind im Raum Gelnhausen schon auf einem anderen Niveau, wobei im Bereich Büdingen die Verantwortlichen auch alles für die Vereine tun. Was aber auffällt: Die robustere Spielweise in Büdingen hat auch seinen Preis: Die Schiedsrichter greifen aus meiner Sicht nicht konsequent genug durch, da gibt es teilweise ganz schön auf die Socken, ohne dass es Konsequenzen gibt“, würde sich Lotz härtere Sanktionen der Unparteiischen wüschen.

Dennoch fühlt er sich pudelwohl in Hainchen. Jetzt bleibt noch dieser eine, unerfüllte Wunsch: Einen Titel zu holen. Mit dem VfR in dieser Saison? „Das wäre super, aber es wird eng, denn Hettersroth/Burgbracht ist der Top-Favorit. Dennoch hoffe ich dass die Saison nicht wieder so tragisch für uns endet, wie die vergangene. Auf Rang drei hat Kai Lotz keine Lust mehr.



Aufrufe: 028.1.2017, 07:01 Uhr
Volker Lehr (Gelnhäuser Tageblatt)Autor