2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
"Herzlich Willkommen": Die B-Junioren des MSV Neuruppin durften am Sonntag bei Hertha die Bälle holen. ©MZV
"Herzlich Willkommen": Die B-Junioren des MSV Neuruppin durften am Sonntag bei Hertha die Bälle holen. ©MZV

Herthas berühmtester Balljunge ist Neuruppiner

Wirre Kritik am ersten Gegentor der Berliner gegen Freiburg / Beim MSV spricht man trotzdem von einem tollen Tag

Einer, der seit Sonntag ziemlich oft im Zusammenhang mit der Bundesliga-Partie zwischen Hertha BSC und dem SC Freiburg erwähnt wird, ist ein Balljunge. Angeblich hätte er den Freiburg-Sieg (0:2) eingeleitet. So sieht es jedenfalls die Bild-Zeitung. Der Balljunge ist Ruppiner und spielt beim MSV. Dort kann man die Aufregung nicht so ganz nachvollziehen.

Das böse Erwachen kommt am Sonntag. Die Bundesligapartie zwischen Hertha BSC und Freiburg ist noch gar nicht ganz abgepfiffen, da titelt die Bild-Zeitung schon: "Hertha-Balljunge leitet Freiburg-Sieg ein".

Was war passiert? In der 14. Spielminute bekamen die Freiburger einen Einwurf zugesprochen, der Balljunge, der aus Neuruppin kommt, beförderte das Leder umgehend zum Einwerfer. Die Schläfrigkeit der Berliner Abwehr nutzten die Gäste zum Führungstreffer durch Felix Klaus. Am Ende verloren die Berliner ihr Heimspiel mit 0:2. Nun kursiert im Internet gar der obskure Vorwurf, der Balljunge sei schuld an Herthas Niederlage.

"Das ist natürlich völliger Quatsch." Trainer Mario Stärck, der mit seinen B-Junioren einen ganzen Tag auf dem Hertha-Gelände verbrachte, kann die Aufregung überhaupt nicht nachvollziehen. "Der Junge hat doch nichts falsch gemacht. Meine Spieler bekamen vor der Partie eine Extra-Einweisung, was sie zu tun haben. Dass da jetzt so eine Welle gemacht wird, ist doch Wahnsinn."

Er, selbst Hertha-Fan, sah ein "schlechtes Spiel" seiner Lieblinge. "Da gab es einfach zu viele Schlafeinlagen." Zwei davon nutzten die Freiburger zu Toren: nach einem, wie bereits beschrieben, schnellen Einwurf (14.) und einem Eckball (52.). Der neue Trainer Pal Dardai hatte sich sein Heimdebüt sicher anders vorgestellt, nachdem er eine Woche zuvor in Mainz mit einem 2:0-Erfolg einen Traumeinstand gefeiert hatte.

Zum Balljungen äußerte sich der Trainer nicht. Allerdings konnte sich Hertha-Presseprecher Peter Bombach einen KOmmentar nicht verkneifen, der wohl noch weiteres Öl ins Feuer goss. Von der Dauerrotation der Szene im Bezahlsender Sky mal abgesehen: "Dem Balljungen allein Vorwürfe zu machen, wäre nicht in Ordnung. Aber bisschen fix war er wohl schon", sagte Bohmbach der Bild.

Für den Neuruppiner Trainer und seine Jungs war es trotz der seltsamen Schlagzeile und der anschließenden Diskussion ein toller Tag. "Alle haben auf der Rückreise von einem ganz tollen Erlebnis geschwärmt", so der Coach.

Bereits im Vorjahr war Mario Stärck mit Nachwuchskickern des MSV zu Gast beim Hauptstadtclub. Hertha lädt regelmäßig Mannschaften aus Partnerstädten, so wie Neuruppin auch eine ist, zu sich ein. Am Sonntag nun war erneut eine MSV-Delegation vor Ort: das Trainergespann Mario Stärck/Martin Döll und 16 B-Junioren. Michael Christiansen, Leiter der Hertha-Akademie, führte die Neuruppiner durchs Internat, organisierte eine Trainingseinheit, kümmerte sich um ein gemeinsames Mittagessen und kleidete die MSV-Talente für den Einsatz als Balljungen beim Nachmittagsspiel der Berliner gegen Freiburg ein. "Wir konnten zwar nicht auf die Plätze, weil diese gesperrt waren. Aber bei der ersatzweise angesetzten Krafteinheit haben meine Jungs auch ordentlich geschwitzt", überließ der Trainer Stärck diesmal gerne das Kommando dem Athletiktrainer der Profis. Nach dem Mittagessen vertrieben sich seine Jungs im Chillraum bei diversen Spielmöglichkeiten die Zeit, ehe zwölf der 16 Fußballer zur Einweisung der Balljungen gerufen wurden. "Die anderen Jungs und wir Trainer haben uns das Spiel dann von der Tribüne aus angeschaut", erklärt Mario Stärck.

Im April ist der MSV Neuruppin erneut mit einer Gruppe von Nachwuchsspielern zu Gast beim Hauptstadtclub. "Da gibt es bei uns im Verein sicher genug Jungs, die heiß darauf sind, mitzukommen", ist sich Stärck sicher. "Wir haben ja ganz viele Hertha-Fans in unserer Mannschaften." Im April kommt dann Aufsteiger SC Paderborn ins Olympiastadion.

Aufrufe: 017.2.2015, 08:35 Uhr
MOZ.de / Gunnar Reblin und Marc SchützAutor