2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Spannend und nicht selten auch lustig war's mit Hermann Gerland (r.) und Bernd Hollerbach. Fotos: Sportfoto Zink
Spannend und nicht selten auch lustig war's mit Hermann Gerland (r.) und Bernd Hollerbach. Fotos: Sportfoto Zink

Hermann Gerland und Bernd Hollerbach zu Gast in Feucht

Die Gemeinschaft der Fußballtrainer Mittelfranken lud zur Plauderei mit den zwei Startrainern

Eine neugewählte – alte – Vorstandschaft, erstmals allerdings mit einer Trainerin im Gremium, zwei außergewöhnliche Ehrungen, in Hermann Gerland und Bernd Hollerbach zwei prominente, illustre Gäste – die Fortbildungsreihe der Gemeinschaft der Fußballtrainer (GFT) Mittelfranken startete gleich mit einem Höhepunkt ins neue Jahr. Kein Wunder, dass das Sportheim des SC Feucht am Montagabend aus allen Nähten platzte.
Gleich die erste Frage ge­fällt Hermann Gerland so gar nicht. Dabei hat GFT-Vorstandsmitglied Hendrik Baumgart, das zusammen mit dem alten und neuen ersten Vor­sitzenden Gérard Monin die Plauder­runde leitet, von dem (noch) ersten Co-Trainer des FC Bayern München doch nur wissen wollen, wie sich Car­lo Ancelotti und sein Vorgänger Pep Guardiola in ihrer Trainingsarbeit unterscheiden. Der 62-Jährige trägt das Herz gerne auf der Zunge, wie später noch mehrmals deutlich wird, doch in diesem Fall muss man wohl diplomatisch bleiben, und so sagt er nach einem typischen „Gerland-Grantler“ und einiger Bedenkzeit nur: „Der eine ist halt ein bisschen älter und ruhiger, der andere ein biss­chen jünger und hektischer.“ Der „Tiger“, wie der Westfale genannt wird, ist bekanntermaßen äußerst beliebt bei den Bayern-Pro­fis aus aller Herren Länder, zudem gilt er als damaliger Trainer der zweiten Mannschaft als Entdecker späterer Nationalspieler wie Lahm, Schweinsteiger, Müller oder Badstu­ber. Als Co-Trainer hat er neben den beiden schon Genannten auch unter Jupp Heynckes und Louis van Gaal gearbeitet: „Wir sprechen hier von den besten Trainern der Welt, es sind nur Nuancen, in denen sie sich unterscheiden“, schiebt er nach.

Der frühere Bundesligaspieler des VfL Bochum, der mit 18 Profi wur­de, erzählt, dass er damals mit dem Fahrrad zum Training gefahren ist („Da war ich schneller als der Bus, und ich brauchte kein Warmmachen und kein Auslaufen“), und verrät, dass er „als kleiner Junge großer Club-Fan“ war: „Spieler wie Fla­chenecker, Volkert, Brungs, Leupold und Popp kannte ich alle“ – da hören auch die ehemaligen Cluberer wie Reinhold Hintermaier, Alu Rahner, Reiner Geyer, Klaus Mösle (jetzt Trainer des SC Feucht) oder der frü­here Club-Amateurtrainer Ioan Pal im Saal mit Interesse zu.

Wird Gerland – er war von 1988 bis 1990 und von 1995 bis 1996 auch Club-Trainer – zum aktuellen 1.FC Nürnberg gefragt, fällt ihm die Ant­wort schon schwerer. Das Wort „traurig“ rutscht dem früheren Club-Fan und -Trainer raus, als die Spra­che auf den Burgstaller-Verkauf kommt, und er sagt: „Wenn wir den Lewandowski verkaufen würden, würden wir auch nicht mehr so viele Tore schießen.“ Im Sommer erhält Gerland eine neue Aufgabe beim FCB, er wird Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Sein erstes Ziel: der Aufstieg der zweiten Mannschaft in die dritte Liga.

Gerland bei den steinreichen Bayern und Bernd Hollerbach beim „kleinen“ FC Würzburger Kickers trennt nur eine Liga, und dennoch sind es Welten. Gleichwohl hat auch der 47-jährige Ex-Profi (bei St. Pau­li, Kaiserslautern und dem HSV war er ein harter Linksverteidiger) Groß­artiges als Fußballlehrer erreicht. Als Co-Trainer von Felix Magath wurde er 2009 mit dem VfL Wolfs­burg deutscher Meister. 2014 über­nahm er den Verein in seiner Heimat­stadt auf Rang 13 in der Regionalli­ga und führte ihn auf direktem Weg ins Unterhaus. Über den zweiten Aufstieg habe er sich aber „gar nicht so richtig freuen“ können, berichtet er: „Die Schere geht immer weiter auseinander in der zweiten Liga. Unseren kleinen Etat fressen schon das Stadion und die Infrastruktur.“ Der gelernte Metzger hofft deshalb inständig auf die Unterstützung der Stadt („Sonst wird es schwierig“), trotzdem ist er „sicher, dass wir die Klasse erhalten“. Der in diesem Jahr noch sieglose Tabellenzwölfte hat nur noch sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz 16, und von Münchner Verhältnissen kann Hollerbach nur träumen: „Unser Tor­warttrainer arbeitet bei der Stadt. Immerhin haben wir uns nach dem Aufstieg einen Scout gegönnt.“

In einem sind sich die beiden Trai­ner einig: Es wird heute viel weni­ger, aber in allen Bereichen viel besser trainiert als früher, auch die Leis­tungszentren haben viel nach vorne gebracht. Was der 204-fache Bundes­ligaspieler Gerland zum Abschluss so auf den Punkt bringt: „Wenn ich in der Zeit, in der ich gelaufen bin, gespielt hätte, wäre ich ein erstklassi­ger Verteidiger geworden. So war ich nur ein guter.“

Ehrungen für Nüssing und Franitza

In Windeseile wurden zuvor die Wahlen abgewickelt. Gérard Monin (erster Vorsitzender), Dieter Nüssing (zweiter), Horst Franitza (dritter/ Finanzen) sowie die Vorstandsmit­glieder Hendrik Baumgart, Hubert Müller und Marcus Kirschner wur­den einstimmig gewählt, ebenso das neue Vorstandsmitglied Sonja Kienz­ler. Die 29-Jährige – sie ist Leiterin der BFV-Geschäftsstelle Mittelfran­ken – spielte in der zweiten Liga beim SV Weinberg und soll insbeson­dere auch Ansprechpartnerin für die Trainerinnen sein. „Wir sind damit die erste Trainervereinigung Bay­erns mit einer Frau in der Vorstand­schaft“, sagte Monin. Zudem hatte der Bezirksehrenamtsbeauftragte Stefan Merkel noch zwei besondere Ehrungen zu vergeben: Für ihre lang­jährigen Verdienste erhielten Nüs­sing das BFV-Verbandsehrenzei­chen in Gold und Franitza die DFB-Sonderehrung mit DFB-Uhr.

Aufrufe: 029.3.2017, 10:45 Uhr
Hermann Hempel (NZ)Autor