Nicht gegriffen hatte der Optimismus des neuen Trainers Dragan Misetic, der vorher von einem erfolgreichen Start seiner Mannschaft überzeugt war, die er als „technisch, taktisch und körperlich fit“ bezeichnete. Zumindest sollte anknüpft werden an die Erfolge der vergangenen Saison, als im Endspurt gerade noch der Verbleib in der Regionalliga gelungen war. Der erste Schritt vorwärts blieb vorerst aus gegen einen Gegner, der spielerisch nicht besser, aber abgeklärter sein Pensum erledigte.
Natürlich hätte, wie fast immer bei einem 0:1, das Ergebnis auch umgekehrt lauten können. Und dass der entscheidende Treffer aus einem wohl eher als Flanke gedachten Freistoß von Arlene Rühmer (80.) resultierte, an dem Club-Torfrau Anke Gülpers zudem mit ihrem einzigen Schnitzer beteiligt war, vergrößerte den Ärger noch. Verdient jedoch hatten sich die Gäste den Sieg, spielten sie sich doch die deutlich klareren Einschussmöglichkeiten heraus. Verständlich daher die Erleichterung bei Trainer Engin Keskin, „dass es doch noch geklappt hat“, war er nach dem für ihn ärgerlichen 3:3 im Vorjahr nach 3:0-Führung doch mit „einigem Respekt“ nach Nürnberg gekommen.
Sein Nürnberger Kollege Misetic hatte einem Umstand bei seiner Rechnung nicht richtig eingeschätzt: die Nerven. „Die Mannschaft kann das erste Spiel kaum erwarten“, hieß es vorher voller Zuversicht, hinterher schrieb er einen Großteil der Schwächen der übergroßen Nervosität zu.
Häufig in der Vergangenheit trotz ihres spielerischen Potenzials gelobt, aber wegen in entscheidenden Szenen fehlender Aggressivität und Kaltschnäuzigkeit gerügt, unterstrichen die jungen Talente das geforderte Plus an „Feuer“ von der ersten Minute an mit etlichen Fouls, mehr dem Übereifer als der Notwendigkeit geschuldet.
Damit brachten sie sich jedoch stärker aus dem Tritt als den routinierteren und körperlich überlegenen Gegner. Das erkennbare Bemühen, mit schnellem Passspiel die Hessen unter Druck zu setzen, missriet oft zu Hektik, viele Ballverluste und Fehlpässe brachten nicht nur die eigenen Aktionen ins Stocken, sondern boten Calden mehrfach beste Konterchancen. Zum Glück für die FCN-Frauen scheiterte Johanna Hildebrandt am Pfosten (14.), zielte knapp am Tor vorbei (26./33./37) und scheiterte an der glänzend reagierenden Gülpers (50.), die auch mit einer weiteren Großtat gegen Jil Ludwig (73.) einen Rückstand verhinderte.
Beim Club dagegen fehlte in der Offensive Übersicht und vor allem Präzision. Stoßstürmerin Nicole Munzert rieb sich allein in vorderster Front auf, weil, so Misetic, „irgendwie das Selbstvertrauen fehlte, energisch nach vorne zu arbeiten.“ Zwar verstärkten die Gastgeber in Halbzeit zwei ihre Bemühungen, klare Chancen aber waren eher die Ausnahme. Weder Kim Urbanek noch Luisa Richert konnten sich wirkungsvoll in Szene setzen. Und Leonie Vogel, im Vorjahr ein Aktivposten in der Offensive, deutete nach ihrer Einwechslung (32.) nur einmal ihre Dynamik und Gefährlichkeit mit einem Schuss (65.) an, der knapp das Tor verfehlte. Zu wenig für eine mit ihren Qualitäten.
Ein bisschen Pech kam dann auch noch hinzu, denn Munzert hatte in der 71. Minute den Führungstreffer auf dem Fuß, aber das Bein der ansonsten kaum ernsthaft geprüften Caldener Torfrau war dem Einschuss im Weg, so dass das mit großem Aufwand und Einsatz geführte Spiel mit zwei Sätzen treffend beurteilt ist. „Wir können es besser, viel besser“, lautete Misetics Fazit. Und ein älterer Zuschauer machte im Vorbeigehen einer Gruppe Spielerinnen, von denen eine seine Enkelin gewesen sein könnte, Mut: „Kopf hoch, weiter geht’s.“ Stimmt, denn am Sonntag ist Eintracht Frankfurt nach dem 1:1 beim Aufsteiger FC Ingolstadt der Gastgeber, dessen Trainer den Frauen-Club sogar so etwas wie die Rolle des Geheimtipps in der Liga zutraut.
Weiter geht es also, und das wegen dreier Langzeitverletzter ohne große personelle Alternativen - aber möglichst um einiges besser, um den eigenen Erwartungen gerecht zu werden und die Nervosität in den Griff zu bekommen.