2024-05-02T16:12:49.858Z

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Eine echte Kante: Altenoythes Rainer Dullweber (links, hier in einem Heimspiel gegen Falke Steinfeld). NWZ-Archiv
Eine echte Kante: Altenoythes Rainer Dullweber (links, hier in einem Heimspiel gegen Falke Steinfeld). NWZ-Archiv

Heißer Herbst mit bissigen Hohefeldern

Spitzenspiel in Hohefeld: Anfang Oktober 1995 kommt es in der Fußball-Bezirksliga zum Kracher. Der SV Altenoythe um Coach Walter Brand empfing ...
die damalige Zweitliga-Reserve des SV Meppen. Wer weiter vorne mitmischen wollte, musste gewinnen. Gästeteams reisten seinerzeit immer mit einem mulmigen Gefühl nach Altenoythe an.

Der SVA war in der Liga als unbequemer Gegner bekannt. "In den Heimspielen war stets ordentlich Dampf garantiert. Wir haben immer gleich von Beginn an Druck gemacht. Abwarten war nicht unser Ding", erinnert sich Michael Wieborg, der 13 Jahre für den SV Altenoythe auf Bezirksebene aktiv war.

Doch Vorsicht war trotzdem geboten, denn Georg Schultejans, der Trainer der Meppener, hatte eine Topmannschaft ins Rennen geschickt. Als Libero sollte der 36-jährige Josef Menke, der zu dem Zeitpunkt über 200 Zweitligaspiele auf dem Buckel hatte, hinten den Laden zusammenhalten. Mit im Team standen auch die Jungspunde Sebastian Röttger und Holger Wehlage, die später ebenfalls im Profibereich landeten. So gewann Wehlage mit Werder Bremen 2004 das Double, bestehend aus Meisterschaft und Pokal. Damit nicht genug: Auch Daniel Puce stand beim SVM in der Startelf. In den Folgejahren spielte er mit großem Erfolg in der Schweiz und verzeichnete sogar Einsätze im Europapokal.

Die Hohefelder Spieler staunten jedenfalls nicht schlecht, als sie nach dem Aufwärmen einen flüchtigen Blick auf die Startaufstellung der Gäste warfen. "Meppen hatte einiges aufgeboten. Menke war zum Beispiel ein absoluter Topspieler", so Wieborg. Doch die Truppe des SV Altenoythe war ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Zumal Torsten Thomann nach abgelaufener Rotsperre wieder einsatzbereit war. "Wir hatten in jenen Jahren eine richtig gute Truppe. Vor allem bestand der Kern der Mannschaft aus Altenoythern. Dazu noch viele Spieler aus der direkten Umgebung", so Wieborg.

Torhüter Matthias Hermeling suchte in der Liga seinesgleichen. Abwehrhaudegen Hubert Flatken ging auch einmal dahin, wo es weh tat, und auf der Außenbahn wirbelte Michael Pohl, der schneller war wie ein junger Feldhase in der Dämmerung. "Michael war ein richtig Guter. Später hatte er leider mit hartnäckigen Knieproblemen zu kämpfen", erzählt Flatken.

Vorne sorgte Andreas Wieborg für die nötigen Tore. Er war gefährlich wie eine Klapperschlange und ein echter Strafraumstürmer. Für solch einen Spielertypen würde manch ein heutiger Bezirksligist sein Festgeldkonto plündern. Nachdem Schiedsrichter Oeverhaus aus Alfhausen anpfiff, ging gleich die Post ab. Zuerst diktierte allerdings Meppen das Geschehen. Zwei Minuten waren gespielt, als Jens Bovenschulte den Ball aus 16-Metern an das Lattenkreuz nagelte.

Auf der Gegenseite ließ Georgi Raikov nach feinem Doppelpass mit Andreas Wieborg die Chance zur Führung aus. In der 25. Minute hebelten die Altenoyther Meppens Abwehr erneut mit einem Doppelpass aus. Andreas Wieborg bediente Torsten Thomann, der Torhüter Jürgen Kremer "nass" machte, ehe er von Menke gelegt wurde. Es gab Elfmeter und zum Erstaunen aller kassierte nicht Menke den Platzverweis sondern Kremer. Ersatzmann Andreas Hagemann kam rein und war beim Elfmeterschuss von Michael Wieborg machtlos.

Die Meppener blieben auch in Unterzahl brandgefährlich. Aber nur vier Minuten vor der Pause schwächten sie sich wiederum selbst. Der bereits verwarnte Bovenschulte leistete sich gegen Stefan Thomann ein erneutes Foulspiel. Daraufhin sah er die Ampelkarte. Nun hätten die Hohefelder alles klar machen können, aber fast mit dem Pausenpfiff setzte Andreas Wieborg den Ball nach Vorarbeit von Bruder Michael nur an die Latte. Nach dem Seitenwechsel diktierten anfangs wieder die Meppener das Geschehen. Doch Hermeling war auf dem Posten.

In der 67. Minute war er aber machtlos, als Flatken einen Meppener Steilpass ins eigene Tor köpfte. "Ich weiß schon, warum ich mich an diese Begegnung nicht mehr so gut erinnern kann", nimmt Flatken sein Eigentor in der Rückschau mit Humor. Minuten später brannte wieder der Baum, als die Altenoyther Michael Wieborg und Rainer Dullweber mit der roten Karte vom Platz flogen.

Es blieb spannend und farbenfroh. Drei Minuten vor Schluss flog der nächste Spieler vom Feld. Diesmal hatte es Meppens Wolfgang Hake erwischt, als er Rüdiger Eilers unsanft von den Beinen geholt hatte. Dafür gab es die Rote Karte. Die Meppener haute dies so sehr von den Socken, dass sie für einen Moment die Ordnung verloren. Nutznießer war Raikov, der so den Altenoyther Siegtreffer erzielen konnte.

Aufstellung SV Altenoythe: Hermeling Eilers (87. Kubisch), Flatken, Ruthenbeck, Dullweber, Stefan Thomann, Torsten Thomann, Michael Wieborg, Pohl (74. Steinkamp), Raikov, Andreas Wieborg.

Aufrufe: 030.7.2015, 09:00 Uhr
Stephan TönniesAutor