TSV Kornburg - TSV Neudrossenfeld 3:2
„Nein wir wollen hier nicht weg, alles ist perfekt“, ertönt es in der Halbzeitpause aus der etwas in die Jahre gekommenen Lautsprecheranlage des TSV Kornburg. Zeilen aus Helene Fischers nimmermüder Hymne „Atemlos“. Der Evergreen sollte an der Kellermannstraße für gute Laune sorgen, schließlich war dieser Samstagnachmittag ein Feiertag für die Landesliga-Fußballer des ortsansässigen TSV: Es war das erste Spiel nach der Winterpause. Waldläufe, Krafttraining, wer mag das schon. Nein, Wintervorbereitungen gehören gemeinhin nicht zu den Lieblingsübungen der Feierabend-Kicker.
Außer für Helene Fischer in der Lautsprecherbox war in jener Halbzeitpause allerdings gar nichts mehr perfekt. Stattdessen blickte man am Bratwurststand hinter dem Tor auf ziemlich lange Gesichter. Der Grund waren die zwei Ziffern, die über jener kleinen, hölzernen Bude in hellem blau aufleuchteten: Kornburg: 0, Neudrossenfeld: 2. Ein bisschen Kommentieren, ein bisschen Meckern. Lange genug mussten sich Kornburgs Edelfans die Samstagnachmittage anderweitig vertreiben und dann das. Dabei haben sie in der Winterpause extra noch einmal aufgerüstet, um zu verhindern, dass bei der Heimmannschaft öfter eine blaue Null auf der Anzeigetafel steht. Einen, der mal höherklassig gespielt hat, haben sie geholt – ein Prädikat, das im Amateurfußball zwar gerne und übertrieben oft verwendet wird. In Kornburgs Fall heißt dieses höherklassig dann aber nicht Kreisliga, wenn man in der A-Klasse von höherklassig spricht. Kornburgs Hoffnung kommt tatsächlich aus einer richtig hohen Liga. Aus Polens zweiter Liga, immerhin. Adam Setla heißt der junge Mann. Stürmer, 24 Jahre, Marktwert 100.000 Euro.
Denn der etatmäßige Pole im Sturm der Kornburger, „Stimmungskanone“ Szymon Pasko, wie es Herbert Heidenreich formuliert, fehlt noch verletzt und kann erst in 14 Tagen wieder eingreifen. Also richteten sich die Augen der 150 Zuschauer vor allem auf den „neuen Polen“. Gegen Neudrossenfeld gelang diesem, wie der gesamten Mannschaft, zunächst einmal recht wenig. In der 28. Minute ließ Setla seine Klasse ein erstes Mal aufblitzen. Eine Finte im Strafraum, ein Trikotzupfer. Elfmeter. Da stand es bereits 0:1. Den fälligen Elfmeter vergab Kornburgs Kapitän Mario Feulner und Neudrossenfeld legte nach einer halben Stunde noch einmal nach. „Wir haben nicht gut begonnen“, gab denn auch Kornburgs Coach Herbert Heidenreich hinterher zu Protokoll. So weit, so bekannt. Heidenreich formuliert aber auch Sätze wie diese: „Es war ein geiles Spiel. Das war Fußball vom Feinsten.“ Zwischen beiden Sätzen liegen 30 Sekunden, aber sie bezogen sich vor allem auf 45 gespielte Minuten. Denn Kornburg kam wie ausgewechselt aus der Kabine. Die Gesichter am Bratwurststand hellten sich auf. Und auch die blauen Ziffern darüber wurden aus Kornburgs Sicht deutlich ansehnlicher. Dominik Räder per Elfmeter und zwei Tore von Alexander Dünfelder, jeweils nach einem Eckball, sicherten Kornburg letztlich „den hochverdienten Sieg“.
Nur der neue Hoffnungsträger Adam Setla ging leer aus – bemüht zwar, im Abschluss aber oft unglücklich. Da half auch Achim Kokott auf der Tribüne nichts. Jener umtriebige Kornburger Teammanager, der den 24-Jährigen durch seine Kontakte nach Schlesien überhaupt erst zum TSV gelotst hatte. Im hellbraunen Mantel mit Zigarette im Mund kommunizierte er auf Polnisch mit dem Neuen, damit es doch noch irgendwie klappt mit seinem Premierentor. Setla schlich stets in abseitsverdächtiger Position umher, wartete auf den einen tödlichen Pass, um seine Schnelligkeit auszuspielen. Irgendwas kam aber immer dazwischen. Der Pfiff des Schiedsrichters, die Hand des Torwarts, die Latte. Kurz vor Schluss holte er sich zu allem Überfluss noch die Gelb-Rote Karte wegen Ballwegschlagens.
„Er muss sich noch ein bisschen reinschmecken, hatte auch ein bisschen Pech. Aber er wird noch ganz wichtige Tore für uns machen“, sagt Heidenreich über das Debüt, das am Ende aber ohnehin nur zweitrangig war. Die anderen haben es ja diesmal gerichtet. Und so war am Ende doch alles perfekt aus Kornburger Sicht. „Ein schönes Wochenende“, wünscht Heidenreich noch. „Meins ist gerettet.“ Im Hintergrund trällert wieder Helene Fischer. Jetzt passt es dann auch.
Schiedsrichter: Florian Fleischmann (SC Kreith) - Zuschauer: 100
Tore: 0:1 Sebastian Lattermann (13.), 0:2 Claudio Bargenda (32.), 1:2 Dominik Räder (54.), 2:2 Alexander Dünfelder (66.), 3:2 Alexander Dünfelder (66.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Adam Setla (90./TSV Kornburg/Foulspiel und Unsportlichkeit), Rot gegen Kevin König (94./TSV Neudrossenfeld/Notbremse)