2024-05-08T14:46:11.570Z

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Übernahm letzte Woche für Kurt Schwald: Maxi Heidenreich. | Foto: Daniel Fleig
Übernahm letzte Woche für Kurt Schwald: Maxi Heidenreich. | Foto: Daniel Fleig

Heidenreich: "Eine Menge Egomanen im Kader"

BZ-Interview mit Maximilian Heidenreich, der als Trainer zum SV Weil in die Landesliga zurückgekehrt ist

Offene Worte, ohne Umschweife: Ex-Profi Maximilian Heidenreich nennt die Dinge beim Namen. Im Interview mit BZ-Redakteur Uwe Rogowski spricht der neue, alte Trainer des SV Weil über sein ambivalentes Verhältnis zum SC Freiburg, über herumliegende Trainingssachen und den FV Lörrach-Brombach.
BZ: Herr Heidenreich, ein Wort zum SC Freiburg, Ihren Ex-Klub: Reicht es zum Klassenerhalt?

Heidenreich (47):
Die werden nicht absteigen, ganz sicher nicht. Sie haben Ruhe im Verein, sind geschlossen und haben mit Christian (Streich) meines Erachtens einen sehr guten Trainer. Der Verein ist schon sehr homogen. Sie werden mit Sicherheit drei Mannschaften finden, die schlechter sind als sie.

BZ:
Mit Streich wurde erneut ein interessanter Trainer in der Bundesliga etabliert.

Heidenreich:
Er ist der Erste, der das umsetzt, was jahrelang propagiert worden ist. Von Volker Finke wurde die Ausbildung der Jugendlichen zur Nische erhoben, aber umgesetzt hat er es nicht. Robin Dutt hat es auch nicht getan, und Marcus Sorg ebenfalls nicht. Der Erste, der es konsequent umsetzt, ist Christian, und er wird belohnt. Er ist wahnsinnig ehrgeizig und sehr akribisch in seiner Arbeit.

BZ:
Ist der SC Ihr Herzensklub geblieben?

Heidenreich:
Mein Verhältnis ist im Laufe der Jahre ambivalent geworden. Ich spiele ab und zu in der Traditionsmannschaft von Hansi Schulzke mit, mein Verhältnis zu Finke war aber nachher nicht das beste und das hat sich dann irgendwie weiter durchgezogen. Ich habe mit dem SC eigentlich nicht mehr viel am Hut.

BZ:
Mit dem SV Weil spielen Sie am Samstag gegen Auggen, eigentlich ein schönes Spitzenspiel, Erster gegen Dritter. Aber wahrscheinlich ist es für Sie eher Vorbereitung für nächste Saison.

Heidenreich:
Ja. Nach der Leistung in Stegen (2:3) kann man sich nur ganz schwer vorstellen, dass man ohne Verlustpunkt durch den Rest der Saison geht. Das wäre die zwingende Prämisse, wenn man wirklich noch oben eingreifen wollte.

BZ:
Nach der Niederlage in Stegen sagten Sie, dem Kader sei wohl auch etwas zu viel Qualität angedichtet worden. Es war aber schon auch der klare Anspruch des Vereins, aufzusteigen, und der Kader war fast komplett jener aus der Verbandsliga.

Heidenreich:
Ich meinte damit auch nicht, dass es von außen oktruiert worden ist. Es ist ja legitim, dass man als Absteiger, der sich vermeintlich nicht großartig verschlechtert hat, den Anspruch anmeldet, gleich wieder aufsteigen zu wollen. Das ist positiv zu bewerten. Aber es war auch so, dass es von anderen Vereinen immer wieder sinngemäß hieß: ,Die haben so viel Qualität, die werden sich schon durchsetzen.’ Klar ist auch, dass sich die Gegner gegen Weil offenbar gerne besonders reinhauen.

BZ:
Jetzt also Konsolidierung und nächste Saison wieder oben angreifen?

Heidenreich:
Für mich geht es darum, in den nächsten Wochen herauszubekommen: Wer will wirklich für die Mannschaft und wer erst einmal nur für sich? Ich habe das Gefühl, dass wir eine ganze Menge Egomanen in unserem Kader haben, die meinen, dass die Erde sich nur um sie kreist. Die gilt es zu identifizieren.

BZ:
Dieser Schluss kam schnell.

Heidenreich:
Ich beobachte eine ganze Menge. Das fängt damit an, dass man Spieler sieht, die in Dribblings reingehen, in denen man überhaupt nichts gewinnen kann. Und es hört damit auf, dass Spieler an herumliegenden Trainingssachen vorbeilaufen, nach dem Motto: Nach mir die Sintflut, irgendein Depp wird sich schon finden, der sie mitnimmt.

BZ:
Ändert sich etwas im Trainerstab?

Heidenreich:
Nein, ich bin begeistert von Martin Wissler. Bis Ende der Saison wird es, nachdem er seine Bereitschaft erklärt hatte, so weiterlaufen. Auf die neue Saison möchte ich jetzt nicht vorgreifen.

BZ:
Samstag gegen Auggen …

Heidenreich:
...wird primär sein, dass wir eine bessere Leistung auf den Platz bekommen müssen. Wir brauchen a) jeden Einzelnen in einer besseren Form, und müssen b) als Mannschaft geschlossener, homogener auftreten. Auggen ist eine gewachsene Mannschaft mit einem Trainer, der jahrelang dabei ist. Es wird so oder so eine sehr schwierige Aufgabe für uns. Personell wird es sicherlich Veränderungen geben.

BZ:
Gute Aufstiegschancen hat der FV Lörrach-Brombach. Wie sehen Sie dort die Entwicklung?

Heidenreich:
Auf mich macht der Verein einen sehr angenehmen Eindruck. Sie betreiben seit Jahren sehr ambitioniert ihre Jugendarbeit, speziell die Brombacher, und sie haben eine super Anlage. Ich denke, in Lörrach gibt es auch ein gewisses Zuschauerpotenzial. Sicherlich ist das ein ernst zu nehmender Verein.

BZ:
Einige sprechen von einer bevorstehenden Wachablösung.

Heidenreich:
Momentan sieht es ja auch ein bisschen so aus. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie nicht von großer Dauer ist.
Aufrufe: 01.4.2015, 20:05 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor