2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Die beiden werden keine Freunde mehr: Annette Hanf und Herbert Heidenreich. F: Zink
Die beiden werden keine Freunde mehr: Annette Hanf und Herbert Heidenreich. F: Zink

Heidenreich: "Der Fußball ist nicht immer gerecht"

Bei Kornburgs 1:2-Pleite haderte der TSV-Chefanweiser auch mit der Schiedsrichterin +++ Ziel ist der Aufstieg - Notfalls mit Verstärkung aus der Regionalliga

Ein passendes Geburtstagsgeschenk zum 43. haben die Spieler des FSV Bruck ihrem Trainer Normann Wagner im Nachbarschaftsduell mit dem TSV Kornburg gemacht: Mit 2:1 (2:0) schlugen sie die Nürnberger in einer durchaus ansehnlichen, vor allem aber hektischen Landesliga-Begegnung. 22 Kicker waren dabei mit dem Spielgerät beschäftigt, im Fokus stand jedoch wiederholt die 23. Akteurin auf dem Feld, die die Partie durchaus mit in die Bahnen lenkte, in denen diese mit all ihren Aufgeregtheiten dann verlief: Schiedsrichterin Annette Hanf, die schon nach 25 Minuten Gästecoach Herbert Heidenreich eine Privataudienz verschaffte. In der ermahnte sie ihn zu mehr Zurückhaltung, andernfalls werde sie ihn von der Gästebank verweisen.

FSV Erlangen-Bruck - TSV Kornburg 2:1

Auslöser vieler aufgeregter Diskussionen in der Folge war eine Entscheidung von Hanf schon nach 13 Minuten: Kornburgs Yanick Uschold spitzelte dem in der ersten Hälfte auffälligsten Brucker Moritz Fischer den Ball vom Fuß, der fiel über das Gästebein – und Hanf pfiff Elfmeter, den Bastian Lunz verwandelte, viele andere Referees aber wohl nicht gegeben hätten. Die Folge: Dauerproteste der Gästefans, blankliegende Nerven mit lautstarken Diskussionen zwischen beiden Trainerbänken und viele Nickeligkeiten auf dem Platz. Zu spät griff die Unparteiische in der 37. Minute erstmals zur Gelben Karte, um die Gemüter zu beruhigen und die Regeln energisch durchzusetzen. Weitere sieben, gerecht verteilte Verwarnungen folgten bis zum Ende. Dazu zahlreiche Spielunterbrechungen, die zur Behandlung malader Akteure nötig wurden.

Heidenreichs Verärgerung über die Entscheidung war nachvollziehbar, doch er schoss übers Ziel hinaus, als er Hanf im Gespräch mit dem Berichterstatter zum Wechsel der Sportart riet: „Die junge Dame sollte vielleicht Breakdance oder irgendwas machen!“ So „total überfordert“, wie er sie sah, war sie nun doch nicht.

Das Spiel vergeigt hatte seine Mannschaft selbst, die zwar mit beeindruckendem Kombinationsfußball aufwartete – allerdings nur bis zum Brucker Strafraum. Dort agierte sie ohne ihre beiden treffsichersten Schützen Szymon Pasko und Sebastian Mack zu verspielt, sandte den letzten Pass zu ungenau ab und ließ schlicht den Zug zum FSV-Tor vermissen. In dem mit Axel Hofmann ein gerade der Jugend entwachsener Keeper stand, der durch seine Strafraumbeherrschung beeindruckte, auf der Linie jedoch nur selten gefordert war – und notfalls stand dort ein Abwehrspieler, der den Ball wegbeförderte.

Brucker Effizienz dominierte vor der Pause die spielerische Schönheit der Kornburger. Die Hausherren führten vor, wie man es macht. Zumindest noch einmal: Bei ihrem gelungensten Spielzug überhaupt schickte Lunz Fischer steil auf die Reise, der wiederum passte überlegt flach von links außen in die Mitte, wo Oliver Seybold den Ball clever zum 2:0 über TSV-Torhüter Arthur Ockert hob (27.). Ansonsten dominierten da die Gäste optisch, was sich nach dem Seitenwechsel zum Spiel auf ein Tor auswuchs, eben das der Brucker.

Geburtstagskind Normann Wagner fasste das Geschehen durchaus treffend zusammen: „Wir haben ein bisschen den Faden verloren, nicht mehr konsequent gespielt, der Gegner baute sehr viel Druck auf, und wir haben es verpasst, den letzten Konter zu spielen – aber wenn man so kämpft, gewinnt man auch verdient.“ Sein Kollege Heidenreich brachte es ebenfalls exakt auf den Punkt: „Fußball ist Ergebnissport, und deswegen haben die Brucker heute drei Punkte und wir keinen.“ Denn der Anschlusstreffer durch einen 15-Meter-Dropkick von Berkan Caglar (68.) beflügelte sein Team zwar noch mehr, war aber letztlich zu wenig.

Dennoch wollte der Ex-Profi noch ein „Kompliment an meine Mannschaft“ los werden: „Sie hat super Fußball gespielt über 90 Minuten, während Bruck nur lange Bälle und den einen oder anderen Konter zu bieten hatte. Aber der Fußball ist nicht immer gerecht!“ Dabei hatte Heidenreich die Niederlage mit dem Schlusspfiff abgehakt. „Wir haben noch 20 Spieltage, und ich bin überzeugt, dass wir am Ende unter den ersten Drei oder Vier stehen werden. Unser Ziel ist es, vorne mitzuspielen, wenn möglich aufzusteigen.“ Da man finanziell solide aufgestellt sei, notfalls mit Verstärkungen aus der Regionalliga, „wenn es eng wird“. Denn: „Letztes Jahr haben wir viele junge Spieler aus unteren Klassen geholt.“

Schiedsrichter: Annette Hanf (M-h`winden) - Zuschauer: 100
Tore: 1:0 Bastian Lunz (13. Foulelfmeter), 2:0 Oliver Seybold (27.), 2:1 Berkan Caglar (68.)
Aufrufe: 03.10.2016, 06:02 Uhr
Philipp Roser (NZ)Autor