2024-05-10T08:19:16.237Z

Holstein Spezial
Fans aus Elmshorn: Steffen, Neel, Lukas und Patrick sind vom Höhenflug der "Störche" angetan. Foto: Schröder
Fans aus Elmshorn: Steffen, Neel, Lukas und Patrick sind vom Höhenflug der "Störche" angetan. Foto: Schröder

"Hauptstädte gehören in die Bundesliga"

Freude ja, Euphorie nein - was sagen die Fans zu Holsteins Höhenflug?

Aufstieg? Kann man mitnehmen. Die Stimmung beim Drittligisten Holstein Kiel ist wegen des sportlichen Höhenfluges bestens, doch Euphorie im Umfeld sucht man vergebens. Norddeutsche Gelassenheit herrscht vor.

Es ist typisch norddeutsches Schmuddelwetter an diesem Sonnabend. Dauerregen, Wind, empfindliche Kälte - nicht gerade optimale Bedingungen für den Besuch eines Fußballspiels. Und auch der Besuch des Tabellenletzten Jahn Regensburg verspricht nicht gerade Fußball-Feinkost.

Doch davon lassen sich die Anhänger von Holstein Kiel nicht abhalten. Es geht ja um was - und deshalb haben 6154 Besucher den Weg ins Holstein-Stadion gefunden. Unter ihnen auch Ministerpräsident Torsten Albig. Er sitzt im grünen Parka in Block C, Reihe 4, Platz 5, die rote Mütze schützt vor der Kälte.


Regelmäßiger Tribünengast: Ministerpräsident Torsten Albig wünscht sich den Doppel-Aufstieg von Arminia Bielefeld und Holstein Kiel. Foto: Schröder

"Kein dolles Spiel, aber gewonnen", fasst der "MP" den glanzlosen 1:0-Sieg gegen Regensburg zusammen. Er ist Stammgast bei Holstein-Heimspielen, auch FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki und Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer sind da, wenn's die Zeit erlaubt.

Für Albig ist es überhaupt keine Frage, dass Holstein Kiel den Erfordernissen der 2. Bundesliga gerecht werden kann - sowohl wirtschaftlich als auch sportlich. "Hauptstädte gehören in die Bundesliga", sagt er. Für ihn ist es bislang eine optimale Spielzeit. Albig outet sich auf Nachfrage auch als Fan von Arminia Bielefeld. So was nennt man wohl eine "Win-Win-Situation" - wäre die Saison jetzt beendet, würden die Ostwestfalen als Meister und Holstein Kiel als Tabellenzweiter direkt aufsteigen.


Gute Stimmung auf der Tribüne - die Fans freuen sich über die guten Leistungen ihres Teams, sind von Euphorie aber weit entfernt. Foto: Schröder


Rückblende. Eine Stunde vor dem Anpfiff herrscht reges Treiben im Fan-Shop unter der Haupttribüne. Schals und Trikots werden aus den Regalen genommen und probiert. Hat sich der sportliche Erfolg auf die Verkaufszahlen ausgewirkt? "Nee, wir haben auch schon vorher gut verkauft", sagt eine Verkäuferin während einer Zigarettenpause und zählt die Artikel auf, die besonders gut gehen: "Der Classic-Schal und die Autogrammkarten. Und für die Lütten natürlich den Plüsch-Stolle." Stolle ist der Name des Maskottchens, des Holstein-Storchs.

Welchen Schal nehmen wir denn nun? Die fünf jungen Leute können sich nicht so recht entscheiden. Steffen, Lukas, Patrick, Melissa und Neel sind aus Elmshorn angereist. Elmshorn? Das ist doch eigentlich Einzugsgebiet des HSV und des FC St. Pauli. Doch da die Darbietungen der Hamburger Profi-Clubs derzeit eher für Frust als für Freude sorgen, hat sich das Quintett im November 2014 erstmals in die Landeshauptstadt aufgemacht - und ist angetan: "Die spielen gut."

1:0 gewonnen, wieder Punkte eingefahren - ein älterer Zuschauer, der während der 90 Minuten rastlos herumgetigert ist, reckt die Faust in die Höhe und lässt die Anspannung mit einem erleichterten "Ja!" heraus. "Das sind die Spiele, die Du gewinnen musst. Dann steigst Du auch auf", teilt er den Umstehenden mit.

Aufstieg? Euphorie? Nicht bei den Spielern und den Verantwortlichen. "Wir denken von Spiel zu Spiel." Mit dieser Phrase bedenken Rafael Kazior und Patrick Herrmann alle Frager, die den Fußballern ein Statement zum Thema 2. Liga entlocken wollen. So etwas nennt man wohl norddeutsch unaufgeregt. Und auch die Fans sehen das ganze Thema mit einem gehörigen Schuss Selbstironie und skandieren: "2045! Ja, ihr werdet es schon sehen! Wir holen die Meisterschaft und den Pokal - Holstein Kiel international!"

Aufrufe: 01.4.2015, 16:07 Uhr
FuPa / uscAutor