2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Hünsborns Sportlichen Leiter Marius Schneider hat das positive Feedbach der anderen Vereine bzgl. der Gegendarstellung des Vereins gefreut. Foto: leem
Hünsborns Sportlichen Leiter Marius Schneider hat das positive Feedbach der anderen Vereine bzgl. der Gegendarstellung des Vereins gefreut. Foto: leem

"Hat Verein intern enger zusammengebracht"

FuPa Südwestfalen sprach mit Hünsborns Sportlichen Leiter Marius Schneider über den Saisonverlauf auf und abseits des Kunstrasens

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Marius Schneider ist Sportlicher Leiter des Fußball-Landesligisten Rot-Weiß Hünsborn. Sein Klub stand wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit eines Zuschauers gegen einen Linienrichter vor der Kreisspruchkammer (KSK) und wurde zu 1500 Euro Geldstrafe verurteilt. Auf dem Spielfeld eilte der Verein unterdessen von Sieg zu Sieg. Im Gespräch mit FuPa Südwestfalen zieht der 35-Jährige sein persönliches Fazit.

FuPa Südwestfalen: „Herr Schneider, Rot-Weiß Hünsborn hat turbulente Wochen hinter sich. Wie haben Sie die Ereignisse auf und neben dem Platz erlebt?“

Marius Schneider: „Turbulent trifft es ganz gut. Sportlich lief es anfangs nicht rund und auch abseits des Spielfeldes war einiges los. Es gab sicher schon angenehmere Zeiten für RWH.“

FuPa Südwestfalen: „Ein großes Thema im gesamten Kreis Olpe war die KSK-Sitzung mit der abschließenden 1500-Euro-Geldstrafe. Sind Sie mit dem Urteil zufrieden?

Marius Schneider: „Nein, mit diesem Urteil sind wir nicht zufrieden.“

FuPa Südwestfalen: „Gehen Sie bitte ins Detail. Was hat Ihnen nicht gefallen?

Marius Schneider: „Für das verbal unsportliche Verhalten von einigen wenigen Zuschauern sowie eines Spielers haben wir uns bereits mehrfach entschuldigt. Das ist nicht tolerabel und dafür sind wir zu Recht bestraft worden, wenngleich man über die Höhe der Spielsperre für Sascha Leicher im Verhältnis gesehen unterschiedlicher Meinung sein kann. Was jedoch alle im Verein enttäuscht hat, ist die hohe Geldstrafe für ein Stoßen, was es nach unserer Auffassung nicht gegeben hat und auch durch die Verhandlung nicht nachgewiesen werden konnte. Es ist nicht nachzuvollziehen, warum Aussagen der Schiedsrichter mehr Gewicht haben als die unserer Zeugen und Funktionäre. Selbst neutrale und für uns entlastende Aussagen von Personen die weder der Schiedsrichterseite noch RWH zugehörig waren, wurden offensichtlich subjektiv durch die Kammer als falsch ausgelegt und nicht zu unseren Gunsten gewertet.“

FuPa Südwestfalen: „Sie haben im Verein lange und intensiv nach möglichen Tätern gesucht, Sie haben fünf Zeugen und einen Rechtsanwalt aufgeboten, Sie müssen die Geldstrafen und die Verfahrenskosten begleichen. Mit welchen nachhaltigen Erkenntnissen ist Ihr Klub am Ende nach Hause gefahren?“

Marius Schneider: „Mit der bitteren Erkenntnis, dass man von Beginn an im Prinzip keine faire Chance hatte, den schwerwiegenden Vorwurf des tätlichen Übergriffes aus der Welt zu schaffen.“

FuPa Südwestfalen: „Ihr Verein hatte es zum ersten Mal überhaupt mit der Sportgerichtsbarkeit zu tun. Welcher Eindruck bleibt haften?“

Marius Schneider: „Ein in seiner Stellungnahme und Vorgehensweise leider sehr selbstgefälliges Auftreten des KSA mit ihrem Vorsitzenden Marco Cremer , der über jeden Zweifel erhaben zu sein scheint. Warum das so ist, hat das Urteil der KSK gezeigt. Jedoch lässt das die Kluft zwischen Schiedsrichtern und Vereinen nicht kleiner werden, was ich mir persönlich jedoch für die Zukunft wünschen würde.“

FuPa Südwestfalen:: „Die Verhandlung zog sich über 14 Tage und zwei Sitzungen hin. Welche Reaktionen von anderen Vereinen hat Ihr Klub in dieser Zeit gesammelt und welche internen Strömungen gab es?“

Marius Schneider: „Wir haben viel positives Feedback von anderen Vereinen bezüglich unserer Gegendarstellung erhalten. Alle sind unisono der Meinung, dass die Vorgehensweise der KSA mit der Veröffentlichung vor Verhandlungsbeginn über das DFB-Postfach unangemessen war. Darüber hinaus wissen alle, dass es nach 120 Pokalminuten mit einer emotionalen Schlussphase zu verbalen Entgleisungen kommen kann, die im Prinzip nicht verhindert werden können. Intern hat es den Verein nochmal enger zusammengebracht. Eine durch die Fans spontan ins Leben gerufene Spendenaktion mit sehr großer Resonanz von bisher rund 65 Personen zeigt, wie gelebte Vereinssolidarität aussieht. Der Vorstand wird hier nicht alleine gelassen.“

FuPa Südwestfalen: „Kommen wir zu den sportlichen Aspekten. Die Mannschaft hat die letzten vier Spiele gewonnen. Werten Sie diese Bilanz als Strohfeuer oder ist die Abstiegsgefahr gebannt?“

Marius Schneider: „Die Abstiegsgefahr ist noch lange nicht gebannt. Wir stehen ja aktuell nur drei Punkte über dem , Strich‘. Dennoch lässt mich die Serie der letzten Wochen mit den Siegen gegen ambitionierte Gegner hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.“

FuPa Südwestfalen: „Rot-Weiß Hünsborn stand nach dem achten Spieltag noch auf dem letzten Tabellenplatz und ist jetzt Tabellenzehnter. Wie begründen Sie den Aufschwung?“

Marius Schneider: „Verletzungen, Urlaube und Sperren von Spielern haben anfangs ein in Tritt kommen nicht einfach gemacht. Woche für Woche musste das Team umgebaut werden. Das sind Probleme, mit denen es andere Mannschaften auch zu tun haben und sollten uns keine Ausrede sein. Die Jungs haben in den letzten Wochen begriffen, was alles gehen kann, wenn sie sich Woche für Woche zu 100 Prozent auf das Spiel fokussieren.“

FuPa Südwestfalen: „Rot-Weiß Hünsborn muss in diesem Jahr noch in Wetter und Gerlingen sowie zu Hause gegen den FC Altenhof antreten. Wie lautet Ihre Wunschvorstellung bis zur Winterpause?“

Marius Schneider: „Die Wunschvorstellung lautet natürlich neun Punkte. Es werden allerdings drei richtig schwere Spiele und gerade in den Derbys kann alles passieren. In ihrer Einzelbetrachtung sind das alles sogenannte Sechs-Punkte-Spiele gegen direkte Tabellennachbarn. Wir können einen guten Schritt nach vorne machen, wenn wir es schaffen, die Partien erfolgreich zu gestalten.“

FuPa Südwestfalen: „Und wie lautet Ihre Wunschvorstellung für das Saisonende?“

Marius Schneider: „Dass wir uns so früh wie möglich aus der unteren Tabellenregion verabschieden und mit einer ordentlichen Rückrunde einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Das Potential dazu hat unsere Mannschaft.“

Aufrufe: 014.11.2016, 19:00 Uhr
Werner LeemreizeAutor