Hat TuS Lingen Abgaben in sechsstelliger Höhe hinterzogen?

Ende September hatte der Zoll die Wohnungen von acht ehemals Verantwortlichen des TuS Lingen sowie die Geschäftsstelle des Vereins durchsucht. Wie die Staatsanwaltschaft Osnabrück bestätigt, gebe es den Verdacht, dass zwischen 2012 und 2016 Sozialabgaben nicht abgeführt und Lohnsteuer vorenthalten worden sei. Insgesamt gehe es um eine Summe im sechsstelligen Bereich.

Ermittlungen gegen Einzelpersonen
Strafrechtlich werde gegen Einzelpersonen ermittelt, teilte auf Nachfrage unserer Redaktion René van Münster, Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück, mit. „Ob und inwiefern Forderungen gegen den Verein bestehen, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen“, erklärte van Münster.

Vorsitzender ist überrascht von Summe
Beim TuS Lingen sind die aktuell Verantwortlichen von der Höhe der im Raum stehenden Summe überrascht. „Wir haben von dieser Summe noch keine Kenntnis“, sagte der im Juli neu gewählte Erste Vorsitzende Marcel Eilermann. Er hatte den Verein, über den mittlerweile ein Insolvenzverfahren eröffnet ist, mit Verbindlichkeiten von 240 . 000 Euro übernommen.

Salomon weist Vorwürfe zurück
Auch Eilermanns Vorgänger Klaus Salomon erklärte, von einer sechsstelligen Summe nichts zu wissen. „Ich habe davon noch nichts gehört.“ Allerdings habe er am Donnerstag , 20. Oktober 2016, ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Oldenburg erhalten. Darin seien die Vorwürfe wiederholt und angekündigt worden, dass der damalige Vorstand des TuS Lingen zur Rechenschaft gezogen werde, sagte Salomon weiter. Zugleich weist Salomon die Vorwürfe zurück. „Ich habe immer alle Unterlagen zu unserem Steuerberatungsbüro gegeben, dass die entsprechenden Zahlungen vorbereitet hat.“ Er habe diese dann nur noch bei der Bank veranlasst.

TuS Lingen erwirtschaftet leichte Überschüsse
Der Insolvenzverwalter des TuS Lingen, Rechtsanwalt Florian Dälken, möchte zunächst abwarten, bis die Forderungen genau beziffert und überprüft sind. „Obwohl dies natürlich einen Rückschlag bedeutet, sind die Sarnierungsmöglichkeiten nicht ganz vom Tisch“, sagt Dälken. Nach dem Wegfall des größten Kostenfaktors Oberligamannschaft erwirtschafte der Verein jetzt leichte Überschüsse. Dies rechtfertige den Weiterbetrieb des TuS Lingen.

Erste Ergebnisse Anfang 2017
Dies könne jedoch nicht auf Dauer so weitergehen. „Eine Insolvenz muss für die Gläubiger vertretbar sein. Die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs darf nicht dazu führen, dass die Insolvenzmasse aufgefressen wird“, hofft Dälken auf baldige Klärung. Laut Staatsanwaltschaft ist mit ersten Ergebnissen der Ermittlungen Anfang 2017 zu rechnen.