2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Das ist der Moment, der den DFB beschäftigt: Aias Aosman (r.) im Disput mit Benjamin Schwarz. Foto: MDR
Das ist der Moment, der den DFB beschäftigt: Aias Aosman (r.) im Disput mit Benjamin Schwarz. Foto: MDR

Hat er oder hat er nicht?

Aias Aosman bestreitet, seinem Gegenspieler ins Gesicht gespuckt zu haben. Der DFB leitet ein Ermittlungsverfahren ein.

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Nullnummern sind auch im Fußball oft Langweiler. Das Duell Dynamo gegen Münster gehört unbedingt in diese Kategorie: Keine Tore, kaum Chancen, mieses Wetter – es gab schon aufregendere 90 Minuten im Dresdner Stadion. Und doch wird zwei Tage danach noch immer über dieses vermeintliche Spitzenspiel diskutiert. Was natürlich am gelungenen Debüt des 17-jährigen Torhüters Markus Schubert liegt. Vor allem aber an einer Szene, die wenig bis gar nichts mit Fußball zu tun hat, sondern vielmehr mit Benehmen.

Als Benjamin Schwarz in der 82. Minute in Höhe der Mittellinie Aias Aosman am Knöchel trifft, ist das nicht nur ein Foul, sondern auch verwarnungswürdig. Schiedsrichter Arne Aarnink zeigt zu Recht Gelb, doch Aosman sieht weiteren Klärungsbedarf. Der 22-Jährige läuft auf Schwarz zu, schaut ihm ins Gesicht und – über das, was folgt, gibt es unterschiedliche Meinungen und Auffassungen.

Was die Fernsehbilder zweifelsfrei zeigen: Aosman hat nicht nur sprichwörtlich Schaum vor dem Mund, er spitzt und öffnet ihn auch leicht, ob es jedoch zum Schlimmsten kommt, beweist selbst die Zeitlupe nicht. Wenige Sekunden später spuckt der Deutsch-Syrer gezielt auf den Rasen. Schwarz beschwert sich beim Schiri, und auch die gesamte Münsteraner Bank schreit und gestikuliert wild. „Die Schiedsrichter haben das nicht gesehen. Ich habe das dem Linienrichter mitgeteilt. Er hat gesagt, wir sollen das Spiel in Ruhe zu Ende bringen“, erklärte Preußen-Trainer Ralf Loose, bis Dezember 2012 noch in Dresden, gegenüber den Westfälischen Nachrichten. Sportvorstand Carsten Gockel wollte die Situation nicht weiter kommentieren: „Das spricht doch für sich.“

Sein Dresdner Pendant Ralf Minge widerspricht ihm nicht. „Da gibt es keine zwei Meinungen“, sagt er, und dass die Auswertung der Szene „mit dem Spieler im Gange“ sei – mehr aber nicht: „Öffentlich äußern wir uns dazu nicht weiter.“

Damit sind eigentlich sämtliche Angestellte des Vereins gemeint, einer jedoch hält sich nicht daran. Aosman selbst teilt via Facebook mit: „Ich weiß, in den Fernsehbildern denkt man, dass ich den Schwarz von Münster angespuckt habe, aber es ist nicht so! Ich habe ihn nicht angespuckt.“ Dass der Mittelfelddribbler etwas voreilig in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, zeigte sich bereits bei seiner Verpflichtung im Sommer. Seinen Wechsel von Regensburg nach Dresden verkündete er im Internet, noch bevor ihn die Vereine mitteilten.

Nun kann sich Aosman noch etwas detaillierter zum Meinungsaustausch mit Schwarz äußern. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) forderte ihn am Montag zu einer „zeitnahen Stellungnahme“ auf und leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Der Ausgang ist offen, die Rechts- und Verfahrensordnung sieht für derlei Vergehen eine Sperre von zwei Wochen bis sechs Monaten vor. Wahrscheinlich ist wohl die unterste Grenze, wie vergleichbare Fälle zeigen.

So wurde Verteidiger Carlos Zambrano, 2012 noch beim FC St. Pauli aktiv, nach einer Spuckattacke für drei Spiele gesperrt. Ebenso wie im gleichen Jahr Sercan Saraer, damals noch bei der SpVgg Greuther Fürth. Härter traf es 2010 den Nürnberger Javier Pinola, der Bastian Schweinsteiger traf und vier Partien aussetzen musste.

Aosman und Dynamo könnten argumentieren, dass die TV-Bilder nicht beweisen, dass Schwarz tatsächlich im Gesicht etwas abbekam, es also beim Andeuten blieb. „Das Anspucken eines Spielers und der Versuch sind gleich zu bestrafen“, heißt es im DFB-Regelwerk. Ob Andeuten und Versuchen das gleiche sind, darüber werden sich jetzt wohl Juristen streiten. Bevor das Sportgericht kein Urteil gefällt hat, darf Aosman spielen, also womöglich auch am Freitag in Großaspach. Es sei denn, Dynamo sperrt ihn vereinsintern. Aber auch dazu wollte sich Minge „nicht äußern“.

Dass Fernsehbilder zu einer nachträglichen Strafe führen können, erlebte Dynamo schon einmal. Im März 2009 traf Pavel Pergl bei der Auswärtspartie in Braunschweig seinen Gegenspieler Kosta Rodrigues mit der Faust im Gesicht. Der Schiri übersah die Tätlichkeit, der DFB sperrte ihn trotzdem für drei Spiele.

Aosman wurde vier Minuten nach dem Zwischenfall übrigens ausgewechselt. Was vielleicht ganz gut war, damit sich die Gemüter beruhigen konnten. An der Nullnummer änderte das jedoch auch nichts.

Aufrufe: 01.12.2015, 14:06 Uhr
SZ / Daniel KleinAutor