2024-04-16T09:15:35.043Z

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Die Mitglieder des Haselünner SV informierte Rechtsanwalt Robert Koop (links) über den Stand der Ermittlungen und Verfahren der Zoll- und Finanzbehörden. Rechts neben Koop Vereinschef Gerd Papenbrock. Foto: Georg Hiemann
Die Mitglieder des Haselünner SV informierte Rechtsanwalt Robert Koop (links) über den Stand der Ermittlungen und Verfahren der Zoll- und Finanzbehörden. Rechts neben Koop Vereinschef Gerd Papenbrock. Foto: Georg Hiemann

Haselünner SV zahlt nach Vergleich 210000 Euro

Verein im Fokus der Zoll- und Finanzbehörden - Klage gegen Norbert Ströer

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Haselünne. Der Haselünner SV steht im Fokus von Ermittlungen der Zoll- und Finanzbehörden. ,,Nach vielen Gesprächen haben wir mit den Behörden eine Einigung erzielen können. Der HSV muss je 105000 Euro an das Finanzamt und die Deutsche Rentenversicherung nachzahlen", teilte Vorsitzender Gerd Papenbrock auf der sehr gut besuchten Mitgliederversammlung mit.

Dafür habe man einen Kredit über 200000 Euro aufgenommen, für den ehemalige und jetzige Vorstandsmitglieder die persönliche Bürgschaft übernommen haben. ,,Der Verein muss weiterleben, wir haben auch eine soziale Verpflichtung in Haselünne."

Jetzt haben die Vereinsmitglieder des Haselünner Sportvereins Antworten erhalten, nachdem eine einstweilige Verfügung dies auf der letzten Versammlung verhindert hatte. ,,Die ist jetzt aber wieder vom Amtsgericht Meppen aufgehoben worden", teilte Rechtsanwalt Robert Koop mit, der gemeinsam mit seinem Kollegen Daniel Halver den HSV seit gut einem Jahr vertritt.

Nach den bisherigen Ermittlungen habe Norbert Ströer, ehemaliger zweiter Vorsitzender des HSV, nach eigenem Gutdünken mit Spielern der 1. Herrenfußballmannschaft Vereinbarungen über zusätzliche Zahlungen an die Spieler geschlossen. ,,Diese erfolgten alle, ohne dass die jetzigen Vorstandsmitglieder informiert wurden."

Involviert war nach Angaben der Spieler Jörn Härtel und Marcel Piesche auch Georg Brümmer, ehemaliger Verantwortlicher in der Fußballabteilung", nannte Koop Ross und Reiter. Außerdem seien diversen Spielern Sachzuwendungen zugeflossen in Form von Tankgutscheinen, aber auch in Form von Pkws, die zur Verfügung gestellt wurden. Außerdem habe Norbert Ströer ohne Kenntnis des Vorstandes Ausrüstungsgegenstände wie Spielertrikots im Namen des Vereins geordert, obwohl er nach seinem Ausscheiden als Verantwortlicher 2014 hierzu nicht mehr befugt gewesen sei.

Ausführlich berichtete Koop über den Ursprung der Ermittlungen und den bisherigen Verlauf. Kopfschütteln und ungläubiges Staunen bei den Mitgliedern, als Koop über derzeitige Ermittlungen gegen Norbert Ströer berichtete, der ,,in betrügerischer Art und Weise 164 Schadenfälle als Schadensregulierungsbevollmächtigter zum Nachteil einer Versicherung abgerechnet" habe. Ströer habe sich unter anderem des Kontos von Christian Brümmer bedient, um hierüber die Zahlungen abzuwickeln, und habe Brümmer zu Barabhebungen wie Aushändigung von Blanko-Überweisungsträgern veranlasst, ,,die Ströer dann selbst zugunsten der von ihm bedachten Spieler des HSV verwandte". Dass mit den Geldern Spieler des HSV bedacht wurden, habe Christian Brümmer bereits Ende Januar 2015 gegenüber den ermittelnden Polizeibeamten angegeben.

Koop teilte weiter mit, dass der HSV-Vorsitzende Papenbrock gegen die einstweilige Verfügung Widerspruch eingelegt habe. Diesem habe das Amtsgericht Meppen stattgegeben. Parallel zu dem Verfügungsverfahren habe Ströer gegen Papenbrock eine Klage beim Amtsgericht Meppen eingereicht, mit der er wiederum Papenbrock untersagen lassen wolle, den Inhalt des Vorwortes aus der Vereinszeitung zu verbreiten. ,,Dieses Verfahren ist an das Landgericht Osnabrück abgegeben worden und noch nicht abgeschlossen", so Koop.

Der Verein habe Klage gegen Norbert Ströer beim Landgericht Osnabrück eingereicht, mit dem Antrag, gerichtlich feststellen zu lassen, dass Ströer für die jetzt vom Verein zu zahlenden Steuer- und Sozialabgaben haften müsse. Dies bestreite Ströer zwar, ,,aber inzwischen haben mehrere Spieler, wie Jörn Härtel und Marcel Piesche, bestätigt, mit Norbert Ströer und Georg Brümmer zusätzliche Vereinbarungen über Spielergehälter ausgehandelt zu haben". Außerdem habe Piesche über seine Rechtsanwältin mitgeteilt, dass ,,auch Patrick Schnettberg, Erdem Cosar, Leo Homann und Andre Beyer Zusatzvereinbarungen mit Ströer ausgehandelt haben".

Noch nicht abgeschlossen sei die Klage von Georg Brümmer gegen den Verein. Brümmer wolle, dass der HSV es unterlässt, den im Vorwort der Vereinszeitung geschilderten Sachverhalt weiterzuverbreiten, und er wolle, dass der Verein den dort dargelegten Sachverhalt widerruft. Das Verfahren läuft beim Landgericht Osnabrück.

Der ehemalige Spieler Jörn Härtel hatte den Verein auf Zahlungen aus der Zusatzvereinbarung verklagt. ,,Dieses Verfahren ist beendet, da Härtel beim Arbeitsgericht Lingen nicht darlegen konnte, dass Norbert Ströer und Georg Brümmer vom Vorstand des HSV zum Abschluss der Zusatzvereinbarung bevollmächtigt gewesen sind." Dies zeige auch, so Koop, dass weder Ströer noch Brümmer bevollmächtigt gewesen seien, für den Verein irgendwelche zusätzlichen Vereinbarungen über Spielergehälter oder sonstige Sachzuwendungen abzuschließen. Die Forderungen von Marcel Piesche habe der Verein ebenfalls zurückgewiesen, ein gerichtliches Verfahren sei nicht anhängig. Schließlich teilte Koop mit, dass der Verein mit dem Sportartikelhersteller Cawila eine Einigung erzielen konnte und die geforderten 6000 Euro für von Ströer bestellte Ausstattungsware reduzieren konnte.

164 Fälle
Deutlich sagte Koop auf entsprechende Fragen der Mitglieder: ,,Steuerrechtlich und von der Sozialversicherung wird trotz der Sauereien der Verein zur Rechenschaft gezogen." Leider sei der Zollbericht bis zur Mitgliederversammlung noch nicht vorgelegt worden.

Gegen Norbert Ströer handele es sich bis jetzt ,,um einen Verdacht. Es müssen noch 164 Fälle aufgearbeitet werden, bevor es zu einer Anklage kommt." Klage auf Schadenersatz gegen Ströer habe der Verein bereits eingereicht.

Gegen Georg Brümmer wird noch geprüft, ob auch hier Klage auf Schadenersatz eingereicht wird. Für den Verein bleibe interessant, inwieweit die ,,Geldwäscher" für den Schaden mitverantwortlich gemacht werden könnten. Koop hoffte, ,,dass die Klagen der Behörden gegen die Vorstandsmitglieder eingestellt werden".

Aufrufe: 025.1.2016, 12:00 Uhr
Meppener TagespostAutor