2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Hartmut Schürings lebt für Gladbachs Fußball

Der 69-Jährige betreut seit 47 Jahren Kicker in Gladbach +++ Er trainierte auch Marc-André ter Stegen +++ Der SV Lürrip ist seine "Herzensangelegenheit"

Kevin Jingter vom SV Lürrip springt über zwei Stangen, dann folgt der Torschuss des Torwarttrainers. Er streckt sich, doch der Ball schlägt im Netz ein. Der Trainer kommentiert: "Kevin, zu Weihnachten jibbet ne Trampolin!"

Der Mann, der großzügig Geschenke zu verteilen scheint, ist Hartmut Schürings. Seit gut drei Jahren trainiert er die Torhüter des SV Lürrip. Schon in seiner aktiven Spielerkarriere schnürte er für den Polizei SV, den SV Lürrip und die Sporfreunde Neuwerk die Fußballschuhe. Mit gerade einmal 22 übernahm er zum Start seiner Trainerlaufbahn die damalige D-Jugend der Lürriper. Seit mittlerweile 47 Jahren betreut er unzählige Jugendmannschaften, viele Jahre war er auch Nachwuchs- und Torwarttrainer bei Borussia.

Bekannte Spieler hat der 69-Jährige über Jahrzehnte hin gefördert. Etwa Marcel Ketelaer, Jörg Albertz, Karl-Heinz Pflipsen, Sebastian Deisler oder Marcell Jansen gehörten während seiner Tätigkeit zu seinen Schützlingen. Außerdem trainierte er Marc-Andre ter Stegen. "Besonders auffällig waren seine sehr stark ausgeprägten fußballerischen Fähigkeiten. Auch sein enormer Fleiß ist mir in Erinnerung geblieben", erzählt Schürings.

Auch heute hat der Rentner noch immer einen sehr guten Draht zu Borussia und wird dort herzlich begrüßt. Roland Virkus, der heutige Direktor für den Jugend- und Amateurbereich, lobt den ehemaligen Trainer und Platzwart in höchsten Tönen. "Ich habe ihn immer als sehr loyalen und hilfsbereiten Menschen erlebt, der mich als jungen Trainer an die Hand genommen und unterstützt hat. Er war Tag und Nacht für die Borussia da und hat für jeden ein offenes Ohr gehabt. Auch die Qualität der Trainingsplätze war immer astrein, auch wenn das bei einem Aschenplatz eigentlich gar nicht möglich ist. Solch eine Persönlichkeit findet man im Fußballgeschäft selten", sagt Virkus.

Neben seiner Trainertätigkeit war Schürings viele Jahre als Platzwart beim ehemaligen Trainingszentrum der Borussia-Junioren am Haus Lütz tätig. Dort blieb er allen Beteiligten als freundliche, hilfsbereite Person in Erinnerung, die immer einen witzigen Spruch auf Lager hat.

Bei der Frage nach dem für ihn bewegendsten Spiel verweist Schürings auf seine bitterste Niederlage in seiner Zeit als Borussias B-Jugend-Trainer, als seine Mannschaft um die Deutsche Meisterschaft spielte und im Viertelfinale an Bayer Leverkusen im damaligen Ulrich-Haberland-Stadion knapp im Elfmeter-Schießen scheiterte.

Heute blickt der ehemalige Mittelfeldspieler auch mit ein wenig Stolz auf seine lange Laufbahn zurück. Einerseits, maßgeblichen Anteil an der Förderung von Bundesliga- und sogar Nationalspieler gehabt zu haben. Andererseits, mit Spielern, Trainern und Schiedsrichtern immer einen respektvollen Umgang gepflegt zu haben. "Mir war immer wichtig, aufrichtig mit meinem Mitmenschen umzugehen", versichert Schürings. Nicht ein einziges Mal habe es Ärger mit einem Unparteiischen gegeben. "Wir können doch froh sein, dass wir die Schiedsrichter haben", sagt er.

Trotz der vielen Erinnerungen und Rückblicke auf eine ereignisreiche Laufbahn ist Hartmut Schürings gegenwärtig alles andere als untätig. Neben seinem Engagement als Trainer der Fußballschule in Jörg Albertz und Schorsch Dreßen ist er inzwischen zu seinem Heimatverein, dem SV Lürrip zurückgekehrt. "Das ist eine Herzensangelegenheit", wie er versichert. Als Torwarttrainer kümmert er sich primär um die Torhüter des Bezirksligisten, steht aber auch Trainer Markus Lehnen und allen Spielern mit Rat und Tat zur Seite. Der Sportliche Leiter der Lürriper, Andreas Zimmermann, ist froh Schürings in seinem Team zu haben. "Er ist die gute Seele der Truppe, gibt seine Erfahrung weiter und ist durch seine lockere Art auch für die gute Stimmung wichtig. Es ist schön, dass sich der Kreis nach seiner Lürriper Zeit vor 42 Jahren schließt", sagt Zimmermann.

Das Torwarttraining am Weyersweg in Lürrip ist derweil zu Ende. Sascha Kinna und Kevin Jingter haben anstrengende 90 Minuten hinter sich. Hartmut Schürings verlässt den Platz, natürlich mit einem Lächeln auf den Lippen. Letzterer darf sich zu Weihnachten vielleicht auf ein Trampolin freuen.

Aufrufe: 06.9.2014, 12:42 Uhr
Rheinische Post / Sebastian EussemAutor