2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Noch immer voller Freude Trainer beim FC Hansa Rostock: Christian Brand ist seit heute ein Jahr bei der Kogge. Marie Boywitt
Noch immer voller Freude Trainer beim FC Hansa Rostock: Christian Brand ist seit heute ein Jahr bei der Kogge. Marie Boywitt

Hansa: Ein Jahr unter Brand

Seit 365 Tagen hat der 44-Jährige das Traineramt bei der Kogge inne – im Interview blickt er zurück

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Heute vor einem Jahr übernahm Christian Brand das sportliche Ruder der Kogge. Damals war der Fußball-Drittligist FC Hansa auf einem Abstiegsrang, heute ist der Traditionsverein Zehnter.

Die beiden letzten Hansa-Trainer, die ein Jahr – und länger – blieben, waren Peter Vollmann (1. Juli 2010 bis 5. Dezember 2011) und Frank Pagelsdorf (15. August 2005 bis 10. November 2008) – beide schafften den Aufstieg mit Hansa. Im Gespräch mit NNN-Redakteurin Marie Boywitt lässt Brand das zurückliegende Jahr Revue passieren.

Wissen Sie, wer zuletzt mehr als ein Jahr beim FC Hansa als Trainer tätig war?

Christian Brand: Ich glaube, Peter Vollmann – und davor Frank Pagelsdorf…

Beide blieben sogar noch länger und schafften in ihrer Amtszeit einen Aufstieg. Kann man daraus Schlüsse ziehen?

Das würde ich nicht machen. Wir sind Zehnter und da sind wir im Moment zu Recht. Wir sollten nicht von Aufstieg reden, damit schüren wir Erwartungshaltungen, die im Moment nicht realistisch sind.

Können Sie sich erklären, warum in so vielen Fußballvereinen der Trainer oft schnell entlassen wird?

Ich glaube, es ist eine aufgeregte Grundstimmung. Es hat damit zu tun, dass eher konzeptionell Fehler gemacht werden bei vielen Vereinen. Weil sie kurzfristig gesteuert sind. Man muss halt einen Plan haben. Und wenn ein Plan da ist und nicht sofort klappt, werden die Leute nervös und vertrauen sich selbst nicht mehr.

Wie war es denn bei Ihnen vor einem Jahr?

Der Vorstand wollte, dass ich den Verein rette und jemanden, der etwas aufbauen kann. Deshalb haben sie mich verpflichtet.

Was bedeutet es Ihnen, ein Jahr beim FC Hansa „geschafft“ zu haben?

Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, hier zu arbeiten. Weil ich nach wie vor glaube, Hansa ist ein toller Verein und besitzt nach wie vor eine unglaublich große Strahlkraft auch für Mecklenburg-Vorpommern. Es war eine sehr intensive Zeit, hier zu arbeiten, es ist anstrengend und kostet viel Energie, aber es gibt einfach auch viel zurück. Denn die Arbeit hier ist von respektvoller und vertrauensvoller Zusammenarbeit geprägt – von der Geschäftsstelle bis hin zum Trainerteam und der Mannschaft. Mir bedeutet es sehr viel, hier zu sein – und ich freue mich jeden Tag, hierher zu kommen.

Welche Entwicklung sehen Sie in der Mannschaft, seitdem Sie diese vor einem Jahr übernommen haben?

Die Mannschaft weiß, dass viel geht in der Liga, aber dass man als Mannschaft auftreten muss. Und ich habe das Gefühl, dass sie meiner Arbeit vertrauen und glauben, weil sie Erfolg gebracht hat. Aber man muss das Team auch immer wieder fordern, damit es nicht in die Komfortzone zurückfällt. Es muss ein Prozess einsetzen, dass die Mannschaft aus einer inneren Hygiene heraus diese Zeichen versteht und selber sagt: Hey komm, wir müssen wieder. Da muss sie noch reifer und selbstständiger werden.

Woran liegt es, dass das Team daran erinnert werden muss?

Es muss eine Sicherheit und Ruhe in die Mannschaft kommen. Dann entwickeln sich Abläufe und Automatismen, aber das ist ein fortlaufender Prozess.

Was ist der größte Unterschied von Christian Brand als Spieler und Trainer bei Hansa?

Als Trainer hat man das Gesamte im Kopf und eine unglaubliche Verantwortung für den sportlichen Bereich. Als Spieler bist du einer von 25, der um seinen Platz kämpft. Du bist sehr Ich-bezogen, weil du immer denkst: Ich muss spielen, ich muss Erfolg haben mit der Mannschaft, ich muss weiterkommen. Als Trainer geht es immer um das Wir.

Was nehmen Sie sich für Ihr zweites Jahr vor?

Ich denke eher nicht in so großen Dekaden wie ein Jahr. Ich denke erst einmal, dass wir noch zwei Spiele haben – als erstes fahren wir nach Erfurt. Ich habe mir nichts Spezielles für das zweite Jahr vorgenommen, sondern möchte, dass sich die Mannschaft weiterentwickelt, dass sie besser Fußball spielt, dass die Verletzten zurückkommen – und dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben.

Aufrufe: 07.12.2016, 12:30 Uhr
maboAutor