2024-03-27T14:08:28.225Z

Vereinsnachrichten
Hans Bleher greift als ältester aktiver Schiedsrichter im Fußballbezirk Riß auch noch mit 84 Jahren regelmäßig zur Pfeife. (Foto: Matthias Rehm)
Hans Bleher greift als ältester aktiver Schiedsrichter im Fußballbezirk Riß auch noch mit 84 Jahren regelmäßig zur Pfeife. (Foto: Matthias Rehm)
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Hans Bleher pfeift weiter

Fußball: Der 84-Jährige aus Alberweiler ist der älteste aktive Schiedsrichter im Bezirk Riß

ALBERWEILER / sz - Hans Bleher aus Alberweiler ist der älteste aktive Schiedsrichter im Fußballbezirk Riß. Der 84-Jährige hat bereits 2819 Spiele geleitet und greift auch heute noch fast jedes Wochenende zur Pfeife.

Gelassen sitzt Hans Bleher in seinem sonnendurchfluteten Wintergarten. Auf dem Tisch vor ihm liegen Zeitungsberichte und Urkunden für die vielen Ehrungen, die er schon erhalten hat. Für den 84-Jährigen hängen viele Erinnerungen an diesen Stücken, denn sie dokumentieren seine Schiedsrichterlaufbahn, die nun schon mehr als 50 Jahre dauert. Den Anfang hatte seine Leidenschaft im März 1953 genommen. Der damalige Schiedsrichterobmann Karl Seitz habe ihn auf die Idee gebracht und er konnte als Fußballliebhaber einfach nicht nein sagen. "Ich bin halt für den Fußball geboren und ich wollte alles ausprobieren, das etwas mit Fußball zu tun hat", erläutert Hans Bleher die Hintergründe für seine damalige Zusage an Seitz.

Bis heute sind 2819 Spielleitungen zusammengekommen, bei denen Hans Bleher mit viel Besonnenheit die manchmal nicht ganz so einfache Aufgabe des Unparteiischen ausfüllte. Innerhalb der Schiedsrichtergruppe Riß ist man froh, einen verlässlichen Mann wie Hans Bleher in seinen Reihen zu wissen, wie Obmann Jochen Oelmaier bestätigt. "Hans Bleher genießt ein sehr hohes Ansehen bei seinen Kameraden. Er ist bekannt dafür, dass er ehrlich sagt, was er denkt und dazu auch steht. Und auch bei den Spielern kommt er mit seiner ruhigen Art immer noch sehr gut an", sagt der 39-Jährige.

Nicht umsonst hat die Schiedsrichtergruppe Riß ihn im November vergangenen Jahres für seine 50-jährige Tätigkeit zum Ehrenmitglied ernannt. Obwohl Hans Bleher noch weitere Ehrungen und Preise erhalten hat, spricht er viel lieber über die vielen Spiele, die er in seiner Laufbahn leiten durfte. "Die besten Momente waren nicht die Preisverleihungen. Viel schöner war es, wenn man nach 90 Minuten vom Platz gegangen ist, beide Mannschaften zufrieden waren und man sich danach mit allen Beteiligten auf ein Bier im Sportheim zusammensetzen konnte."

Selbst wenn es mal nicht geklappt hat, beide Mannschaften zufrieden zu stellen, konnten ihm beleidigende Worte vom Spielfeldrand aus nichts anhaben. "Ich habe da ein dickes Feld. Einmal war es mir aber zu viel", sagt Hans Bleher. "Da habe ich in einer Spielunterbrechung zu diesem Zuschauer gesagt, dass ich eine weitere Pfeife im Auto habe, die ich ihm schnell holen kann. Danach war er still."

In der einzigen Situation, in der es wirklich brenzlig wurde, konnte der Unparteiische aus Alberweiler die Wogen jedoch nicht mehr mit einem flotten Spruch glätten. In einem Kreisligaspiel rastete ein Spieler, der sich ungerecht behandelt fühlte, aus und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, sodass Hans Bleher bewusstlos zu Boden ging. Der Schock dieses Erlebnisses hat sich im Kopf des 84-Jährigen eingebrannt. "Das war schon eine extreme Situation. Aber damals habe ich entschlossen, dass ich mir von solchen Personen nicht den Spaß an diesem wunderbaren Sport nehmen lasse."

Wenn er sich heute zurückerinnert, überwiegen aber die schönen Momente seiner Karriere, zu denen immer noch weitere hinzukommen. Einer der größten Höhepunkte seiner Laufbahn ist noch gar nicht lange her. So wurde ihm vor Kurzem die Ehre zuteil, ein Freundschaftsspiel des B-Juniorinnen-Bundesligisten SV Alberweiler "sein Heimatverein" zu leiten. "Das hatte mich schon immer wahnsinnig gereizt und in meinem Heimatort zu pfeifen war natürlich eine super Sache."

Ehefrau ist große Stütze

Nach mehr als 50 Jahren mit gelben und roten Karten, denkt auch Hans Bleher trotz seiner körperlichen Fitness ans Aufhören. "Dann würde ich noch mehr Radfahren und Joggen gehen. Und mehr Zeit mit meiner Frau verbringen." Sie sei sowieso der Grund, warum er dieses Hobby über so viel Jahre ausführen konnte. "Sie hat den Fußball immer als Teil meines Lebens akzeptiert und mir den Rücken freigehalten." Bei durchschnittlich circa 95 geleiteten Spielen in den vergangenen drei Jahren fällt es aber noch schwer, an das Ende von Hans Blehers Laufbahn zu glauben. Dafür ist seine Liebe zum Fußball dann halt doch zu groß.

Aufrufe: 09.4.2014, 18:25 Uhr
Schwäbische Zeitung / Matthias RehmAutor