2024-05-08T14:46:11.570Z

Testspiel
Gelöste Stimmung beim Gruppenbild der Freundschaftsspiel-Initiatoren mit Rotenburger Nachwuchsfußballern.Foto: Moje
Gelöste Stimmung beim Gruppenbild der Freundschaftsspiel-Initiatoren mit Rotenburger Nachwuchsfußballern.Foto: Moje

Hannover 96 hilft klammem Oberligisten Rotenburger SV

Bundesliga-Profis kommen am 24. Mai ohne Gage zum Freundschaftsspiel in die Kreisstadt

Rotenburg. Nein, dem Rotenburger SV geht es nicht gut. Trotz eines rigorosen Sparkurses ist der Fußball-Oberligist nach wie vor tief in den roten Zahlen. Es drücken Altlasten aus Steuerschulden und Jahren des unsoliden Wirtschaftens. Sportlich belegt das in der Hinserie immer wieder von Verletzungssorgen gebeutelte Team von Trainer Jan Fitschen als Tabellenvorletzter einen Abstiegsplatz. Dennoch waren gestern Nachmittag nur strahlende Gesichter bei allen RSV-Verantwortlichen zu sehen. Der Grund dafür kam aus der Landeshauptstadt und hieß Martin Kind.

Der Präsident des Bundesligisten Hannover 96 war gemeinsam mit seinem Pressesprecher Alex Jacob und Ex-Torjäger Dieter Schatzschneider nach Rotenburg gereist, um dort ein außergewöhnliches Freundschaftsspiel anzukündigen. Denn am Sonntag, 24. Mai, einen Tag nach dem Bundesligafinale gegen Freiburg, tritt Hannover 96 um 15 Uhr beim Rotenburger SV an - und zwar ohne Gage. Der Erlös der Partie, für die 3000 Karten verkauft werden sollen, soll in voller Höhe dem klammen Verein aus der Kreisstadt zugute kommen, der mit einem Konsolidierungskonzept und einer völlig neu gestalteten Jugendarbeit endlich auch finanziell wieder auf die Beine zu kommen hofft.

Paul Metternich, der sich seit einiger Zeit um das Marketing und die Finanzen des RSV kümmert, hatte Martin Kind bei einer NFV-Veranstaltung in Barsinghausen getroffen und ihm von der schwierigen Lage des Vereins berichtet. ,,Er meinte, ein Freundschaftsspiel könnte helfen", so Hannovers Präsident, der von der Schilderung des Rotenburgers ebenso beeindruckt war, wie von dessen Hartnäckigkeit. ,,Irgendwann sagt man ja", so Kind lachend.

Der Fußball habe heute neben der sportlichen auch eine gesellschaftliche Funktion, so Hannovers Präsident. ,,Es braucht Leuchttürme." Damit meinte er nicht nur die Bundesliga, sondern auch einen Oberligisten wie etwa den Rotenburger SV. ,,Ein vorletzter Tabellenplatz ist nicht akzeptabel. Das Ziel muss es sein, erst einmal den Klassenerhalt zu sichern, denn der Logik ,nach einem Absturz hat man Chancen' folge ich nicht wirklich. Man muss Ziele haben."

Er selbst kenne die Abwärtsspirale aus finanziellen und sportlichen Problemen nur zu gut. Er selbst hatte den heutigen Bundesligisten 1997 quasi in Insolvenz in der 3. Liga übernommen und 2002 zurück in die 1. Liga geführt. ,,Wir sind stolz, dass wir jetzt das 13. Jahr Bundesliga spielen", so Kind, der betont, wie wichtig ihm Nachhaltigkeit ist. ,,Wir haben 2006 das Stadion zur WM-Arena umgebaut und jetzt sind wir in der Lage, 25 Millionen Euro in ein Jugendleistungszentrum zu investieren."

Aus Überzeugung entschieden

Für Rotenburg habe er sich daher aus Überzeugung entschieden. ,,Ich weiß um die Bedeutung von Vereinen für eine Stadt." Neben dem Verständnis für die Sorgen des Rotenburger SV verbindet Hannovers Präsident mit dem ersten nicht von wirtschaftlichen Erwägungen bestimmten Auftritt seiner Mannschaft außerhalb ihres Kerngebietes auch die Hoffnung, in der hiesigen Region etwas Werbung für die 96er zu machen. ,,Bremen liegt natürlich um die Ecke, aber ich erinnere ganz freundlich daran: Ihre Landeshauptstadt ist Hannover", so Martin Kind schmunzelnd. ,,Ich will schon ein paar überzeugen, zu uns zu fahren. Das ist nur eine Dreiviertelstunde Fahrt, das Stadion ist schöner und besser zu erreichen. Es gibt viele Argumente, die für uns sprechen."

Die Ursache, dass Hannover in der hiesigen Region bislang nicht über eine nennenswerte Fanbasis verfügt, sieht Martin Kind in der ,,unruhigen Vergangenheit" des Vereins begründet. ,,Wir spielen erst seit 13 Jahren nachhaltig in der Bundesliga. Natürlich überlegen wir uns, wie wir 96 als eine sympathische Marke in Niedersachsen entwickeln können." In Rotenburg ist dies in jedem Fall gelungen. ,,Ich freu' mich wie ein kleines Kind, dass ich hier jetzt neben dem Bürgermeister und dem Präsidenten von Hannover 96 stehen darf", so der RSV-Vorsitzende Henri Ohlmann, der selbst als Student in Hannover oft bei 96 im Stadion war. Die Freude sei riesengroß, dass der Bundesligist den Verein dabei unterstütze, sich aus der Krise heraus zu entwickeln und hin zu mehr Jugendarbeit zu gehen.

Aufrufe: 011.2.2015, 11:03 Uhr
Zevener Zeitung / Von Oliver MojeAutor