Hamborn 07 dreht Spiel in der Schlussphase

Nach einer Achterbahn der Gefühle hatten die Gastgeber in einem Spiel zweier gleichwertiger Mannschaften am Ende beim 3:2 das glücklichere Ende für sich. Dabei sah es zwischenzeitlich nach einem klassischen Ligafehlstart und der Fortsetzung des Derby-Fluchs aus.

Zunächst begann alles planmäßig für das Team von Co-Trainer Thorsten Schramm, der Ali Güzel an der Seitenlinie vertrat: Der quirlige Kevin Hesse setzte sich auf der rechten Seite durch und flankte butterweich in den Strafraum. Dort konnte Admir Turudija einen schönen Kopfball ansetzen, der jedoch nur die Latte traf. Daniel Brosowski schaltete am schnellsten und drosch den Abpraller von Höhe des Elfmeterpunktes in die Maschen: 1:0 (7.).

Die Gäste ließen sich aber keineswegs vom Rückstand irritieren und suchten ihrerseits den Weg nach vorn. Die besseren Chancen hatten aber zunächst noch die Löwen: Erneut war es Kevin Hesse, der auf der rechten Seite mächtig Gas gab, und Admir Turudija mustergültig bediente; dessen Schuss verfehlte nur knapp das Tor (16.). Kurz darauf flankte Hesse erneut von rechts, diesmal nahm Admir Turudija den Ball mit der Brust an, lupfte das Leder über den herauseilenden Rheinland-Keeper Oguz Alkurt - erneut rettete die Latte! (19.).

Ab Mitte der ersten Hälfte standen die Gäste besser in der Defensive und die Löwen fanden kein Mittel, Rheinland in Verlegenheit zu bringen. Im Gegenteil, die Gäste wurden nun aktiver nach vorne und hatten durch Bilal Kayaoglu zwei dicke Chancen: Zunächst verfehlte sein Freistoß aus rund 20 Metern nur knapp das Löwen-Gehäuse (34.), dann sauste sein Kopfball um Haaresbreite am Pfosten vorbei (38.).

Nach dem Wechsel wurde die Partie etwas fahrig, wobei sich Rheinland Hamborn aggressiver in Spiel einbrachte und auf den Ausgleich drängte. Die Löwen wirkten nun etwas verunsichert. Andrej Walter konnte sich in der 54. Minute durchtanken und allein auf Löwen-Keeper Akin Ergin zumarschieren - der wehrte mit einem tollen Reflex ab. Den Abpraller setze Bilal Kayaoglu über das Tor.

Nach einem Angriff der Gastgeber, bei dem es hätte Eckstoß geben müssen, zogen die Rheinländer - während die Löwen noch reklamierten - blitzschnell einen Konter über die rechte Seite; der in der Mitte mutterseelenallein stehende Bilal Kayaoglu brauchte nur noch einzuschieben: 1:1 (58.). Die Partie wurde nun hitziger - auf dem Spielfeld und jenseits der Bande, wo die Fans beider Lager das Geschehen lautstark begleiteten.

Die Gastgeber wurden nun zunehmend in der eigenen Hälfte festgesetzt und Rheinland schließlich für seine Mühe belohnt: Bilal Kayaoglu kämpfte sich an der Strafraumgrenze durch die Löwen-Abwehr und bugsierte im Fallen, als die Gefahr schon gebannt schien, das Leder noch an Akin Ergin vorbei zum 1:2 ins Tor (68.). Die Gäste hatten das Spiel gedreht, ihre Fans waren obenauf. Und das nicht unverdient. Es deutete sich für die Löwen eine erneute Derby-Niederlage und damit ein Fehlstart in die neue Saison an.

Dann kam David Gehle in der 74. Minute für den zwar fleißigen, aber heute glücklosen Okan Yilmaz ins Spiel, und mit ihm neuer Schwung der Löwen, sich gegen die drohende Niederlage zu wehren. Wenig später setzt sich jener David Gehle über die linke Angriffsseite durch, bringt Ball in den Strafraum, wo es zu einer zwischenzeitlichen Unordnung in der Rheinland-Abwehr kommt. Wieder steht Daniel Brosowski zur rechten Zeit am rechten Ort, schaltet an schnellsten und drischt das Leder aus kurzer Entfernung in die Maschen: 2:2 (79.).

Knapp fünf Minuten später läuft wieder ein Angriff über die linke Seite mit David Gehle, diesmal nimmt Kevin Hesse die Flanke direkt auf, stoppt mit einer Seelenruhe den Ball, die fast schon arrogant wirkt, dreht sich und schiebt die Kugel eiskalt über die Torlinie (83.). Das Spiel war wieder gekippt, diesmal zugunsten der Löwen.

In den letzten Minuten wurde es nochmals hektisch. Die Gäste drängten auf den Ausgleich, die Löwen auf die Entscheidung. Fouks und Spielunterbrechungen häuften sich. Selahattin Atik, bereits verwarnt, wurde in der 81. Minute, also kurz vor dem Siegtreffer, wegen einer Tätlichkeit an Admir Turudija vom Platz gestellt. Am Ende konnten die Löwen den Vorsprung über die Zeit bringen.

Ein wichtiger Erfolg in mehrfacher Hinsicht: Drei Punkte wurden für die Mission Wiederaufstieg eingefahren, die Mannschaft hat Kampfgeist bewiesen und ist nach dem Rückstand gegen einen starken Gegner wiedergekommen. Und - zu guter letzt - der Derby-Fluch wurde besiegt.

Es mag Leute geben, die sagen werden: Gegen den Aufsteiger keine Kunst. Man hat aber gesehen, warum Rheinland rund zwei Jahre ungeschlagen war und die Meisterschaft in der Kreisliga A souverän gewonnen hat. In dieser Form sollte man den Aufsteiger nicht unterschätzen, insbesondere , wenn es darum geht, auf der Marxloher Asche bei einem enthusiastischen Publikum zu bestehen.

"Für die Zuschauer war es sicherlich ein tolles Spiel - als Trainer möchte man das nicht alle Tage haben," fasste ein erleichterter Thorsten Schramm seine ersten Eindrücke zusammen. "Wenn wir das 2:0 machen, läuft das Spiel anders. So haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht gegen einen immer stärker werdenden Gegner. Es war wichtig , dass die Mannschaft zurückgekommen ist." Diese Moral wird für die künftigen Aufgaben auch zwingend notwendig sein. Am kommenden Sonntag gastieren die Löwen bei Adler Osterfeld, danach ist der selbsternannte Titelaspirant Genc Osman zu Gast im Holtkamp.

SF Hamborn 07: Ergin, Yayla, Yilmaz (74. Gehle), Hörter (46. Schulz), Turudija, Dehnen, Brosowski, Hesse, Kücükarslan, Grevelhörster, Kilic (60. Bothe).

Rheinland Hamborn: Alkurt, Kaplan, Uyar, Walter, Misini (46. Aktugan), Alp, Hammermeister, Erbay (90. Tutak), Kayaoglu, Alpugan (61. Djogaz), Atik.

Tore: 1:0 Brosowski (7.), 1:1 Kayaoglu (58.), 1:2 Kayaoglu (68.), 2:2 Brosowski (79.), 3:2 Hesse (83.).

Gelbe Karten: Walter (22. Foulspiel), Atik (36. Ball wegschlagen), Uyar (64. Meckern), Kücükarslan (64. Foulspiel), Yayla (73. Foulspiel).

Rote Karte: Atik (81. Tätlichkeit)

Zuschauer: 450