2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Im Interview: SVM-Trainer Christian Neidhart. F: Bjoern Lichtfuss
Im Interview: SVM-Trainer Christian Neidhart. F: Bjoern Lichtfuss

"Habt Geduld! - Die Jungs werden ihre Chancen bekommen"

Christian Neidhart über die Jugendarbeit beim SV Meppen

Das Jugendleistungszentrum Emsland an der Lathener Straße ist aus Sicht des Vereins zu einem Vorzeigeprojekt geworden. Doch was springt eigentlich für den Seniorenbereich aus der Ausbildungsarbeit heraus. Wer wüsste das besser als Trainer Christian Neidhart? Wir haben ihn für das Stadionheft "Neunzehn12" gefragt.

Christian Neidhart, in diesem Jahr standen fünf Spieler in ihrem Kader, die im Sommer am Aufstieg in die A-Junioren Bundesliga beteiligt waren. Lars Huxsohl, Jan-Luca Ahillen, Thorben Deters, Markus Rohe und Zachary Hamm. Welchen Eindruck haben Sie von Ihren Eigengewächsen?

Neidhart: Einen Positiven! Alle fünf Spieler haben in dieser Saison ihre Einsatzzeit bekommen. Der eine etwas mehr, der andere etwas weniger. Das ist völlig normal. Ich sehe Lars in der kommenden Saison als die Nummer Zwei hinter Benni Gommert und auch mit Jan-Luca haben wir gerade erst den Vertrag verlängert. Weil wir davon überzeugt sind, dass er das Zeug dazu hat den endgültigen Sprung zu schaffen. Markus und Zach sind ebenfalls zwei ganz feine Fußballer, denen zurzeit aber etwas fehlt, weshalb wir die Verträge nicht verlängert haben. Auch das ist nicht tragisch. Thorben hatte leider etwas Verletzungspech, hatte aber vorher eine sehr gute Rolle bei uns gespielt.

Bisher haben aber alle fünf Spieler nur Kurzeinsätze erhalten. Warum?

Neidhart: Weil wir ein Traditionsverein sind, der seinen Fans etwas schuldig ist und ambitioniert in der Regionalliga mitspielen will. Wenn wir in jedem Spiel mit sieben Talenten eine Klatsche kassieren würden, dann wären die Rufe nach jungen Spielern sicher auch schnell leiser. Wir müssen da einen schmalen Grat wandern, was uns zurzeit aber sehr gut gelingt wie ich finde. Das Umfeld sollte Geduld mit uns und der individuellen Entwicklung haben.

Im Winter kamen Martin Hudec und Dennis Geiger. Gestandene Spieler, die ihren 30. Geburtstag schon gefeiert haben. Ist das nicht ein Signal gegen die Jugend?

Neidhart: Nein. Noch einmal, nur mit Jugendspielern werden wir keinen Erfolg haben. Sondern wir brauchen eine gefestigte Struktur, in der junge Spieler erste Erfahrungen sammeln können, um sich zu Leistungsträgern zu entwickeln. Ansonsten wäre ja jeder Transfer ein Signal gegen unsere Jugendarbeit. Und das ist Unsinn.

Gerade haben Sie den Vertrag mit Stammtorhüter Benjamin Gommert um zwei Jahre verlängert. Bleibt Lars Huxsohl somit nur die Rolle des Reservisten?

Neidhart: Auch hier gilt es sich in Geduld zu üben. Derzeit ist Benni unsere Nummer Eins, da gibt es gar keine Diskussion. Aber wir haben schon die Hoffnung, dass Lars in zwei Jahren seine Rolle ausfüllen könnte. Dazu muss er sich beweisen, im Training Gas geben und nicht abheben. Deshalb haben wir für die neue Saison konkret unser Ziel formuliert, dass Jungs wie Lars ihre Einsätze bekommen. Das wollen wir erfüllen.

Zuletzt hat der Verein die U23 in der Bezirksliga enorm für 2015/16 verstärkt. Mit welchem Sinn?

Neidhart: Wir wollen einen interessanten, eigenständigen und leistungsfähigen Kader schaffen. In der ersten Mannschaft werden wir unser Personal etwas dezimieren, sodass wir natürlich auch ein Auge auf Spieler wie Marcel Hoppe, Nico Gill oder andere werfen, die uns punktuell unterstützen könnten. Eine zweite Mannschaft musst du richtig anpacken oder abmelden. Wir haben uns für diesen Weg entschieden. Und das ist auch ein Signal für Jugendspieler…

Für Jugendspieler?

Neidhart: Eine starke zweite Mannschaft kann ein Modell für einen talentierten Jungen sein. Wenn er hier hochklassigen Fußball auch in der U23 spielen kann, ist das ein Plus für uns in Verhandlungen mit einer „Fackel“ – wie Heiner Beckmann immer zu sagen pflegt (lacht). Solche Fackeln nach Meppen zu lotsen und zu halten ist gar nicht so einfach.

Die A-Junioren des JLZ Emsland haben jetzt ein Jahr Bundesliga gespielt. Welchen konkreten Gewinn erzielt der SV Meppen?

Neidhart: Ganz bestimmt aus dem Image! Das darf niemand unterschätzen. Ansonsten war es für die U19 sicherlich schwierig, dass der Aufstieg so spät realisiert wurde. Trotzdem haben Sebastian Röttger und das Trainerteam sehr gute Arbeit geleistet. Sollte der Aufstieg noch einmal gelingen, dann sollten wir uns vielleicht noch mehr an emsländischen Talenten orientieren, die bereits jahrelang im Leistungszentrum ausgebildet wurde.

Und personell?

Neidhart: Ich rechne ab der kommenden Saison fest mit Yannic Suchanke. Das ist mit ihm und seinen Eltern abgesprochen. Yannic hat das Potential ein richtig guter Innenverteidiger zu werden. Ich hoffe, er beweist sich bei uns.

Suchanke kommt also. Manuel Suda hat hingegen ein Angebot von Kickers Emden angenommen. Muss Sie das nicht ärgern?

Neidhart: Nein, Sie können davon ausgehen, dass wir unsere Planungen sehr detailliert und gewissenhaft ausführen. Die Leistung in der Junioren-Bundesliga auf die Herren-Regionalliga zu übertragen, ist nicht so einfach wie viele Vereinsmitglieder denken. Wir glauben, wir können das. Deshalb bin ich auch froh ab der kommenden Saison mit Alo Weusthof zusammenzuarbeiten. Alo weiß ganz genau, was ein ambitionierter Verein wie der SV Meppen benötigt, welche Erwartungen gestillt werden müssen. Und er hat ein fantastisches Auge für Talente.

Zum Schluss eine theoretische Frage. Wir bieten Ihnen einen gestandenen Stürmer, der in der nächsten Saison mindestens 15 Tore schießen wird. Oder fünf gutausgebildete Talente. Für wen entscheiden Sie sich?

Neidhart: (überlegt lange) Hmm, das ist wirklich eine sehr theoretische Frage. Was bedeutet gutausgebildete Talente? Was ist ein gestandener Stürmer? Und deshalb tue ich mich schwer diese Frage definitiv zu beantworten. Aber ich denke, jeder weiß, dass wir in unserer jetzigen Situation einen gefährlichen Stürmer suchen.

Aufrufe: 013.5.2015, 15:51 Uhr
Tobias AhrensAutor