Großmußerin (15) wechselt zum FC Bayern

Die junge Dame, die in den vergangenen beiden Jahren bei der JFG Befreiungshalle Kelheim kickte, ist ein bemerkenswertes Talent. Mit zwölf Jahren trat sie erstmals etwas prominenter in Erscheinung: Sie spielte mit dem Stützpunkt Schierling bei einem Vergleich von Leistungszentren in der Halle mit - und wurde unter fast lauter Jungs zum ,,Spieler" des Turniers gewählt. Im Jahr darauf stieß sie zur bayerischen U14-Juniorinnen-Auswahl und gewann mit dieser Truppe den Länderpokal in Duisburg. Spätestens da wurden größere Vereine auf sie aufmerksam. In der vergangenen Saison lief sie für kurze Zeit mit einem Zweitspielrecht für FC Ingolstadt auf.

Die Familie überlegte lange

Ein Angebot der Ingolstädter im Vorjahr schlug sie aber aus. Hauptgrund damals: ,,Ich will nicht weg von der JFG Befreiungshalle. Ich kicke gerne mit meinen Jungs. Das ist ein super Haufen." In der U15-Jugend der Kelheimer trainierte sie unter den ATSV-Landesligaspielern Matthias Schlauderer und Lukas Schinn. Erst dieser Tage verabschiedete sich die Großmußerin mit dem Gewinn des Kreisliga-Titels von ihrem C-Jugend-Team. ,,Wir haben nach dem letzten Spiel ein bisschen Party gemacht. Schließlich spielen wir jetzt in der Bezirksoberliga."

Andrea wird da nicht mehr dabei sein. Sie wechselt an die Säbener Straße. Genau dort besuchte sie auch ein erstes Probetraining bei den U17-Mädels des FCB. ,,Ich war schon etwas aufgeregt, vor allem habe ich gewisse Anweisungen im Training nicht verstanden. Die gab's bei uns in Kelheim so nicht", berichtet die 15-jährige Realschülerin. Bei einem zweiten Besuch der Einheiten in Aschheim lief's deutlich besser. Trainerin Carmen Roth und ihre Kolleginnen, die über Scouts auf Andrea gestoßen waren, gingen auf die Großmußerin zu: ,,Kommst?" Die kurze Frage der Bayern löste bei den Brunners ein langen Überlegungsprozess aus. ,,Natürlich haben wir die einmalige Chance gesehen. Aber nächstes Jahr steht der Schulabschluss an und München ist nicht der nächste Weg, für Mädchen gibt es kein Internat", sagen Andrea und ihre Mutter Christa Brunner.

Schon ein Trainingsplan für daheim

Bayern kam insofern entgegen, als die Großmußerin montags weiter am Stützpunkt Schierling trainieren darf und so nur zweimal zum Training nach München muss. Letztlich hieß der Ratschluss: ,,Wenn man's nicht probiert, weiß man nicht, wie's is'", sagt die Mama, ,,später bereut man vielleicht, es nicht gewagt zu haben."Den Fahrdienst teilen sich die Eltern.

Auch wenn's der FC Bayern ist, so wirkt Andrea Brunner, die meist auf der Sechser-Position und als Innenverteidigerin spielt, ziemlich unaufgeregt. Sie hegt auch keine zwingenden Profi-Ambitionen. ,,Das wird die Zukunft zeigen. Ich stehe am Anfang und werde im Juli in München ins Training einsteigen. Dann schauen wir mal, was passiert." Es warten große Herausforderungen: Die U17-Juniorinnen schlossen die Bundesliga Süd heuer hinter 1. FFC Frankfurt als Vizemeister ab, die zweite U17-Garde wurde Meister in der Bayernliga. ,,Ich weiß, dass jetzt ein anderer Wind wehen wird. Ich will mich der Aufgabe stellen und mich beweisen." Einen ersten Vorgeschmack auf den Schliff beim FCB hat Andrea bereits bekommen - einen Trainingsplan, den sie in Vorbereitung auf den Start daheim abarbeiten muss. ,,Da stehen viele Laufeinheiten drauf. Ist zwar nicht so mein Fall, weil ich lieber am Ball bin, aber das wird durchgezogen." Kräftigungs- und Stabilitätsübungen zählen ebenso zum Programm. Die 15-Jährige muss in München fit zum Trainingsauftakt erscheinen.

Im Dorf macht es die Runde

Neuland ist die Bayern-Bühne auch, weil Andrea Brunner in ihrer bisherigen Fußballzeit im Grunde nie mit Mädchen kickte (abgesehen von Auswahlspielen). Ihr Papa Bernhard Brunner, der beim SV Großmuß die Kleinsten trainierte, nahm sein Töchterchen schon mit drei Jahren mit zu den Jungs. Der Vater und ihr Bruder Florian, Kicker in Großmuß, waren Andreas Vorbilder.

Nach ein paar Jahren beim SV führte ihr Weg zum TSV Rohr und dann zur JFG Donaukickers Saal. Von dort ging es vor zwei Jahren zur JFG Befreiungshalle. ,,Ich kannte viele Jungs vom Stützpunkt, deshalb bin ich nach Kelheim." Das Zusammenspiel mit Mädels sollte kein Problem sein, versichert Andrea. In Großmuß hat ihr Wechsel zum FC Bayern schon die Runde gemacht. Hin und wieder werde sich angesprochen, erzählt sie. ,,Den Verein scheinen einige zu kennen", sagt der Blondschopf grinsend.