2024-04-25T14:35:39.956Z

Spiel der Woche
Als Sand den roten Karton gezeigt bekam, war mächtig Trubel auf dem Platz. Auch Helmut Rahner war da - und musste ebenfalls gehen. F: Zink
Als Sand den roten Karton gezeigt bekam, war mächtig Trubel auf dem Platz. Auch Helmut Rahner war da - und musste ebenfalls gehen. F: Zink

Großes Durcheinander im Bucher Spätsommer

In der Landesliga zeigen der TSV und Dergahspor gleich zwei Spiele an einem Nachmittag - und der Schiedsrichter wird auch gefoult

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Das Ergebnis klingt unspektakulär: 1:0 bezwang der TSV Buch in der Landesliga Dergahspor. Es war dieses Derby aber viel mehr als ein 1:0, es war natürlich: ein Spektakel.

TSV Nürnberg-Buch - Dergahspor Nürnberg 1:0

50 Minuten sind vorbei in der Landesliga-Begegnung zwischen dem TSV Buch und Dergahspor, als Schiedsrichter Stephan Czepluch ein Foul sieht, das nicht jeder gesehen hat. Dass ein Schiedsrichter ein Foul erkennt, von dem der Großteil der Zuschauer später lautstark behauptet, dass es sich um einen ganz normalen Zweikampf gehandelt hat, ist Alltag auf Deutschlands Fußballplätzen. Es ist nicht einfach, Schiedsrichter zu sein, nirgendwo. In Buch aber hat Stephan Czepluch dieses Foul nicht nur gesehen, er hat es sogar gespürt. In dieser 50. Minute ist Czepluch irgendwo auf Höhe der Mittellinie nämlich mit Daniel Sand zusammengestoßen. Sand spielt für Buch, er war gerade damit beschäftigt, einen schnellen Angriff Dergahspors zu unterbinden — stattdessen hat er dann nur den Schiedsrichter umgerannt. Czepluch stand auf, schüttelte sich und zeigte Sand die Rote Karte. Jetzt war etwas los in Buch, vor allem war Helmut Rahner los: Buchs Trainer startete auch so eine Art schnellen Gegenangriff, war in Sekunden bei Czepluch und Sand auf Höhe der Mittellinie — und durfte sich nach einem kurzen Zwiegespräch ebenfalls auf die Tribüne verabschieden.

Es war nun nach dieser 50. Spielminute an diesem Nachmittag im Knoblauchsland das erste Fußballspiel zwischen dem TSV Buch und Dergahspor beendet. So sagte das später Deniz Yavuz, der Trainer Dergahspors. Recht hatte Yavuz damit, auch wenn es natürlich nahtlos weiterging auf dem Feld, als sich all die Aufregung wieder gelegt hatte und Rahner auf dem Grashügel neben dem Platz an der Seite zweier miteinander kämpfender Hunde Platz genommen hatte. Diese Rote Karte hatte tatsächlich den Charakter des Spiels verändert, nur alleine verantwortlich war Czepluch natürlich nicht, dass es jetzt auf einmal nicht mehr so flott weiterging wie zuvor. 0:0 hatte es nach diesen 50 Minuten gestanden, Dergahspor war dem Favoriten aus Buch in dieser Zeit tatsächlich überlegen gewesen, hatte sich die ein oder andere Gelegenheit erarbeitet, ohne dass es ernsthaft gefährlich wurde für das Bucher Tor. Es war ein intensives Spiel, es war ein Spiel, wie man es erwarten darf, wenn sich zwei Teams treffen, die in dieser Stadt die fußballerische Nummer zwei hinter dem 1. FC Nürnberg sein wollen. 853 Menschen hatte diese Konstellation angelockt, 853 Menschen, die sich sehr gut unterhalten sahen, 853 Menschen, die nach diesem kuriosen Platzverweis ein „schlechtes Spiel anstelle eines guten“ zu sehen bekamen. So sagte das Yavuz. Es wurde zumindest nicht besser. Dergahspor spielte in Überzahl so, wie das Trainer immer fürchten, wenn ihre Mannschaft plötzlich mit einem Mann mehr auf dem Platz steht: Plötzlich war alles noch weniger zwingend, plötzlich hatte der TSV kaum noch Probleme, die Angriffe der Gäste zu unterbinden, nicht einmal den Schiedsrichter mussten sie noch einmal über den Haufen rennen.

30 Minuten dauerte dieses unansehnliche zweite Spiel, ehe man mal wieder etwas von Czepluch, diesem bis zur 50. Minute so souveränen Leiter der Partie, zu sehen bekam. Der TSV Buch versuchte sich in dieser 80. Minute ausnahmsweise einmal selbst an einer offensiven Aktion, Dergahs Tim Ruhrseitz grätschte an der Außenlinie dagegen an — und flog erstaunlicherweise ebenfalls vom Platz.

Und am Ende trifft Brehm

Jetzt war die Aufregung bei Dergahspor groß, nur dass Yavuz diese Aufregung nicht mit einem Sprint über den halben Platz kompensierte. Yavuz blieb ganz ruhig an seinem Platz stehen, vielleicht, weil er ahnte, was passiert, wenn plötzlich wieder personeller Gleichstand auf dem Rasen hergestellt ist. Buch, dessen Trainer inzwischen auf dem Container des Stadionsprechers einen Platz gefunden hatte, spürte, dass man sich diesen Nachmittag vielleicht doch noch zu einem angenehmen machen könnte, vergab eine Kopfballgelegenheit durch Eberlein (81.) und durfte sich nach 83 Minuten über den Siegtreffer freuen. Der ewige Udo Brehm war es, der nach einem kurzen Durcheinander in Dergahs Strafraum volley in den Winkel traf. Es war die einzige Szene, in der die Schönheit des ersten Spiels zwischen Buch und Dergah plötzlich noch einmal im zweiten Spiel auftauchte.

Kurz darauf war Schluss, Buch tanzte, Dergah ärgerte sich, und Schiedsrichter Czepluch wollte nicht sprechen über seine Entscheidungen.

Schiedsrichter: Stephan Czepluch (SV Hallstadt) - Zuschauer: 853
Tore: 1:0 Udo Brehm (86.)
Platzverweise: Rot gegen Daniel Sand (55./TSV Nürnberg-Buch/Tätlichkeit), Rot gegen Tim Ruhrseitz (81./Dergahspor Nürnberg/grobes Foulspiel)
Aufrufe: 012.10.2014, 20:07 Uhr
Fadi Keblawi (NN)Autor