Großer Knall oder Sturm im Wasserglas

Erst machte sich die Kritik auf Stimmzetteln bemerkbar. Bei den Vorstandswahlen im Juni 2014 fuhr lediglich Roman Gottschalk ein Super-Ergebnis ein (92 Prozent Ja-Stimmen). Seine Kollegen im Führungsgremium von Eintracht Trier, Harry Thiele (70,6 Prozent) und vor allem Ernst Wilhelmi (61 Prozent), erhielten dagegen Denkzettel.

In der Folge verschärfte sich der Ton im Umfeld des Fußball-Regionalligisten - Wilhelmi zog seine Konsequenzen und schmiss im November 2014 hin ("Ich will es meiner Familie und mir nicht länger zumuten, Anfeindungen ausgesetzt zu sein.").

Nun muss sich womöglich das verbliebene Führungsduo Gottschalk/Thiele vorzeitig einem erneuten Mitgliedervotum stellen. Eine zwischenzeitlich gegründete Faninitiative ("Eintracht Trier - Das sind wir") hat nicht nur dafür gesorgt, dass bereits heute Abend die nächste Mitgliederversammlung ansteht, sondern sie fordert in dieser auch die Neuwahl des bis 2016 amtierenden Vorstands.

Hinter der Faninitiative steht nach eigener Beschreibung ein Zusammenschluss von aktiven SVE-Fanclubs und einzelnen Vereinsmitgliedern, die sich konstruktiv an der strategischen Vereinsausrichtung beteiligen wollen.

Im Antrag zur Neuwahl, der satzungsgemäß von einem Mitglied eingebracht werden musste, heißt es: "Aufgrund der aktuellen sportlichen Lage sowie der sich seit Jahren kontinuierlich verschlechternden Situation des Vereins sehe ich als Mitglied des SV Eintracht Trier 05 den derzeitigen Vorstand nicht mehr in der Lage, den Verein sowohl kurzfristig als auch langfristig erfolgreich zu führen. Gerade nach dem Rücktritt von Ernst Wilhelmi halte ich es für nötig, eine komplette Neuwahl des Vorstands durchzuführen."

Zurückhaltung im Vorfeld

Was genau beanstandet die Initiative an der Arbeit von Gottschalk und Thiele? Und hat sie alternative Kandidaten in petto? Auf diese und weitergehende Fragen des TV hin gibt sich die Gruppe vor der Versammlung zugeknöpft - keine Stellungnahme!

Die beiden Vorstandsmitglieder Gottschalk und Thiele äußern sich auf TV-Anfrage, halten sich mit klaren Positionierungen aber zurück. Auf die Frage, ob sie bei einer Neuwahl antreten würden, sollte der Antrag von den Mitgliedern durchgewinkt werden, sagten beide: "Das muss sich aus der Situation heraus ergeben. Zum aktuellen Zeitpunkt können wir das noch nicht mit Gewissheit beantworten." Offen lässt das Duo die Frage, ob gegebenenfalls aus den Reihen des Aufsichtsrats oder jemand anderes auf Vorschlag der aktuellen SVE-Führung zu einer etwaigen Vorstandswahl antreten würde.

Grundsätzlich werde angestrebt, dass der Vorstand künftig wieder drei Personen umfasst. Thiele: "Da machen wir uns aber keinen Druck, zumal die Satzung keine Neuwahl vorsieht, wenn der eigentliche Vorstand aus zwei Mitgliedern besteht. Im Übrigen ist ja Frank Natus als Abgesandter des Aufsichtsrats noch weiteres Mitglied des Vorstands."

Gottschalk geht nicht davon aus, dass Eintracht Trier heute Abend ohne gewählten Vorstand dasteht: "Wir erwarten eine Versammlung, die ruhig und sachlich über die Bühne geht und von einem hohen Maß an Konstruktivität geprägt ist. Wir setzen darauf, dass sich gute Argumente durchsetzen. Zudem erhoffen wir uns eine große Resonanz, weil doch wichtige Weichenstellungen für den Verein anstehen."

Extra

Neben dem Antrag zur Vorstandsneuwahl haben Mitglieder der Faninitiative "Eintracht Trier - Das sind wir" weitere Anträge eingebracht.

Ein zentraler thematisiert die Einrichtung eines Fanbeirats. Er soll als beratendes Organ den Dialog zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsführung auf der einen sowie den Fans auf der anderen Seite fördern.

Das alle zwei Jahre neu zu wählende Gremium soll mit sieben SVE-Mitgliedern besetzt werden, die einen Querschnitt der verschiedenen Fangruppierungen bilden. Der Beirat soll Anspruch darauf haben, sich quartalsweise mit Vertretern der Vereinsführung zu treffen, um sich gegenseitig auszutauschen.

Eintracht-Vorstandsmitglied Roman Gottschalk sagt zu dem Antrag: "Wenn sich Fans im Verein engagieren wollen, ist das grundsätzlich etwas Positives. Es muss sich natürlich alles im vorgegebenen rechtlichen Rahmen bewegen. Dazu müssen aber heute auch Mitglieder gefunden werden, die bereit sind, sich über einen längeren Zeitraum nachhaltig, verantwortungsbewusst und mit viel Einsatz einzubringen."

Ein weiterer Antrag dreht sich um die finanzielle Transparenz. Gefordert wird eine schematische, kategorisierte und visuelle Darstellung der Einnahmen und Ausgaben unter anderem in Form von Diagrammen, damit jedes Mitglied ohne großen Aufwand die aktuelle finanzielle Situation von Eintracht Trier sowie deren Entwicklung in den zurückliegenden drei Jahren nachvollziehen könne.

Eintracht-Vorstand Harry Thiele sagte im Vorfeld der Versammlung, dass der Verein für die notwendige Transparenz sorgen werde: "Grenzen sind uns aber durch die Datenschutzbestimmungen gesetzt. Nach wie vor werden wir nicht offenlegen können, wie viel jemand verdient oder in welcher Höhe sich eine Firma im Sponsoring beim SV Eintracht Trier 05 einbringt."