2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligavorschau
Bis zur vergangenen Spielzeit war Oliver Schmitt auch als trickreicher Angreifer unterwegs. Nun greift er als Saulheimer Coach ganz tief in die Psycho-Trickkiste. 	Archivfoto: Photoagenten/Axel Schmitz
Bis zur vergangenen Spielzeit war Oliver Schmitt auch als trickreicher Angreifer unterwegs. Nun greift er als Saulheimer Coach ganz tief in die Psycho-Trickkiste. Archivfoto: Photoagenten/Axel Schmitz

Griff in die Psycho-Trickkiste

Saulheim-Coach Schmitt will zum Sicherheitsfußball zurück

Saulheim. Die Männer des Fußball-Bezirksligisten FSV Saulheim haben Besuch bekommen. Ungewöhnlichen. Im Training am vergangenen Dienstag wandte sich eine Zuschauerin an das Bezirksliga-Team, suchte das Gespräch. Saulheim fuhr nach tollem Saisonstart als zwischenzeitlicher Tabellendritter zuletzt nur eine schwache Ausbeute ein. Es herrscht Diskussionsbedarf.

Was genau zwischen der Vereinsanhängerin und den Spielern besprochen wurde, „soll in der Kabine bleiben“, sagt FSV-Trainer Oliver Schmitt. Er steckt hinter der Aktion, erläutert: „Nach den Heimspielen trifft man sich im Vereinsheim, redet über das Geschehen auf dem Platz.“ So zuletzt auch mit benannter Zuschauerin. „Ich wollte, dass die kritischen Fragen direkt bei der Mannschaft ankommen. Deswegen habe ich sie zu uns ins Training eingeladen.“

Es sei den Fans keineswegs egal, dass ihre Jungs in einer Formkrise stecken. „Wenn man bedenkt, dass uns 40 bis 50 Leute zu Auswärtsspielen begleiten und wir zu Hause um die 100 Zuschauer versammeln, dann ist das ein Potenzial, das wir nutzen müssen. Wir müssen die schwarze Wand wieder auf unsere Seite ziehen“, fordert Schmitt. Die Aussprache sollte seine Schützlinge sensibilisieren, aufwecken, motivieren.

Schmitt griff sogar noch tiefer in die Psycho-Trickkiste. „Ich habe anhand der letzten sieben Spiele eine Tabelle erstellt“, schildert der 31-Jährige. Gerade einmal vier Punkte holte der FSV. „Damit sind wir Drittletzter dieser Serie.“ Gibt es am kommenden Sonntag gegen Zornheim – Vorletzter der regulären Rangliste – eine weitere Niederlage, „ziehen unsere Gäste in der Zwischentabelle an uns vorbei“, verdeutlicht Schmitt.

Der Coach will wachrütteln. Rechtzeitig, ehe die Lage noch prekärer wird. Mit Platz sieben sei der FSV im Soll. Dennoch, Schmitt verlangt ein Umdenken, eine komplette Umstellung. „Wir müssen zu unserem alten System zurück, auch wenn das nicht jedem schmeckt.“ Heißt: Der FSV wird sich wieder auf die Defensive konzentrieren. „Damit waren wir zum Saisonanfang erfolgreich; damit wollen wir in den vier Partien bis zur Winterpause erfolgreich sein.“

Schmitt räumt indirekt ein, dass es ein Fehler war, sich auf den Wunsch seiner Schützlinge einzulassen, mehr auf Offensivfußball zu setzen. „Ich weiß, dass es kein Spaß macht, fast nur destruktiv zu agieren. Das Team war zu selbstsicher, dachte, es sei stärker.“ Doch jeder habe sich im Vorwärtsdrang mit einmal auf den anderen verlassen, nicht mehr den wichtigen Schritt zurückgemacht, beschreibt Schmitt das Dilemma. „Der Versuch war es wert, aber wir sind noch nicht so weit.“

Dass es nach vorn nicht so gut läuft, liege auch an den Abgängen von offensivstarken Spielern wie Manuel Helmlinger (RWO Alzey) oder Pascal Neubauer, der derzeit in Norwegen lebt. Zudem hat Schmitt nur einen dünnen Kader. „Der reicht, aber die Breite fehlt. Da will jeder Wechsel wohl überlegt sein.“ Immerhin sei Rückkehrer Marc-André Schramm, der fünf Monate fehlte, seit zwei Spieltagen eine Verstärkung, brauche aber noch etwas Zeit, um reinzukommen.

Schmitt hofft, dass seine Mannschaft wieder so konzentriert und taktisch diszipliniert spielt, wie sie anfangs agierte. „Wir müssen das jetzt durchziehen, auch wenn es ein unangenehm ist.“ Dabei sei es egal, gegen welchen Gegner es geht. „Wichtig ist, dass wir uns jetzt das gute Gefühl zurückholen, wenig Gegentore kassieren, möglichst zu Null spielen.“ Gelingt das, könne Schmitt mit seinem Team in der Winterpause an einer taktischen Neuausrichtung arbeiten.



Aufrufe: 018.11.2016, 15:00 Uhr
Stefan ThoméAutor