Greift das Class-Netzwerk?

Seit dem Wochenende sind alle Abstiegsentscheidungen aus der Oberliga gefallen: Die Verbandsliga Südbaden bekommt Zuwachs vom FC Villingen, SC Pfullendorf, Freiburger FC und Kehler FV - gleich vier Teams müssen runter und müssen in der Sechstklassigkeit aufgenommen werden. Der SSV Reutlingen entging dem Sturz in die 6. Liga zum zweiten Mal nach 2011 nur knapp - so tief unten spielten die Achalmstädter noch nie. Als der Kreuzeicheklub von 1983 bis 1985 in der Verbandsliga angesiedelt war, war sie noch viertklassig. Das Derby VfL Pfullingen - SSV Reutlingen findet also vorerst um Punkte nicht statt. Die Reutlinger wollen nun Lehren aus der mehr als enttäuschenden Oberligarunde ziehen. Gespräche mit Spielern und Funktionären laufen. Gjokay, der zuletzt auf dem Rasen positiv auffiel, könnte abwandern, weil er höherklassiger kicken will. Der zuletzt als Interimstrainer tätige Ex-Pfullinger Jochen Class soll als Trainer bleiben. Wie bisher könnte er von Andreas Rill als Co-Trainer unterstützt werden - der in Tübingen als Lehrer beschäftigte Ex-SSV-Spieler will diese Aufgabe mit seinem Beruf vereinbaren. Der Kreuzeicheklub hat Spieler aus der Region im Auge, hier traut man Class ein gutes Netzwerk zu.

Unter der Achalm hofft man, dass die Neuzugänge einschlagen. Doch der Gürtel wird dem Vernehmen nach enger geschnallt. Die Spieler sollen ihren Beruf und Ausbildung vorne anstellen, vom Fußball können sie in Reutlingen nicht leben. Der SSV hatte einen Etat von gut 400 000 Euro für die erste Mannschaft und nun soll dieser reduziert werden. Die Offiziellen wollen, dass sich die Spieler mit dem SSV Reutlingen identifizieren, das Gehaltsgefüge verstehen und akzeptieren.

Vermutlich werden Oberligarivalen wie der Karlsruher SC II, 1. CfR Pforzheim, Bahlinger SC, SC Freiburg II oder FV Ravensburg über andere Möglichkeiten verfügen und sportlich nur schwer zu überholen sein. Die finanziell gebeutelten Regionalligaabsteiger SV Spielberg und Spvgg Neckarelz liegen eher im SSV-Bereich. An der Kreuzeiche baut man weiterhin auf die Zuschauer: Rund 1000 kamen im Schnitt in der Saison 2015/16.