2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Gibt es bald nur noch "faire" Fußbälle in Bonn?

CDU/Grüne verordnen den geförderten Sportvereinen den Kauf von ökologischen Produkten. Finger: Kein Muss

Wer das Geld gibt, bestimmt auch, wie es läuft. Unter diesem Motto haben CDU und Grüne dem Bonner Sport bei den im Sportfördervertrag künftig zugesagten 1,3 Millionen Euro jährlich auch einen Passus verordnet, der wohl noch für heiße Diskussionen sorgen wird. Denn die mit den Zuschüssen geförderten Sportvereine sollen sich verpflichten, bevorzugt ökologische Produkte für ihre Sportler zu beschaffen und zu verwenden. Als Beispiel werden ausdrücklich "Fair Trade-Fußbälle" genannt.

Diese "fairen" Bälle sind nicht schlechter und nicht besser als die herkömmlichen, fliegen auch nicht häufiger ins Tor. Auch sie werden in den bekannten Produktionsstätten in Indien gefertigt, kosten aber mehr. Denn mit dem höheren Preis wird sichergestellt, dass die Näherinnen einen gerechten Lohn für ihre mühevolle Handarbeit erhalten und nicht mit Billiglohn abgespeist werden. Dadurch wiederum werden die Bedingungen der Menschen vor Ort verbessert.

Der Ausspruch, dass eine Mannschaft einen "fairen Ball" spielt, bekommt dadurch eine ganz neue Bedeutung. Und die Stürmer in Bonner Vereinen werden sich künftig fragen, wenn schon die Bälle "fair" sind, warum sind es nicht auch manche ihrer Gegenspieler? Und wird es irgendwann so weit sein, auch Niederlagen abzuschaffen, weil sie "unfair" sind?

Die Verpflichtung zu bevorzugt ökologischen und fair gehandelten Produkten kam auf dringendes Hinwirken der Grünen Angelica Maria Kappel in den Vertrag. "Das sollte selbstverständlich sein, ist es aber nicht", ließ sie verlauten. Im Nachhaltigkeitsbericht der Stadt Bonn sei bekannt geworden, dass Sportvereine noch nicht einmal auf entsprechende Fragebögen antworten. "Das muss sich ändern", fordert sie. Allerdings, bevor nun die Spekulationen ins Kraut schießen: Die Sache wird wohl nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. Denn Grünen-Fraktionssprecher Peter Finger beruhigte in der Sitzung des Sportausschusses bereits: Die Sache mit den "fairen" Bällen sei kein Muss für die Vereine. "Aber sinnvoll", ergänzte er.

Als fair empfindet der Stadtsportbund Bonn übrigens den auf den Weg gebrachten Sportfördervertrag. Am Tag nach dessen Verabschiedung erklärte SSB-Finanzchef Achim Dehnen: "Wir sind sehr froh, dass sich die Parteien noch zusammengerauft haben und diesen Vertrag einstimmig auf den Weg gebracht haben."

Damit wird seiner Ansicht nach auch die Zusicherung des SSB gewürdigt, sich weiterhin aktiv an der Entwicklung der Stadt zu beteiligen und auch in Zeiten knapper Finanzmittel das bestehende Sportangebot zu erhalten und strukturell zu verbessern. Beim SSB glaubt man, dass auch die am Vortag der Sitzung mit überwältigender Mehrheit verabschiedete Resolution der Bonner Sportvereine, einen verlässlichen Sportvertrag abzuschließen, Wirkung bei den Parteien hinterlassen habe.

Aufrufe: 016.4.2014, 08:00 Uhr
General-Anzeiger / kfAutor