2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Vor einem Jahr standen sich die Teams des SV Wehen Wiesbaden II und des SV Wiesbaden in der Hessenliga gegenüber.F: Klein
Vor einem Jahr standen sich die Teams des SV Wehen Wiesbaden II und des SV Wiesbaden in der Hessenliga gegenüber.F: Klein

Gewaltiges Echo, rege Diskussionen

Fragen und Antworten zur geplanten Allianz von 3. Ligist SVWW und Hessenligist SVW

Die Geschäftsführer der ranghöchsten Wiesbadener Fußball-Klubs SV Wehen Wiesbaden und SV Wiesbaden haben im Auftrag der jeweiligen Vorstände Pläne für eine gemeinsame Zukunftsstrategie offengelegt. Thomas Pröckl (SVWW) und Alexander Seitz (SVW) wissen nur zu gut, dass sie damit im Rahmen einer höchst komplexen Thematik ein gewaltiges Echo auslösen, rege Diskussionen entfachen und Fragen aufwerfen werden.


Was verspricht sich der SVW durch die angestrebte Allianz?

2012 stieg der SVW um ein Haar in die Gruppenliga ab. Unter Hauptsponsor Kartina TV – Geschäftsführer ist der heutige SVW-Präsident Andreas Reich – gelang der Sprung in die Hessenliga. 2014 kündigte Reich seinen Rückzug zum Ende der Spielzeit 2014/15 an. Daraufhin gab es Szenarien über einen freiwilligen Abstieg in die Kreisoberliga. Die waren nach Reichs schneller Rückkehr und Wahl zum Vorsitzenden zwar schnell vom Tisch, aber klar ist längst: Reich würde wohl keine weitere Hessenliga-Saison auf dem bisherigen Level finanzieren. Er hatte stets auf weitere Großsponsoren gehofft, die jedoch nicht zu finden waren. Anzunehmen ist daher auch, dass Reich selbst im Fall des Regionalliga-Aufstiegs die notwendige Etat-Aufstockung nicht im Alleingang bewältigen könnte oder wollte. Somit bestünde die Gefahr, dass er dem Fußball-Sponsoring und damit dem SVW (bei dem er auch mit Nachdruck die Jugend fördert) komplett verloren ginge oder sein Engagement auf den SVWW verlagern würde, wie es 2014 vermutet wurde. Bei einer Allianz wäre für ihn bundesweite Werbepräsenz von Kartina TV als Anbieter russisch-sprachiger Senderpakete gewährleistet. Der SV Wiesbaden hätte einhergehend die Chance, an einem generellen Aufschwung teilzuhaben. So er denn als echter Partner verankert wird.

Was soll dem SVWW eine Zusammenarbeit bringen?

„In sieben Jahren ist der SV Wehen Wiesbaden in Wiesbaden nie richtig angekommen“, streicht Thomas Pröckl heraus. Die Vernetzung mit einem Traditionsverein soll in dieser Hinsicht für positive Effekte sorgen. Zudem würde neben Präsident Markus Hankammer mit Reich ein weiterer Großsponsor den finanziellen Rahmen erweitern und die erwünschte Aufbruchstimmung befeuern.

So kam es zur Idee einer Allianz.

Ist es eine Fusion?

Nein. Beide Vereine als solche bleiben bestehen. Der SVW beteiligt sich – auf die genaue Höhe der Anteile einigen sich beide Seiten noch – an der bestehenden Spielbetriebs-GmbH des SVWW. Wobei der Drittligist eine Stimmenmehrheit im Rahmen der in den Statuten der Deutschen Fußball-Liga (DFL) verankerten 50+1-Regelung behalten würde. Mit dieser Regelung soll vermieden werden, dass Großunternehmen oder Kapitalgeber die vollständige Kontrolle über Profiteams von Vereinen übernehmen.

Unter welchem Namen tritt der neue Klub auf?

Das ist noch offen. Beide Vereine wollen ihre Mitglieder und Fans an der Namensgebung beteiligen. Eine große Frage lautet etwa: Tauchen weiterhin die Jahreszahlen 1926 (SVWW) und 1899 (SVW) auf? „Möglich wäre aber auch, dass wir einen ganz neuen Namen finden. Wie zum Beispiel SV Hessen Wiesbaden“, meint Marketingexperte Seitz.

Was wird aus der aktuellen Hessenliga-Mannschaft des SVW?

Sie wird es in der jetzigen Form nicht mehr geben. Und zwar unabhängig, ob die Mannschaft in der Hessenliga verbleibt oder den ursprünglich angestrebten Aufstieg in die Regionalliga schafft. Wird das gemeinsame Projekt beschlossen, gibt es ein Profiteam (wobei der SVWW derzeit nicht frei von Abstiegssorgen ist) und eine „zweite Mannschaft als Ausbildungsteam mit Wiesbadener Jungs“, so SVW-Geschäftsführer Seitz. Ein neues Sprungbrett-Team, das der SV Wehen Wiesbaden zum Ende der vergangenen Runde in Gestalt der U 21 abgeschafft hatte, das quasi in Zukunft die SVW-Erste ersetzen würde.

Wie geht es für die Jugend-Teams der Vereine weiter?

Die Mannschaften ab der U 15 abwärts segeln unverändert separat unter der Flagge von SVWW und SVW. Ab der U 16 bis hin zu einem neu zu formierenden Unterbau für die Profis in Form einer U 23 oder U 21 soll leistungsorientiert gemeinsame Sache gemacht werden.

Was bedeutet der Zusammenschluss für Vereine, die zum Beispiel im Helmut-Schön-Park trainieren?

„Alles was die Infrastruktur im Schön-Park betrifft, werden wir in Zusammenarbeit mit der Stadt sehr vorsichtig angehen. Und wir werden uns mit den anderen Vereinen, die dort zuhause sind, an einen Tisch setzen und nach Lösungen suchen“, verspricht Seitz. Was eine künftige SVWW-Präsenz im Schön-Park betrifft, sei – wenn überhaupt – an Trainingseinheiten des Profiteams gedacht, bekräftigt Pröckl: „Wir wollen keinem Verein das Leben schwer machen, sondern streben im Gegenteil eine Zusammenarbeit an.“

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Zunächst ist nun Überzeugungsarbeit auf allen Ebenen angesagt. „Das geht nicht mit dem Dampfhammer, sondern nur mit Argumenten“, betont Seitz und spricht von einer historischen Chance, die es im Rahmen eines kleinen Zeitfensters zu nutzen gelte. Konkret: Die in beiden Vereinen installierten Dreier-Gremien – beim SVWW Präsident Hankammer, Pröckl und einer der beiden Vizepräsidenten Jürgen Fladung oder Florian Rentsch, beim SVW Präsident Reich, Seitz und Rainer Zerbe – sollen umgehend ein präsentationsreifes Gesamtkonzept verfassen, das Anfang November im Rahmen von Informationstagen vorgestellt werden soll. Am 23. November finden in beiden Lagern Mitgliederversammlungen statt. Der SVWW benötigt mit seiner Spielbetriebs GmbH kein Mitgliedervotum, will sich aber in seinen Reihen Rückendeckung holen. Beim SVW ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit zwingend notwendig, um das Vorhaben umzusetzen.Stimmen die Mitglieder zu, könnten die Teams ab der Saison 2016/2017 unter gemeinsamer Flagge auflaufen.

Aufrufe: 029.9.2015, 06:35 Uhr
Stephan Neumann und Tobias GoldbrunnerAutor