2024-04-30T13:48:59.170Z

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Gesperrter Platz: Der Rote Stern will mit dem "Platzangst"-Banner auf die Problematik aufmerksam machen.
Gesperrter Platz: Der Rote Stern will mit dem "Platzangst"-Banner auf die Problematik aufmerksam machen.

Gesperrter Fußballplatz: SHFV-Präsident mischt sich ein

"Vereine wie Roter Stern Flensburg machen wichtige Arbeit"

„Platzangst!“ Der markige Spruch auf dem rot-schwarzen Transparent beschreibt die Situation des Fußballvereins Roter Stern Flensburg sehr genau. Denn der erst sechs Jahre bestehende Verein bangt darum, den siebten oder gar zehnten Geburtstag überhaupt zu feiern. Seit März hat der alternative Fußballclub von der Flensburger Förde keinen Trainingsplatz mehr.

Die Mannschaften für die kommende Spielzeit in der Kreisklasse sind zwar fristgerecht gemeldet worden, doch die Saisonvorbereitung kann nicht beginnen und das, obwohl die erste der beiden Herrenmannschaften bereits im August in die neue Saison startet.

Grund ist eine seit März bestehende Platzsperre für die Trainings- und Heimspielstätte des Sterns an der Comenius-Schule. Durch die Auflösung des VfB Nordmark Flensburg im vergangenen Jahr verlor der Rote Stern seinen Wintertrainingsplatz. Eine Lösung für das Training in der dunklen Jahreszeit habe man mit der Stadt seit Sommer 2014 vergeblich gesucht, sagt der Vorstandsvorsitzende Johannes Wollny. „Das hat uns letztlich dazu gezwungen, für die Rückrundenvorbereitung neben Laufeinheiten auch mal auf unserem Rasenplatz zu trainieren“. Laut Vertrag mit der Stadt Flensburg ist aber gerade das in der dunklen Jahreszeit auf dem Platz an der Comenius-Schule nicht gestattet. „Solche Plätze benötigen eine Regenerationszeit, weshalb gerade die intensive Winternutzung erhebliche Schäden an den Plätzen verursachen kann“, sagt der Pressesprecher der Stadt Flensburg, Clemens Teschendorf. So auch in diesem Fall. Die Stadt sperrte die Spielstätte des Vereins im März für zunächst einen Monat. Die Schäden seien jedoch groß gewesen, weshalb die Sperre um weitere zwei Monate verlängert wurde, sagt Teschendorf.


Der seit März gesperrte Platz an der Comenius-Schule ist eigentliche Heimspielstätte des Roten Stern Flensburg.

Ende Mai folgte dann die Hiobsbotschaft für den Verein: Die Sperre bleibt vorerst bestehen. „Voraussichtlich im September ist der Platz wieder bespielbar“, sagt Teschendorf. Der Rasen müsse sich erholen und wieder hergestellt werden. 12.000 Euro Schaden seien insgesamt entstanden. Dabei ist die Anlage, die in erster Linie für den Schulsport der angrenzenden Comenius-Schule genutzt wird, kein gewöhnlicher Schulsportplatz. „Der Platz ist DIN-gerecht und verfügt über einen Unterbau mit Drainage“, sagt Teschendorf. Andere Schulsportanlagen hätten dies nicht, weshalb eine Ausweichmöglichkeit auf eine andere Anlage keine Option ist. „Das sind dann einfache Rasenplätze, die man mit Stollen noch schneller kaputt treten würde.“ Auch für die Comenius-Schule ist die Rasenfläche augenblicklich nicht nutzbar.

Die Maßnahme der Stadt machte es dem Verein in der Rückrunde nicht möglich, Heimspiele auszutragen. Um überhaupt trainieren zu können, fand der Stern beim zehn Kilometer entfernten TSV Glücksburg 09 zwischenzeitlich Asyl auf dem Ascheplatz. Der Rote Stern, der sich intensiv um die Integration von Geflüchteten in den Verein bemüht, hat jedoch weder die finanziellen noch die organisatorischen Mittel, das Training außerhalb von Flensburg regelmäßig stattfinden zu lassen. „Wir brauchen einen Platz in Flensburg, sonst können wir unsere Flüchtlingsarbeit einstellen“, sagt Wollny. Es sei derzeit nicht einmal möglich, Interessierten feste Trainingszeiten, geschweige denn einen Platz zu nennen, wo sie sich aktiv in den Verein einbringen können. „Wir sind mehr als bereit, mit der Stadt eine Lösung für unser Problem zu finden“, sagt Wollny, der aber auch klar macht: „Diese muss zufriedenstellend sein“. Alle zwei Monate auf anderen Plätzen zu spielen wäre nur eine weitere Zwischenlösung, die kurzfristig zu denselben Problemen führen würde.
Um auf die Nöte des Clubs aufmerksam zu machen, demonstrierten die Spieler bereits vor dem Rathaus in Flensburg. Mit einem improvisierten Training, Bannern und dem Verteilen von Flyern suchte man den offenen Dialog mit der Stadt. Auch an der Hafenspitze, am Südermarkt und beim Testspiel des ETSV Weiche gegen St. Pauli zeigte der Verein Flagge und verteilte Flyer.


Kein Trainingsplatz: Spieler des Vereins kicken vor dem Rathaus.

Ein Offener Brief wurde auf der Facebookseite des Vereins fast 90 Mal geteilt. „Die Stimmung in Flensburg ist positiv und die meisten Vereine stehen hinter uns“, sagt Wollny, der traurig ist, dass das soziale Engagement des Vereins derzeit brach liegt.

Eine positive Lösung für die Platzproblematik würde auch Hans-Ludwig Meyer begrüßen. Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes hat über das Internet von dem Offenen Brief des Vereins erfahren. „In der Politik sollte man nie die gesellschaftliche Kraft des Fußballs vergessen“, sagt Meyer. Die ehrenamtliche Arbeit der Vereine in Deutschland, Schleswig-Holstein und auch in Flensburg sei sehr viel Wert. „Ein Verein wie der Rote Stern Flensburg, der sich gerade in der aktuellen Situation in Deutschland um die Integration von Flüchtlingen bemüht, hat sportpolitisch eine hohe Strahlkraft“, sagt Meyer. Das müsse auch die Stadt Flensburg erkennen. Ein kilometerweit entfernter Ausweichplatz gefährde diese wichtige Arbeit. „Fußball ist die beste Sprache über alle Nationen“, sagt Meyer.
„Es ist an der Zeit, sich als Fußballverband mit der Stadt an einen Tisch zu setzen und wichtige Themen und die künftige Ausrichtung des Fußballs in Flensburg zu besprechen“, sagt Meyer auch im Hinblick auf die erfolgreichen Vereine TSB Flensburg, Flensburg 08 und den ETSV Weiche Flensburg, die ebenfalls immer wieder mit organisatorischen Problemen zu kämpfen haben. So wolle der Verband alle Flensburger Fußballvereine anschreiben und zu ihren Problemen befragen. Diese wolle man dann zeitnah mit der Stadt erörtern.

Mittlerweile signalisiert auch die Stadt Gesprächsbereitschaft. Bereits am Montag soll sich der Verein mit den für Sportförderung und kommunale Immobilien verantwortlichen Fachbereichen treffen, um eine für beide Seiten einvernehmliche Alternative zu finden. Die Stadt macht aber auch klar: „Es wird verschärfte Regelungen für die Nutzung des Platzes an der Comenius-Schule geben.“ Natürlich werde man aber versuchen, eine Überbrückungsmöglichkeit zu finden. Diese solle aber nicht zu Lasten der Plätze gehen, die in Flensburg ohnehin knapp seien, sagt Teschendorf. Der Pressesprecher bringt ebenso wie der Verein auch eine mögliche Nutzung des ehemaligen Geländes des VfB Nordmark ins Gespräch. „Eine Zwischennutzung bis zu einem ersten Spatenstich für das neue Bahnhofsviertel wäre in unserem Sinne“, sagt Wollny. Mangels alternativer Trainingszeiten bei anderen Flensburger Vereinen scheine dies die einvernehmlichste Regelung zu sein. Fest steht laut Teschendorf: „Wir wollen am Montag zusammen mit dem Verein eine Lösung finden.“

Der Autor des Artikels ist selbst Mitglied des Vereins und aktiver Spieler.



Aufrufe: 010.7.2015, 14:00 Uhr
Gerrit HenckeAutor