2024-04-24T07:17:49.752Z

Vereinsnachrichten
Der Name Rolser steht auf den Trikots zweier nationaler Spitzenklubs: Nadine (links) spielt beim Schweizer Vizemeister FC Basel, Nicole wechselte vom FC Liverpool zu Bayern München. Andreas Wagner
Der Name Rolser steht auf den Trikots zweier nationaler Spitzenklubs: Nadine (links) spielt beim Schweizer Vizemeister FC Basel, Nicole wechselte vom FC Liverpool zu Bayern München. Andreas Wagner

Geschwister-Profis: Sportlich und persönlich gereift

Nadine und Nicole Rolser profitieren von ihrer Zeit im Ausland - Nicole kehrt in Bundesliga zurück

Mietingen / sz - Die Fußballerinnen Nadine und Nicole Rolser aus Mietingen haben vor wenigen Jahren den Sprung ins Ausland gewagt - und viel gewonnen. "Es hat uns sportlich und persönlich weitergebracht", sagen die Schwestern. Während die 25-jährige Nadine eine dritte Saison beim FC Basel dranhängt, wechselte Nicole Rolser zum FC Bayern München und damit zurück in die Bundesliga.

Viele Jahre hatten Nadine und Nicole Rolser einen gemeinsamen Weg: in der Jugend vom SV Mietingen zum VfL Munderkingen und später weiter über den VfL Sindelfingen zum SC Bad Neuenahr in die Frauen-Bundesliga. Neuenahrs Insolvenz zwang die Schwestern dazu, sich neu zu orientieren - sie gingen fortan getrennte Wege und ins Ausland. Nicole Rolser wechselte als erste deutsche Fußballerin in die englische Liga nach Liverpool, Nadine Rolser entschied sich für Basel. Beide übernahmen wichtige Rollen und hatten Erfolg: Nicole wurde mit Liverpool auf Anhieb englische Meisterin, Nadine holte mit Basel den Schweizer Pokal und damit die erste Trophäe für die FCB-Frauen.

Verletzungen in der zweiten Saison

Die zweite Saison brachte Verletzungen. Bei Nicole riss das Kreuzband und sie stand erst gegen Saisonende wieder auf dem Feld (Liverpool wurde erneut Meister, in der Champions League schied man vor dem Achtelfinale aus), Nadine verletzte sich ebenfalls am Knie und fehlte in den entscheidenden Spielen - darunter im Pokalfinale, das der FCB gegen den FC Zürich verlor. Zürich wurde auch Meister vor Basel. "Zürich ist uns ein Stück voraus, aber wir sind dran", sagt Rolser. "Wir wollen noch mal einen Titel, das ist auch unser Anspruch."

Nicole Rolser hatte nach auskurierter Verletzung mit ihrem bisherigen Klub auch noch viel vor - dann kam das Angebot aus München. "Ich hatte schon bei Liverpool verlängert. Der Plan war, dort zu bleiben", sagt die 23-Jährige. Doch die Chance, in die Bundesliga zurückzukehren, noch dazu zu einem Spitzenklub, reizte sie. Vom "Projekt" der Bayern ist Rolser überzeugt. Der Gewinn der deutschen Meisterschaft soll "keine Momentaufnahme sein, außerdem will sich der Verein in der Champions League etablieren". Dafür kamen weitere neue Spielerinnen - darunter die Schottin Lisa Evans (aus Potsdam), mit der sich die Mietingerin in München eine Wohnung teilt.

Mit ihr kann Nicole Rolser die englische Sprache pflegen, was die Erinnerungen an die zweieinhalb Jahre auf der britischen Insel wachhält. Die 23-Jährige denkt gern zurück an die Zeit in Liverpool, an die Erfolge und die exzellente Behandlung, als sie verletzt war ("Es war eine Top-Reha, da habe ich Liverpool viel zu verdanken"). Aber auch an die Menschen und die Freundschaften, die sich entwickelt haben. Zum Abschied gab es keine Missstimmung, obwohl er kurzfristig und mitten in der englischen Saison erfolgte. "Wir sind im Guten auseinandergegangen, ich bin ja auch nicht zu einem anderen englischen Verein gewechselt." Bei den Bayern hofft sie auf möglichst viele Einsätze. In Münchens Kader stünden nur wenige, die nicht Nationalspielerinnen seien - "wir sind die Liste durchgegangen", sagt Nicole Rolser, die einst alle Nachwuchsteams des DFB durchlief, aber noch ohne A-Länderspiel ist. "Aber ich nehme die Herausforderung an", sagt die 23-Jährige, die sich auch nicht verstecken muss. Schließlich hat sie bereits in der Champions League gespielt, anders als die meisten Teamkolleginnen.

50-Prozent-Stelle beim FCB

Nadine Rolser freut sich über den sportlichen Karrieresprung ihrer Schwester - und hatte ihr zum Wechsel geraten. "Ich hab' zu Nici sofort gesagt: Mach das", sagt Nadine Rolser. Ob die Bundesliga auch für die 25-Jährige noch einmal zum Thema wird, ist fraglich. Nicht nur, weil sie sich in Basel wohlfühlt und im Verein sehr geschätzt wird (nicht von ungefähr ist sie seit der Vorsaison Spielführerin), sondern weil das spätere Erwerbsleben in den Vordergrund drängt. "Langsam wendet sich das Blatt, wird der Beruf immer wichtiger", sagt Nadine Rolser. Ihr Masterstudium hat die Sportwissenschaftlerin abgeschlossen und eine 50-Prozent-Stelle beim FC Basel in der Leistungsdiagnostik. Ende des Jahres "will ich sehen, wie es beruflich weitergeht".

Bei Nicole Rolser, die an der Fernhochschule Riedlingen studiert, steht der Abschluss des Studiums BWL und Projektmanagement noch aus. Wegen der derzeitigen Belastung im Verein ("Vorbereitung besteht aus Essen, Schlafen und Trainieren") wird die Bachelor-Arbeit ein paar Monate später fertig. Aber sie wird sie vollenden und ein Masterstudium sei "im Hinterkopf". Rolser: "Ich bin schon jemand, der auf die Zukunft achtet, aber wenn man zum deutschen Meister wechselt, hat man ein höheres Trainingspensum und stärkere Konkurrenz."

Aufrufe: 024.7.2015, 21:02 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Andreas WagnerAutor