2024-04-19T07:32:36.736Z

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Spieler sollen sich mit ihrem Verein identifizieren: Das ist die Einstellung beim Kreisligisten BSV Blumberg, hier im Spiel im Kreispokal gegen TuS Sachsenhausen II.  ©Lukas Grybowski
Spieler sollen sich mit ihrem Verein identifizieren: Das ist die Einstellung beim Kreisligisten BSV Blumberg, hier im Spiel im Kreispokal gegen TuS Sachsenhausen II. ©Lukas Grybowski

Geld oder Liebe?

Wir haben im Kreis Oberhavel/Barnim nachgefragt. Was ist bringt den Erfolg? Die Scheine oder das Herz.

Macht das Geld den Fußball kaputt? Dass gute Spieler spätestens ab der Landesliga schon kräftig kassieren können, hat sich schon längst eingebürgert. Doch auch in den kleineren Freizeitligen wird teilweise schon gezahlt. Einige Vereine machen das nicht mit.

Ein Wort steht beim Kreisligisten SV Biesenthal 90 in diesem Jahr auf dem Index: "Aufstieg". "Das Wort nehmen wir diesmal nicht mehr in den Mund", betont Trainer Christian Schramm.

Zwei Jahre lang hatten die Barnimer versucht, den Sprung in die Kreisoberliga zu schaffen, scheiterten immer knapp. Zweimal wurde das Team von Christian Schramm Fünfter, obwohl es lange Zeit auf Kurs auf Platz eins war. Statt dessen machten andere das Rennen. "Rot Weiß Schönow vor zwei Jahren war eine Überraschung. Bei Fortuna Glienicke wurde im vergangenen Jahr finanziell sehr viel möglich gemacht", kommentiert Schramm den Aufstieg der Oberhaveler im vergangenen Jahr.

Dass bei Fortuna ordentlich Geld gezahlt wird, machte im Barnim die Runde. Hinter vorgehaltener Hand wurde von 600 Euro für zwei Spieler gesprochen. Das dementiert Roland Kerst, Abteilungsleiter Fußball bei Fortuna Glienicke, entschieden. "Wir zahlen nur die übliche Ausbildungsentschädigung an die Vereine. Ansonsten hatten wir einfach Glück, dass Pascale Büttner und Steven Puhlmann zu uns wechseln wollten." Beide spielen schon in der Berliner Landesliga, Abwehrchef Büttner beim Wittenauer SC Concordia. Steven Puhlmann ging als Stürmer schon für Concordia Wilhelmsruh auf Torejagd. "Die sind beide Ende 20 und wollten diesen Aufwand für die Landesliga nicht mehr betreiben. Die Prioritäten hatten sich einfach verschoben. Deshalb sind sie zu uns gekommen", sagt Roland Kerst. "Bei uns bekommen die Spieler nach dem Spiel eine Wurst und ein Bier. Das war's."

Wie dem auch sei, die Rechnung ging auf, Fortuna Glienicke schaffte den Weg in die Kreisoberliga.

Den Weg, Geld schon in der Kreisliga zu zahlen, werde man in Biesenthal nicht gehen, macht Christian Schramm deutlich. "Wenn es sportlich passt, dann gerne, aber wir werden nicht um jeden Preis aufsteigen. Wir geben das Geld, das wir zur Verfügung haben, lieber in die Infrastruktur. Wir wollen gute Trainingsmöglichkeiten bieten, haben da zuletzt sehr viel geschaffen. Alles in den Männerbereich zu pumpen und dann kommt bei den anderen nichts mehr an, davon halte ich nichts. Uns geht es um den Breitensport", macht er deutlich. "Steine statt Beine", sei ein Kernsatz der Biesenthaler, der aussagt, dass man lieber in eine Flutlichtanlage statt in Gehälter für Spieler investiere.

So sehen das auch andere Kollegen aus dem Barnim. "Bei uns bekommen die Spieler nur eine Siegprämie nach dem Spiel", sagt Maik Pruschke von Grün-Weiß Ahrensfelde II. Ein Sponsor mache das möglich. "Das Geld kommt in die Mannschaftskasse und dann können die davon mal eine Feier im Mannschaftsheim ausrichten. An einzelne Spieler wird nichts gezahlt. Das machen wir eher über andere Dinge, zum Beispiel, indem wir einen Bus stellen. Wir wollen eher den Zusammenhalt in der Mannschaft stärken, damit die Spieler auch langfristig bleiben."

Auch beim Aufsteiger SG Liepe setzt man auf eine emotionale Verbundenheit zum Verein. "Die Spieler zu bezahlen, das könnte sich unser Verein gar nicht leisten. Wir wollen, dass die Leute kommen, weil sie sich hier im Verein wohlfühlen und nicht für Geld."

Auch beim BSV Blumberg verfolgt man dieses Konzept. "Ich habe das auch schon gehört, dass schon in der Kreisliga teilweise Geld an die Spieler gezahlt wird. Wir machen das aus Prinzip nicht. Wir wollen keine Söldner. Wir sind ein Dorfverein, zu uns kann jeder kommen, der gerne hier spielen möchte, aber nicht wegen des Geldes."

"Wenn ein Sponsor einsteigt, der den Verein nach oben bringen möchte, dann habe ich auch schon gehört, dass auch in den unteren Ligen Geld gezahlt wird", sagt Paul Albrecht, der die Reserve von Einheit Bernau in diesem Jahr als neuer Coach durch die Kreisliga führt. "Wir zahlen den Spielern gar nichts, sie bekommen nur eine kleine Siegprämie für die Mannschaftskasse, davon können sie sich dann mal einen schönen Abend machen."

Aufrufe: 07.9.2016, 21:53 Uhr
MOZ.de / Britta GallreinAutor