2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Einer für alle, alle für einen: Nur gemeinsam kann die SpVgg Bayreuth den Klassenerhalt schaffen.F: Mularczyk
Einer für alle, alle für einen: Nur gemeinsam kann die SpVgg Bayreuth den Klassenerhalt schaffen.F: Mularczyk

Gekommen, um zu bleiben

SpVgg Oberfranken Bayreuth muss in der Rückrunde zulegen, um den Klassenerhalt schaffen

In zwei Tagen beginnt mit dem Auswärtsspiel bei Wacker Burghausen die Rückrunde für die SpVgg Oberfranken Bayreuth in ihrer ersten Regionalliga-Saison. Vor dem Auftakt 17 Spiele zuvor war die Euphorie beim Aufsteiger groß und die Ziele hoch. Jetzt, nach Abschluss der Hinrunde mit nur 16 Punkten und Tabellenplatz 15, der die Relegationsspiele bedeuten würde, sind Euphorie und hohe Ziele harten Fakten und der Realität gewichen. Es geht ausschließlich darum, die Klasse zu halten. Einstige Pläne sind fürs Erste auf eine Überschrift zusammengeschrumpft: Die SpVgg Bayreuth ist gekommen, um zu bleiben.

Vielleicht hätte dieser Satz von vorne herein das Motto dieser Saison sollen sein. Es wäre vielleicht einiges anders gelaufen. Doch machten sich die Verantwortlichen mit ambitionierten Vorstellungen auf den Weg in die erste Regionalliga-Spielzeit. Ein einstelliger Tabellenplatz sollte es sein, der Blick war von vorneherein nach oben gerichtet. Nach einem guten Eröffnungsspiel, das unglücklich nur 1:1 endete – die SpVgg kassierte den Gegentreffer erst in der Nachspielzeit – setzte es vier Niederlagen am Stück. Bayreuth war zum Saisonstart die Schießbude der Liga. Schnell wurde klar: Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander. Der Druck stieg. Vor allem auf Trainer Dieter Kurth. Trotz des darauf folgenden Sieges in Augsburg – endlich ein Lichtblick - und den beiden Unentschieden gegen Ingolstadt und Illertissen mit stark verbesserter Defensive, konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Übungsleiter beinahe jede Woche um seinen Posten kämpfen musste. Die Heimniederlage gegen den damals wie heute Tabellenletzten aus Seligenporten: Ein erneuter Rückschlag. Wieder steigender Druck, der nach dem Unentschieden im Oberfranken-Derby gegen Bamberg nicht gerade sank. Dass der Trainer jetzt liefern müsse war aus dem Umfeld des Vereins zu hören, Verteidiger Florian Ascherl sprach in dieser Phase von „wahnsinnigem Druck“, dem die ‚Altstadt’ standhielt. Zwei Siege zu Hause gegen Garching und Greuther Fürth II nährten die Hoffnung, dass die Trendwende da ist, die SpVgg verließ die Abstiegsränge.

Just als das Lachen in die Gesichter der ‚Altstädter’ zurückkehrte der Schock: Einen Tag nach dem Erfolg gegen Fürth erlitt Trainer Dieter Kurth einen Herzinfarkt. Eine Woche lag er im künstlichen Koma, rang mit dem Tod. Plötzlich trat der Fußball in den Hintergrund. Bayreuth drückte Kurth kollektiv die Daumen, musste aber sportlich wieder einen Rückschlag einstecken und verlor in Memmingen. Die SpVgg handelte, engagierte aufgrund des zeitlich unabsehbaren Ausfalls Dieter Kurths Interimstrainer Christoph Starke. Der startete mit einer zwar starken Vorstellung zu Hause gegen Bayern München II. Dies vor der bisherigen Rekordkulisse von über 5.100 Zuschauern. Punkte gab es aber keine: Bayreuth verlor knapp mit 1:2. Aus den letzten drei Spielen seitdem holte die SpVgg einen Sieg und musste zweimal als Verlierer den Platz verlassen, zuletzt mit 1:4 beim Tabellenführer Kickers Würzburg.

Insgesamt war es eine sehr durchwachsene Vorrunde mit viel Schatten aber auch Licht. Manch Spiel ging unglücklich verloren. In anderen wiederum hätte man gewinnen müssen. Auch von Verletzungsproblemen blieb die 'Altstadt' gerade zu Saisonstart nicht verschont. Die zu Beginn der Spielzeit enorm anfällige Defensive hat sich – vor allem zu Hause – stabilisiert. Schwächen im Spiel mit Ball, im oft löchrigen Mittelfeld und in der Torausbeute sind jedoch unübersehbar. Die taktisch gut geschulten und läuferisch starken Gegner in der ausgeglichen stark besetzten Regionalliga werden so auch in der zweiten Saisonhälfte schwer zu schlagen sein. Manche sogar sehr schwer. Bayreuth wird sich jeden Punkt hart erarbeiten müssen. Auch, wenn es gelingt, sich weiter zu steigern. Das hat sich nämlich die SpVgg seit dem Saisonstart. „Eines ist klar: So etwas wie zu Beginn mit nur einem Punkt aus fünf Spielen dürfen wir uns jetzt zum Rückrundenstart nicht erlauben“, sagt Interimstrainer Christoph Starke. „Wir haben das Potential, die Liga zu halten, können es aus eigener Kraft schaffen, die Punkteabstände zum Mittelfeld sind noch relativ gering. Aber dazu müssen wir logischerweise mehr Siege einfahren, müssen die engen Spiel für uns entscheiden. Voraussetzung dafür ist, dass wir uns weiterhin in allen Mannschaftsteilen verbessern“, so Starke. Will er personell noch einmal nachlegen? „Wenn es die Möglichkeit dazu gibt: Ja. Gute Spieler würden uns sicher in jedem Mannschaftsteil helfen.“ Ob nun mit oder ohne Neuzugänge verspricht Starke aber eines: „Ich werde mit der Mannschaft alles dafür tun, den Klassenerhalt zu schaffen. Und ich bin überzeugt, dass wir das können!“

Aufrufe: 029.10.2014, 14:12 Uhr
Dirk FeustelAutor