2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Der SSV Reutlingen musste sich im Heimspiel gegen die Kickers II trotz Überzahl am Ende geschlagen geben.
Der SSV Reutlingen musste sich im Heimspiel gegen die Kickers II trotz Überzahl am Ende geschlagen geben.

Gegentore aus dem Nichts

Oberliga: SSV Reutlingen - SV Stuttgarter Kickers II 3:4 (2:2)

Es ist offensichtlich Sand im SSV-Getriebe. Gegen die Kickers II hagelte es für die Kreuzeiche-Elf die dritte Niederlage in Folge und dass trotz teilweise zwei Mann mehr auf dem Platz.

„Das war eine unerwartete und ganz bittere Niederlage“, sagte ein enttäuschter SSV-Trainer Georgi Donkov nach denkwürdigen 90 Minuten an der Reutlinger Kreuzeiche. Sein Gegenüber, Alfred Kaminski, Übungsleiter der Stuttgarter Kickers II konnte sich aber auch nur teilweise über den ersten Saisonsieg der Landeshauptstädter freuen: „Die schwere Verletzung von Marco Romano überschattet natürlich unseren Erfolg. Insgesamt bin ich aber zufrieden, denn meine Mannschaft hat nie aufgegeben und selbst in Unterzahl gefährliche Offensivaktion kreiert.“

Zunächst sah alles, auf dem schwer zu bespielenden Rasenplatz des Kreuzeiche-Stadions, sehr gut für die Hausherren aus. Bereits mit der ersten Möglichkeit brachte Daniel Schachtschneider die Achalmstädter in Minute zwei in Führung. Nach einem langen Ball von Abwehrchef Ricciardi in die Spitze, konnte Schachtschneider den Ball auf Höhe des Kickers Strafraums annehmen und mit einem satten Schuss in den Torwinkel zum vielumjubelten 1:0 versenken. Reutlingen dominierte zu dieser Phase klar die Partie und hatte gegen sehr passive Stuttgarter durch Ubabuike das 2:0 auf dem Fuß, doch der SSV-Offensivakteur scheiterte aus spitzen Winkel freistehend vor Kickers-Torwart Kobas. Nach 14 Minuten folgte die kalte Dusche für die Gastgeber: Soyudogru konnte sich, für die bis dahin harmlosen Kickers, gegen drei SSV-Verteidiger an der Strafraumgrenze behaupten und zog trocken aus 16 Metern ins rechte Toreck ab – 1:1. Die Donkov-Elf steckte aber den Ausgleich gut weg, denn nur wenig später nutzte der agile Ubabuike einen groben Schnitzer in der Kickers-Hintermannschaft, um die erneute Führung für Reutlinger zu markieren. Aber wieder aus dem Nichts, der erneute Ausgleich der Kickers: Ein langer Ball auf Daniel Lang, der Stürmer wird nicht von der SSV-Defensive energisch gestört und Lang bedankte sich mit einem Schlenzer aus 18 Metern ins lange Eck zum, aus Sicht der Kickers eher schmeichelhaften 2:2-Halbzeitstand. Fröhlich hätte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, nach einem Eckball per Kopf freistehend aus drei Metern das 3:2 für Reutlinger markieren können, doch Kickers-Schlussmann Kobas war mit einer Glanztat zur Stelle.

Wenige Minuten nach Wiederanpfiff dann ein Schockmoment für alle anwesenden 813 Zuschauer im weiten Rund des Kreuzeiche-Stadion: Marco Romano verletzte sich bei einem Zweikampf mit Ubabuike und einem Mitspieler schwer. Romano wurde mit Händen vor dem Gesicht (Verdacht auf Beinbruch) auf einer Trage vom Platz getragen und sofort ins Krankenhaus gebracht. Wenig später sah Denis Gudzevic nach einem rüden Foul an Eiberger im Mittelfeld die rote Karte. Die Kickers ließen sich von der Horror-Verletzung und der Unterzahl aber nicht aus der Ruhe bringen – im Gegenteil, in der 58. Spielminute gingen die „Blau-Weißen“ erstmalig in Führung. Daniel Kaiser zirkelte einen Freistoß aus 18 Metern unhaltbar über die Reutlinger Mauer in Tor- vorausgegangen war ein unnötiges Foul der SSV-Defensive an Kickers-Stürmer Lang. Die Gastgeber drängten auf den Ausgleich, aber es kam wenig produktives im Offensivspiel heraus. Im Gegenteil: Nach einem langen Ball auf den immer brandgefährlichen Lang, konnte dieser erneut den Ball gegen mehrere Reutlinger geschickt abschirmen und im Doppelpass mit Kaiser wurde Soyudogru freigespielt und dieser schob den Ball an Torwart Wohlfahrt zum 4:2 ein. In der 82. Minute keimte nochmals etwas Hoffnung bei den SSV-Anhängern auf, als Tim Roos als letzter Mann, den durchgelaufenen Schachtschneider im Strafraum zu Fall brachte. Der Unparteiische entschied sofort auf Strafstoß und rote Karte für Roos. SSV-Kapitän Giuseppe Ricciardi ließ sich die Chance nicht entgehen und verwandelte sicher zum 3:4-Anschlusstreffer. Doch wer mit einer nochmaligen Wende rechnete wurde enttäuscht. Reutlingen war bemüht, allerdings fehlten die zündenden Ideen im Mittelfeld und so konnten die Kickers trotz doppelter Unterzahl die knappe Führung über die Zeit retten.

Der sportliche Leiter des SSV Reutlingen, Maurizio Gaudino, fand nach dem dem Spiel seiner Mannschaft klare Worte: „Es war eine total unnötige Niederlage und wir haben uns letztlich um den Lohn unserer Mühen gebracht. In Überzahl haben wir die Orientierung verloren und überhaupt keine Ruhe ins Spiel gebracht. Das macht unsere Arbeit nun nicht einfacher.“ In die gleiche Kerbe schlug SSV-Spieler Pierre Eiberger: "Die ersten beide Tore kamen praktisch aus dem Nichts und unsere Leistung in der zweiten Halbzeit war indiskutabel."

SSV Reutlingen: Wohlfahrt – Schiffel, Frölich, Wiesner, Eiberger (77. Bennardo), Gleißner, Golinski, Vochatzer (65. Galic), Schachtschneider, Ricciardi, Ubabuike.

SV Stuttgarter Kickers II: Kobas – Apler, Roos, Lang (83. Balta), Kaiser, Ivan (16. Tedesco), Soyudgru, Gudzevic, Gaiser, Koch (78. Lamatsch), Romano (52. Faber).

Tore: 1:0 Schachtschneider (2.), 1:1 Soyudogru (13.), 2:1 Ubabuike (17.), 2:2 Lang (34.), 2:3 Kaiser (58.), 2:4 Soyudogru (70.).

Rote Karten: Gudzevic (54.) wegen groben Foulspiels und Roos (82.) wegen einer Notbremse.

Besonderes Vorkommnis: Marco Romano (Stuttgarter Kickers) wurde nach einem Zweikampf mit Verdacht auf Beinbruch ins Krankenhaus eingeliefert (54.).

Aufrufe: 05.9.2015, 20:38 Uhr
Giovanni De NItto / SWPAutor