Gefordert ist der doppelte Müller

In einem Punkt herrscht breite interne Einigkeit. ,,Da, wo wir momentan in der Tabelle stehen, gehören wir eigentlich nicht hin", sagt der kommisarische Abteilungsleiter und Torjäger Steffen Müller. ,,Wir sind auf einem Platz, den wir nicht haben möchten", ergänzt der Trainer Jörg Elser. Wäre jetzt Schluss, müsste die Spvgg Möhringen in die Relegation. Es könnte im steten Ringen um den Klassenverbleib also enger werden als in allen Jahren zuvor seit dem Wiederaufstieg anno 2006. Freilich: die Männer von der Hechinger Straße sind erprobte Abstiegskämpfer - und gerettet haben sie sich am Ende noch ein jedes Mal. So soll es auch in dieser Saison sein, in der laut Elser ,,ja noch zwei Drittel der Liga nach unten schauen". In der Tat trennen den Sechsten vom 14. gerade mal fünf Zähler.

Stadtmüller feiert starkes Comeback

Den Schlüssel zu einer besseren Rück- als Hinrunde sieht der Coach in zwei Komponenten. Erstens: einer Steigerung in der Defensive, auch wenn das allmählich ein müßiges Thema scheint. Gefühlte Ewigkeiten klebt den Möhringern ihre Abwehrschwäche lästig wie Kaugummi an den Schuhen. Vorne hui, hinten pfui - offenbar ist dieser Kontrast in der Mannschaft implantiert und resistent gegen Änderungsbemühungen. Zweitens: einer größeren personellen Konstanz. Zu oft war Elser im vorigen Halbjahr zu Umstellungen gezwungen. Mal über mehrere Partien hinweg derselben (Wunsch-) Elf zu vertrauen, lag nicht drin. Nun registriert der Trainer immerhin mit Zuversicht, dass er drei zusätzliche Alternativen hat. In Etienne Friedrich, Michel Bauer und vor allem Tim Stadtmüller macht ein Wiedereinsteiger-Trio dem arrivierten Personal Konkurrenz. Stadtmüller hatte wegen chronischer Knieprobleme seine Karriere bereits beendet. Der 23-Jährige frönte zwischenzeitlich mehr dem Golfspiel als dem Fußball - bis es ihn jetzt doch noch einmal juckte. Es ist bislang ein viel versprechendes Comeback. Aktuell hält das Knie. Und beim Hallenturnier in Stetten avancierte der Mittelfeldmann prompt zum Schützenkönig.

Nur einen Torwart im Kader

Parallel allerdings verlief jene Suche, die die Möhringer zur obersten Priorität erklärt hatten, im Sand. Ein neuer Torhüter wurde nicht gefunden. Über lose Kontakte, wie etwa zu Dustin Müller (Calcio Leinfelden-Echterdingen), kam der Verein nicht hinaus. So ist Martin Brodbeck wie gehabt der einzige Keeper im Kader. Dies nennt Elser ,,eine blöde Situation" - mit der es aber ebenso klar zu kommen gilt wie mit der Tatsache, dass auf der Führungsebene nach wie vor Fragezeichen stehen. Wer den im November zurückgetretenen Fußballchef Gerd Andrae beerbt? Weiter offen. Die nötigen Neuwahlen, ursprünglich für Februar und dann für März avisiert, sind auf unbestimmt verschoben. Einstweilen bleibt die Verantwortung in den Händen Steffen Müllers. Neben dem Rasen, wo wohl er die Planungen für die nächste Saison betreiben wird. Und auch auf dem Rasen, wo der frisch gebackene Vater die Tore gegen den Abstieg schießen soll.