2024-04-24T07:17:49.752Z

Im Nachfassen
Fokussiert: Der SVE-Torwart bewahrt seine Mannschaft ein ums andere Mal mit starken Paraden vor weiteren Gegentoren.
Fokussiert: Der SVE-Torwart bewahrt seine Mannschaft ein ums andere Mal mit starken Paraden vor weiteren Gegentoren.

Gefeiert haben wieder die anderen

Eichedes Torwart Julian Barkmann kehrt auch nach seiner fünften Hallenmasters-Teilnahme mit leeren Händen aus Kiel zurück

Vor Beginn des 19. Hallenmasters am Sonnabend in Kiel war Julian Barkmann cool, ruhig und im „Tunnel“. Es ist die für Sportler bekannte Konzentrationsphase vor einem wichtigen Wettkampf. Mit Kopfhörern in den Ohren und einer Wasserflasche in der Hand betrat der Torwart von Regionalligist SV Eichede als Erster seines Teams den Innenraum der Ostseehalle.

Der 24-Jährige schaute sich um, saugte die Atmosphäre der imposanten Umgebung förmlich auf. Das größte Hallenturnier Norddeutschlands ist alle Jahre wieder ein Highlight für jeden Amateurspieler. Auch für Barkmann, der zum mittlerweile fünften Mal vor knapp 9000 Zuschauern in die Halle einlief. Sein Ziel hatte der Keeper klar formuliert: „Ich will ins Finale.“ Daraus wurde nichts.

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„Mann!“, schrie der 24-Jährige verärgert. Sekunden zuvor hatte Patrick Thomsen im zweiten Gruppenspiel des SVE das 3:2 für den ETSV Weiche erzielt. Barkmann schüttelte den Kopf – er konnte es nicht fassen. Eichede war früh in der Partie durch Torge Maltzahn in Führung gegangen. Weiche schlug allerdings zurück und siegte durch Thomsens Treffer.

Es sollte die Vorentscheidung im Kampf um den Halbfinaleinzug in der Gruppe B sein. Die Steinburger schieden am Ende des Tages mit einem Punkt vorzeitig aus.Am nötigen Willen hatte es nicht gemangelt. Schon gar nicht bei Julian Barkmann. Stets fokussiert und hellwach – wie ein Panther auf der Jagd – war der gebürtige Oldesloer in seinem Strafraum unterwegs. Lautstark stellte er seine Mitspieler, trieb sie immer wieder an. Exemplarisch für sein bisweilen hitziges Gemüt war die Szene mit Eutins Christian Rave. Im ersten Gruppenspiel war Rave nach einem Zweikampf mit dem Oberkörper voraus in die Bande geknallt und verletzt liegen geblieben. Barkmann eilte heran und riss den Abwehrspieler hoch. Dabei zog der Keeper Rave das Trikot aus. Sehr zum Unmut der Eutiner und ihrer rund 1000 mitgereisten Fans. Es kam zu einer Rudelbildung auf dem Platz. Vereinzelte Pfiffe gegen Barkmann von den Rängen waren die Folge.

Der 24-Jährige ließ sich davon nicht beeindrucken. Der SVE-Schlussmann hatte an diesem Abend alle Hände voll zu tun. Immer wieder ließ er mit seinen Paraden seine Klasse aufblitzen – bei den insgesamt acht Gegentreffern war der Blondschopf jeweils machtlos gewesen. Anders als beim Schlussmann, war einigen seiner Mitspieler, die zum ersten Mal in Kiel dabei waren, eine gewisse Nervosität anzumerken. Bezeichnend: Lucas Lohmann, der gegen Eutin 08 das 3:2 auf dem Fuß hatte. Bereits am Torwart vorbei, verstolperte der 20-Jährige den Siegtreffer im letzten Augenblick. „Da musst du das Tor machen“, sagte Barkmann. „Wenn du das erste Spiel gewinnst, dann gehst du ganz anders in die zweite Partie gegen den ETSV Weiche.“ Barkmann versuchte mit Anweisungen seinen Mitspielern die Verunsicherung zu nehmen – das Blatt aber war nicht mehr zu wenden. „Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht“, sagte der Keeper und biss in eine Reiswaffel, während er auf dem Fernseher im Presseraum verfolgte wie Eutin Flensburg 08 mit 5:1 vom Platz fegte. „Das ist gar nicht gut für uns.“ Als der Spitzenreiter der SH-Liga auch noch 2:2 gegen Weiche spielte, waren alle Hoffnungen des SV Eichede auf ein Weiterkommen begraben, das Aus nach der Vorrunde besiegelt.

Das letzte Gruppenspiel gegen Flensburg 08 erlebte Barkmann nicht auf dem Feld mit. Trainer Martin Steinbek „schenkte“ Ersatzmann Michél Thomä diese Partie. Barkmann feuerte sein Team von außen lautstark an. Die Luft war allerdings raus. Nach dem ersten Gegentreffer gingen die Köpfe nach unten. Die Partie ging mit 0:3 verloren. Kein Sieg aus drei Spielen. Ernüchterung machte sich breit. „Natürlich sind wir alle enttäuscht. Wir haben das frühe Ausscheiden uns selbst zuzuschreiben“, sagte Barkmann.

Der Abschied von den eigenen Fans in der Ostseehalle war am Ende somit eher verhalten. Julian Barkmann war sichtlich geknickt, als er und seine Mitspieler aus dem Innenraum trotteten. Nach dem Halbfinaleinzug im Jahr zuvor hatten sich die Eicheder mehr erhofft. Frust statt Partystimmung – gefeiert haben mal wieder die anderen.

„Es ist vorbei und deshalb sollten wir das Masters schnell abhaken“, sagte Barkmann, wohlwissend, dass wichtigere Aufgaben jetzt warten. Der Fokus gilt nun der Vorbereitung auf die Restrunde unter freiem Himmel. Eichede ist Tabellenschlusslicht der Regionalliga Nord.

„Unser Ziel ist und bleibt der Klassenerhalt“, sagte Barkmann, der auch in der kommenden Saison in der vierthöchsten Liga Deutschlands spielen will. Damit wäre seiner Mannschaft ein Platz bei der 20. Auflage des Hallenmasters sicher. „Dann greifen wir in Kiel auf ein Neues an!“

Aufrufe: 018.1.2017, 07:00 Uhr
SHZ / sixAutor