2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Da passt kein Blatt Papier dazwischen: FCA-Präsident Helmut Schweiger (r., hier beim Aufstieg in Garching) hofft, noch einige Jahre mit Trainer Timo Rost zusammenarbeiten zu dürfen. Foto: Landgraf
Da passt kein Blatt Papier dazwischen: FCA-Präsident Helmut Schweiger (r., hier beim Aufstieg in Garching) hofft, noch einige Jahre mit Trainer Timo Rost zusammenarbeiten zu dürfen. Foto: Landgraf

"Gallisches Dorf" mischt die Regionalliga auf

FC Amberg nach einem Viertel der Saison die große Überraschung +++ Präsident Helmut Schweiger vertraut seiner "Feierabend-Truppe" +++ Im Sportpark bewegt sich Einiges

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Acht Spieltage sind in der Fußball-Regionalliga Bayern absolviert, rund ein Viertel der Saison ist schon vorüber. Der FC Amberg steht mit 13 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz und ist bester Aufsteiger der Liga. Ein Abschneiden, mit dem selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet haben – auch nicht Präsident Helmut Schweiger, wie er im Interview zugibt.

Herr Schweiger: Das erste Viertel der Saison in der Regionalliga Bayern ist vorüber. Der FCA steht auf dem fünften Tabellenplatz und ist fürs Achtelfinale im Pokal gegen den SSV Jahn Regensburg qualifiziert. Haben Sie damit gerechnet?

Helmut Schweiger: Nein, ich denke, damit konnte keiner rechnen. Aber unsere Entscheidung, der Mannschaft, die den Aufstieg geschafft hat, auch das Vertrauen in der Regionalliga zu schenken, zahlt sich positiv aus. Die Jungs geben uns das jetzt mit ihrem unermüdlichen Einsatz und Willen zurück.

Worin sehen Sie die Gründe für dieses bislang tolle Abschneiden?

Helmut Schweiger: Wie schon gesagt: Wir sind unseren Strukturen treu geblieben und haben ja nichts zu verlieren. Denn keiner, auch nicht der größte Optimist, hat sich dies vorstellen können. Was wir alle in diesem Verein in den letzten Jahren bewegt haben, erfährt jetzt hohe Anerkennung. Wir lassen uns auch nicht mehr vom Umfeld beeinflussen und kritisieren. Wir sind ein eingeschworenes Team und jeder hilft jeden – das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Welchen Anteil hat Trainer Timo Rost?

Helmut Schweiger: Ich bin und war seit unserem ersten Treffen bei mir im Büro von Timo und auch seiner Familie menschlich sowie sportlich überzeugt. Wir beide haben uns nicht auseinander bringen lassen, auch wenn andere das wollten. Es hat sich auf die Jahre unserer Zusammenarbeit eine echte Freundschaft entwickelt. Diese Konstellation verbindet nicht nur zwei Alpha-Tiere, sondern das bringt den Verein im Ganzen sportlich sowie strukturell weiter. Ich hoffe, noch mehrere Jahre mit Timo zusammenarbeiten zu dürfen. Denn er ist ein Mensch, der seine Ziele und seine höchst qualitativen sportlichen Vorstellungen sowie sein Konzept gnadenlos durchzieht. Mit ihm würde ich auch jederzeit ein Wirtschaftsunternehmen gründen, wenn man sieht, wie er mit seinen Jungs und dem Umfeld mit unseren bescheidenden Mitteln umgeht.

Als Saisonziel wurde ja der Klassenerhalt ausgegeben. Muss man das Ziel schon revidieren, bzw. nach oben korrigieren? Oder kommt aufgrund der kurzen Sommerpause noch der Einbruch?

Helmut Schweiger: Wir sind sehr stolz, nach acht Spielen die bisher erreichten Punkte eingespielt zu haben. Trotzdem werden wir weiter das ‚gallische Dorf‘ bleiben und uns jeden einzelnen Zähler gegen den Abstieg hart erkämpfen müssen. Wir schauen von Spiel zu Spiel und werden sehen, wie lange die Jungs diesen enormen Einsatz und Kampfeswillen aufbringen können. Unserem Trainerteam ist bewusst, dass wir mit unserer Feierabend-Truppe Enormes leisten, und dass irgendwann auch Spiele verloren werden. Ich bin aber überzeugt, dass alle im Verein und Umfeld dies richtig einschätzen und die richten Worte und Wege finden werden, um die Klasse zu halten.

Was kann der FCA in dieser Saison noch alles leisten?

Helmut Schweiger: Wir wollen die Klasse halten, dies ist unser oberstes Ziel. Wobei wir heuer auch den Toto-Pokal sehr ernst nehmen wollen. Am 9. September geht es zum Achtelfinale der Hauptrunde wieder zum Jahn Regensburg. Wie bereits schon mal gesagt: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Wir werden uns auch beim zweiten Aufeinandertreffen im Vorfeld nicht geschlagen geben, das kann ich heute schon versprechen.

Ein Blick aufs Stadion: Wie weit sind die Umbauarbeiten vorangeschritten, sind die Auflagen des BFV inzwischen erfüllt?

Helmut Schweiger: Ja, es sind die meisten Auflagen des BFV bereits heute erfüllt, wobei noch sehr viel Arbeit auf uns zukommt, was die strukturellen Arbeiten betrifft. Wir müssen dringend weiter an der Sicherheit sowie an den sanitären Anlagen und natürlich grundsätzlich an den Spielstätten arbeiten, da es sich ja nicht nur um ein reines Fußball-Stadion handelt, sondern sehr viele andere Veranstaltungen auf dem städtischen Sportpark durchgeführt werden.

Jetzt wurde ja die Anzeigentafel des SSV Jahn ersteigert - was genau haben Sie damit vor? Wird wirklich ein Sissi-Film als erstes gezeigt?

Helmut Schweiger: Es war mir persönlich ein Anlegen, diese Anzeigentafel zu ersteigern. Denn sie wird in Zukunft nicht nur für eine Mannschaftsaufstellung zur Verfügung stehen, sondern für sportliche, kulturelle und auch sehr viel anderen Events, die wir im Hinterkopf haben. Eben auch bei einem Sissi-Film, den man bei einem Sponsorentreffen zeigen könnte. Da laufen die Tränen und jeder ist emotional (Schweiger lacht).

Wie entwickelt sich die neu gegründete Sportpark GmbH unter Geschäftsführer Wolfgang Gräf?

Helmut Schweiger: Es werden die Vorgaben zu hundert Prozent umgesetzt und wir haben mit Wolfgang Gräf mit seinen jahrelangen Erfahrungen genau diesen Menschen für uns gewinnen können, der dieser Herausforderung gewachsen ist und uns weiter bringt. Zurzeit arbeiten wir an einer Unterkunft für die Geschäftsstelle, so dass auch hier professionell gearbeitet werden kann. Was in der Geschäftsstelle mit den Mitarbeitern in den letzten Wochen bereits erarbeitet und erreicht wurde, verdient meinen hohen Respekt und Anerkennung. Wir sind auf dem richtigen Weg, eine Sportpark GmbH als Wirtschaftsunternehmen so zu führen, wie ich mir das vorstelle.

Was genau ist denn noch alles im Sportpark geplant?

Helmut Schweiger: Wir wollen den Sportpark in der Zukunft auch für andere Veranstaltungen und Events nutzen, wobei das Augenmerk weiter auf Fußball und Sportveranstaltungen im Ganzen ausgerichtet ist. Unser nächste große Baustelle sind die Spielstätten und Unterkünfte des Vereines. Wir haben – Stand heute – keine Möglichkeit, unseren 14 Mannschaften geeignete Trainingsmöglichkeiten usw. zur Verfügung zu stellen. Desweiteren benötigen wir dringend einen Kunstrasenplatz, um den Anforderungen in der höchsten Fußball-Amateurliga gerecht zu werden. Dieses Ziel genießt oberste Priorität.

Zuletzt befürwortete ja die Stadt Amberg für den Umbau 150.000 Euro - ein wichtiges Signalzeichen für die Zukunft, oder?

Helmut Schweiger: Ja, wir sind sehr dankbar für die gesamte Unterstützung der Stadt Amberg. Ich versichere, dass wir jeden einzelnen Euro gemeinsam genau betrachten werden und ihn so einsetzen, dass wir alle gemeinsam für die Zukunft gerüstet sind. Wir müssen in der Regionalliga mit dem leben, was wir uns hart erarbeiten. Daher gilt: Lasst uns alle gemeinsam hart an den nächsten Baustellen arbeiten, dann werden wir bald einen Sportpark und Spielstätten präsentieren können, die einer so schönen Stadt wie Amberg würdig sind.

Der FC Amberg zieht immer mehr Zuschauer an. Sind Sie mit dem bisherigen Schnitt zufrieden? Wirkt sich diese erhöhte Akzeptanz und Aufmerksamkeit auch positiv auf Sponsoring-Anfragen aus oder ist hier immer noch Nachholbedarf?

Helmut Schweiger: Ich bin zufrieden. Wenn man bedenkt, dass die sogenannten großen Vereine erst noch nach Amberg kommen werden. Mein persönliches Ziel ist und war ein Zuschauerschnitt von 1500. Wenn sich die Menschen in Amberg und Umgebung bewusst sind, was die Jungs und das Umfeld leisten und das auch honorieren, werden wir diesen Schnitt mit Sicherheit erreichen. Schaut es euch einfach mal an – ich verspreche alle Besuchern, dass unsere Jungs jeden Spieltag bis zum Umfallen alles geben. Im Bereich Sponsoring arbeitet unser Vertriebs- und Marketing-Team jeden Tag daran, diesen Bereich zu verbessern. In den letzten zwei Tagen haben wir eine neue Sponsoren-Mappe auf dem Markt platziert, um die Möglichkeiten eines Sponsorings zu präsentieren. Unser Vertriebsteam wird in den kommenden Tagen und Wochen auf unsere ansässigen Wirtschaftunternehmen und möglichen Sponsoren persönlich zugehen, um unsere Konzepte vorzustellen. Alleine wird es schwer, den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Darum bitte ich jeden, uns zu unterstützen, egal mit was für Mitteln.

Aufrufe: 01.9.2015, 19:00 Uhr
Stephan LandgrafAutor