2024-03-28T15:56:44.387Z

EM2016
Im Kreise seiner Freunde besuchte Jeton Gashi (ganz links) die EM-Stadt Lens.
Im Kreise seiner Freunde besuchte Jeton Gashi (ganz links) die EM-Stadt Lens.

"Gänsehaut-Feeling auf den Straßen"

NACHGETRETEN: +++ Jeton Gashi von Besa Gießen über seinen EM-Besuch +++

Jeton Gashi (27) ist vom grünen Rasen kaum herunterzubekommen. Wenn unser aktueller Gesprächspartner für unsere Interviewserie NACHGETRETEN nicht selbst für Besa Gießen dem Ball hinterher jagt, kümmert er sich um die sanft-grünen Naturlandschaften am Golfplatz von Winnerod. Mit uns hat er über seinen Besuch bei der EM in Lens, die albanische Nationalmannschaft sowie die Ziele seines Vereins gesprochen.

Hallo Jeton, hast du das EM-Aus deines Heimatlands Albanien schon verdaut?

Ach ja, es geht schon wieder. Bis zum Portugal-Remis hatten wir ja noch gehofft...klar, hinterher war ich sehr traurig. Aber nicht sauer auf die albanische Mannschaft.

Wie beurteilst du denn das Abschneiden des EM-Neulings Albanien insgesamt?

Ich bin sehr zufrieden. Dass wir so mithalten können, hätte ich angesichts der starken Gruppe und der erstmaligen Teilnahme nun wirklich nicht erwartet. Es war einfach toll zu sehen, wie Frankreich und die Schweiz als große Teams solche Probleme mit uns hatten. Da bin ich wirklich stolz, das Team hat sein Ziel eines vernünftigen Debüt-Auftritts definitiv erreicht.

Und sehen das deine Teamkollegen von Besa Gießen ähnlich?

Auf jeden Fall. Wir waren ja mit zehn Mann beim Spiel gegen die Schweiz in Lens vor Ort. Und trotz der Niederlage waren wir uns einig, dass man da keinem Mannschaftsteil einen Vorwurf machen kann. Irgendwann wird es mit der K.O.-Phase schon klappen.

Hattet ihr eigentlich irgendwelche Sicherheitsbedenken? Leider schwingt dieses Thema bei dieser EM ja massiv mit…

Wirklich Angst hatten wir nicht. Es gab Kontrollen, aber auch nicht so heftig, wie wir es vermutet hatten. Beim Spiel gegen Frankreich soll das nochmal anders gewesen sein, aber bei uns war das alles sehr ruhig und wirkte angemessen.

Die Bilder, die du uns geschickt hast, lassen drinnen wie draußen eine tolle Stimmung im Stadion vermuten…

Auf den Straßen herrschte Gänsehaut-Feeling, alles war ab neun Uhr morgens schwarz-rot-weiß. Und besonders schön: Es ging völlig friedlich zu. Beide Fanlager haben gemeinsam gefeiert, natürlich auch wegen der engen Beziehungen zwischen den Spielern beider Länder.

Gibt es da keine Spannungen? Immerhin spielen Spieler, die in der Schweiz aufgewachsen sind, für Albanien, dafür sind einige Kosovaren und Albaner für die Schweiz auf dem Feld.

Nein, alles ist da locker zwischen Albanern und Schweizern. Mir und meinen Kumpels geht es da so: Wir können das gar nicht emotional völlig auftrennen. Klar sind wir für Albanien, freuen uns aber auch für alle Spieler mit albanischen oder kosovarischen Wurzeln mit. Dass etwa Mustafi für Deutschland gegen die Ukraine getroffen hat, war auch klasse.

Nun sind sowohl Albaner wie auch Schweizer raus –schaltest du den Fernseher denn noch für die EM an? Allein für Mustafi…

…wäre es übertrieben, aber ich bin so fußballbegeistert, ich versuche, jedes Spiel zu sehen. Und ich drücke natürlich auch Deutschland fest die Daumen, lebe ja mit Familie und Freunden hier, da ist die Verbundenheit natürlich auch riesig. Ich hoffe sehr, dass Deutschland nach der WM nun auch die EM gewinnt.

Die WM-Quali wird dann für Albanien ab Herbst schwer…

Richtig, mit Italien und Spanien gibt es schon mal gleich zwei Kracherteams in der Gruppe. Aber vielleicht kommen wir ja irgendwie durch. Auf die ersten Quali-Spiele des Kosovo bin ich auch sehr gespannt.

Wenn du dir einen albanischen EM-Spieler für die Bundesliga aussuchen dürftest, wäre das…?

…Elseid Hysay, der Abwehrspieler vom SSC Neapel. Und der Stürmer Shkelzen Gashi natürlich, wegen des schönen Nachnamens (lacht).

Zurück in die Region: Wo landet Besa Gießen in der nächsten Kreisliga A Gießen – Saison eigentlich?

Nach der tollen Rückrunde mit nur zwei Niederlagen und einem Unentschieden möchten wir unsere gute Form bestätigen. Der Aufstieg ist eher unrealistisch, aber um den 5. Platz mitmischen – das ist machbar, denke ich.

Wir haben dich gegoogelt und festgestellt, dass du nicht nur als Abwehrspieler, sondern auch als Trainer und Schiedsrichter aktiv bist.

Ja, ich mache im Verein vieles (lacht). Ich engagiere mich auch gerne im Vorstand, betreue die Neuzugänge etwas, kümmere mich zudem um Pässe und Sponsoren…

Und was sind deine Leidenschaften außerhalb des Fußballs?

Ich arbeite tatsächlich sehr gerne, und zwar am Golfplatz in Winnerod. Auch da ist das Aufgabenfeld groß. Man muss eben alles machen, was ein guter Platz so braucht. Und den Sport an sich finde ich auch sehr interessant.

Zum Schluss darfst du noch traditionell jemanden grüßen!

Ich grüße meine Familie und Freunde und außerdem unseren Vorstand Haki Quallaku, der unglaublich viel seiner Zeit für Besa Gießen aufopfert.



Aufrufe: 026.6.2016, 14:27 Uhr
Dennis BellofAutor