2024-05-10T08:19:16.237Z

Aufreger der Woche

FVM-Fair-Play-Pokal begünstigt die Falschen

Untere Spielklassen werden nicht berücksichtigt - Eine kritische Auseinandersetzung von Rocco Bartsch mit dem Thema Fairplay beim FVM

Der Fußballverband Mittelrhein (FVM) würdigt seit vielen Jahren das gelebte Fair-Play auf und neben dem Platz und das ist gut so. Unterschiedliche Aktionen wurden und werden hoffentlich weiterhin durchgeführt, die zu mehr Fairness auf unseren Sportplätzen anspornen sollen. Eine dieser Maßnahmen ist der Fair-Play-Pokal welcher im Senioren- und Juniorenbereich ausgespielt wird. Alles bestens soweit, doch wird tiefer in die Materie eingestiegen so können Zweifel an der Umsetzung dieser Idee kommen.
Der FVM geht auf seiner Internetpräsenz (www.fvm.de/fairplaypokal) in die Offensive und unterstreicht die Werthaltigkeit der Fair-Play-Aktionen mit folgendem Eingangspassus: "...Vor allem der Fair-Play-Wettbewerb, bei dem die fairsten Senioren- und Junioren-Mannschaften einer Saison mit attraktiven Preisen belohnt werden, hat sich als fester Bestandteil im FVM-Spielbetrieb etabliert. „Viele Mannschaften haben den Fair-Play-Pokal wirklich verinnerlicht und schauen nun eben nicht mehr nur auf ihr Spielergebnis, sondern auch darauf, wie sie es erzielen“, bilanziert der im FVM für Fair Play zuständige Vizepräsident Hans-Christian Olpen. „Da hat sich ein Wandel vollzogen, der uns sehr freut und der zeigt, dass unser Konzept, faires Spiel zu belohnen, aufgeht.

An sich schlüssig und nachvollziehbar, oder? Naja, es muss schon weitergelesen werden um sich ein Bild des Ganzen machen zu können, denn teilnahmeberechtigt sind nur Mannschaften die folgende Voraussetzungen erfüllen: "Am Wettbewerb beteiligt sind alle Herren- und Frauenmannschaften der Spielklassen auf Verbandsebene (Mittelrheinliga, Landesliga, Bezirksliga) sowie alle A- und B-Juniorenmannschaften, die auf Verbandsebene spielen (Verbandsliga, Bezirksliga). Zusätzlich werden die fairsten C-Juniorenmannschaften (Bezirksliga) mit einem Sonderpreis geehrt."



Zusammengefasst bedeutet dies, dass sowohl im Senioren- als auch im Jugendbereich nur Mannschaften am Fair-Play-Pokal teilnehmen können, die auf Verbandsebene spielen, also im oberen Amateurbereich. Und hier liegt der Hund begraben.
Was aber ist mit den unzähligen Kreisligisten und mit den Mannschaften der Kreisklassen im Jugendbereich? Viele Vereine der "oberen" Amateurligen sind strukturell, wie auch organisatorisch so breit aufgestellt, dass ihre sportliche Ausrichtung eher aufwärts gerichtet ist. Qualifizierte Trainer und Übungsleiter werden angestellt, Spielerinnen und Spieler werden geholt, die nicht aus unmittelbarer Nacharschaft kommen und der Verein im Gesamten strebt höhere Ziele an. Darüberhinaus werden in den höheren Amateurligen selten Spiele ohne Schiedsrichter ausgetragen. Das allein bringt schon mit sich, dass es auf dem Platz ruhiger zur Sache geht bzw. gehen sollte (Anm.: Ausnahmen bestätigen die Regel).

Auf Kreisebene hingegen ist man froh, dass sonntags überhaupt ein Schiedrichter vor Ort ist. Bei den hunderten von Jugendspielen in den Kreisen, die an jedem Wochenende stattfinden gibt es sogar nur selten unparteiische Spielleiter. Oft sind es die Trainer oder Betreuer die selbst zur Pfeiffe greifen und eine gewisse Neutralität ausleben müssen. Viele dieser Spiele gehen dabei äusserst fair über die Bühne und hier sind wir beim Ausgangsthema. Ein Ausspielen des Fair-Play-Pokals ist sinnvoll, sollte aber eine Ausweitung auf den Spielbetrieb der einzelnen Kreise finden. Es muss sicherlich kein weiterer finanzieller Anreiz geschaffen werden, aber jeder Verein der sich im Vorderfeld des Rankings platziert freut sich über einen kleinen Pokal oder eine Urkunde für das Vereinsheim. Hier gilt es also nachzubessern, damit die wahren "Hobbykicker" nicht vernachlässigt werden.


Aufrufe: 030.10.2014, 09:36 Uhr
Rocco BartschAutor