2024-04-23T13:35:06.289Z

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FV-Spielertrainer Steffen Ermel bei der Abschlussbesprechung. F: Robert Schmitt
FV-Spielertrainer Steffen Ermel bei der Abschlussbesprechung. F: Robert Schmitt

Fast ganz unten - doch der FV Wendelstein lebt

Die glorreichen Landesliga-Zeiten sind vorbei, Wendelsteins Kicker kämpfen jetzt in der A-Klasse gegen den Abstieg

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Der FV Wendelstein war einst eine Hausnummer im regionalen Amateurfußball, seit der Saison 11/12 jedoch ging es für den Verein jedes Jahr abwärts. Nun, in der A-Klasse, kämpft der FV gegen den Absturz in die unterste Liga. Dennoch gibt es Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Derbyzeit in Wendelstein. Viele Jahre hätten Fußballfreunde bei dieser Schlagzeile in der Vergangenheit mit der Zunge geschnalzt. Denn das hieß: FV Wendelstein gegen TSV Wendelstein. Vereine wären gegeneinander angetreten, die ihre Gemeinde und den Landkreis Roth in der Landesliga und der BOL vertreten haben. Diese glorreichen Zeiten sind vorbei. Heute spielt bei dieser Begegnung der Vorletzte der A-Klasse Nordwest gegen den Letzten.

Beide kämpfen also gegen den Abstieg. Am Ende der Saison muss das Schlusslicht die Liga direkt Richtung B-Klasse verlassen. Der Vorletzte wird in der Relegation antreten. Das 2:2 (0:2) vom Donnerstag Abend hilft also keiner der beiden Mannschaften so recht. Der Spielverlauf aber belegt einen Aufwärtstrend beim FV: Zwei Tore durch David Fleischmann in der Schlussphase (81, 93.) retten einen Punkt.

Heimrecht hat der FV, der seine erste (und einzige) Mannschaft aufs Feld schickt. Der Konkurrent vom Schwarzachgrund jedoch bietet lediglich das dritte Team auf. Der Zusammenschluss von TSV Wendelstein und TSV Röthenbach zu Beginn der Saison hat die Auswahl in der neuen „FG Wendelstein“ größer gemacht. Die Besten aus beiden Vereinen haben sich in einer erfolgreichen ersten Herrenmannschaft zusammengeschlossen, die Platz eins in der Kreisliga belegt. Das dritte Team von Trainer Jochen Kunze hat sich für das Derby angeblich verstärkt. „Die haben fünf aus der zweiten Mannschaft dabei“, stellt ein Experte des FV fest. Da werde es sicher schwer. Vor allem, erklärt er weiter, da im eigenen Team einige Leistungsträger verletzt seien. FG-Coach Kunze gibt sich betont gelassen. „Natürlich ist das ein besonderes Spiel, aber nicht mehr so heiß wie früher“, sagt er.

Fast wie bei den Profis

Kein Grund für FV-Trainer Steffen Ermel, sein Team nicht sorgfältig vorzubereiten. 45 Minuten vor Anpfiff stehen alle auf dem Platz, um sich warm zu machen. Dehnen, Sprinten, fünf gegen fünf im Eck. So läuft als Vorbereitungsprogramm. Ehe man sich noch einmal in die Kabine begibt, versammelt der Coach die Spieler für eine Bekräftigung taktischer Anweisungen und die letzte Motivation um sich. „Alle Spiele darfst Du verlieren, bloß das Lokalderby muss man gewinnen“, kommentiert ein Zuschauer unterdessen die Anstrengungen beider Teams vor Spielbeginn. Gut 30 Fans sind erschienen, um das Derby zu verfolgen.

Mit Blick auf die Zukunft ist man beim FV optimistisch. Seit der Saison 2011/12 ging es von der Bezirksoberliga durch jeweils jährlichen Abstieg direkt in der A-Klasse. Auch diese Saison wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht anders enden. Dann wäre der FV in der B-Klasse und damit ganz unten angekommen. Den Zusammenhalt der Mannschaft werde das aber nicht schwächen, ist Michael Plentinger überzeugt. Denn exakt das sei es, was Trainer Steffen Ermel gelungen sei: „Werte und Emotionen in Bezug auf das Team zu stärken“, sagt der 27-jährige Stürmer, der schon zu BOL-Zeiten beim FV gekickt hat. „Ich habe hier die gesamte Jugend durchlaufen“, sagt er. Lediglich drei Jahre war er in Georgensgmünd und beim TSV Röthenbach. Auch der 29-jährige Yilmaz Dogan schnürt seine Fußballschuhe für den FV Wendelstein, seit er von der Jugend des TSV Ochenbruck an die Mozartstraße gekommen ist. „Die DJK Schwabach hatte mal Interesse an mir, aber ich wollte hier nicht weg“, schildert er die Verbundenheit zum FV Wendelstein.

Coach Steffen Ermel ist erst 21 Jahre alt. Er hat das Ruder zu Beginn der Saison übernommen. „Steffen kommt aus unserer Mitte, arbeitet mit Herzblut und bringt uns auch sportlich voran“, bescheinigt ihm Stürmer Plentinger, der den Ruf des FV Wendelstein sowohl durch die sportlichen Misserfolge als auch die Vorkommnisse im Management für angegriffen hält.

Um das zu ändern hat sich das Team für eine Art Selbstverwaltung entschieden. Die junge Führungsmannschaft kommt ebenfalls aus den eigenen Reihen. Der 29-jährige Daniel Scholwin ist Abteilungsleiter. Der 22-jährige Florian Landshammer fungiert als Zeugwart. Sie übernehmen alle organisatorischen und technischen Aufgaben rund um den Spielbetrieb, damit sich Ermel und sein Team auf Fußball konzentrieren können. Gute Ergebnisse sind dadurch zwar nicht immer garantiert – siehe aktueller Tabellenstand. Die Fans führen das jedoch auch darauf zurück, dass mitunter die besten Spieler aufgrund beruflicher Umstände fehlen. „Im übrigen stimmt zumindest der Trend in der Rückrunde“, sagt eine junge Frau.

Einen Anschluss an die FG Wendelstein zur Verbesserung der sportlichen Situation für die eigenen Spieler schließt Abteilungsleiter Scholwin zwar nicht kategorisch aus. Für wahrscheinlich hält er ihn allerdings auch nicht. „Da ist in der Vergangenheit einiges nicht gut gelaufen“, begründet er seine Skepsis.

Noch ist nicht aller Tage Abend für den FV Wendelstein. Der Rückstand auf den rettenden Tabellenplatz elf beträgt lediglich zwei Punkte. Bei ausstehenden sieben Spielen ist der Klassenerhalt also durchaus noch möglich. Doch auch bei einem erneuten Abstieg wird es beim FV Wendelstein weitergehen. „Wir bereiten die neue Saison für alle Fälle vor und sind schon mit einigen neuen Spielern im Gespräch“, sagt Abteilungsleiter Daniel Scholwin.

Für die neutralen Freunde des Wendelsteiner Fußballs wäre in Sachen Liga wohl aber vor allem der Gleichschritt beider Teams wünschenswert. Denn nur dann würde es auch in der nächsten Saison heißen: Derbyzeit in Wendelstein.





Aufrufe: 014.4.2017, 19:02 Uhr
Robert Schmitt (ST)Autor