2024-05-10T08:19:16.237Z

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<b>F: Sebastian Harbke</b>
<b>F: Sebastian Harbke</b>

Futsal-Pflicht gefährdet Hallenturniere

Wird die Straelener "Prämienjagd" das letzte klassische Hallenfußballturnier im Kreis?

Der DFB will ab 1. Januar 2016 Hallenfußball-Turniere nur noch nach Futsal-Regeln zulassen. Selbst auf Kreisebene soll es dann keinen Budenzauber mit Bande mehr geben. Veranstalter sehen die beliebten Wettbewerbe in Gefahr.
Die "Prämienjagd bis Mitternacht" gehört zu den beliebtesten Hallenfußball-Turnieren im Kreis Kleve. Die Fans sorgen Jahr für Jahr kurz nach Weihnachten für eine tolle Stimmung in der rappelvollen Straelener Stadthalle. Nach Lage der Dinge wird dem traditionellen Wettbewerb des SV Straelen im kommenden Dezember eine besondere Ehre zuteil: Es wird das wohl letzte Turnier sein, das nach den alten Hallenfußballregeln ausgetragen wird.

Ab 1. Januar 2016, so heißt es aus der DFB-Zentrale in Frankfurt, ist der Kick mit der Bande Geschichte. Dann sollen von den Fußballverbänden bis hinunter zur Kreisebene nur noch Turniere genehmigt werden, die nach den Futsal-Regeln ausgetragen werden. So verkündet es Bernd Barutta, zuständiger Abteilungsleiter beim DFB, im Internet und beruft sich dabei auf den DFB-Masterplan. Demzufolge soll Futsal als offizielle Variante des Hallenfußballs umgesetzt werden.

Es ist somit wahrscheinlich, dass Turniere wie die Hallenfußball-Kreismeisterschaft oder die Gelderner Stadtmeisterschaften für Senioren und Junioren dann nur noch vom Kreis-Fußballausschuss genehmigt werden, wenn die Veranstalter auf Hallenfußball mit Bande verzichten. Und damit steht das nächste Problem ins Haus, denn einer der örtlichen "Tempel" ist für Futsal nicht ausgelegt.

"Den Raum, den die Futsal-Regeln beispielsweise für Auswechselzonen vorsehen, kann die Sporthalle am Bollwerk in Geldern nicht bieten", sagt Stadtsprecher Herbert van Stephoudt. Nur, wenn das Futsal-Regelwerk eine Anpassung erlaubt, könnten dort auch in Zukunft die Kreismeisterschaften der Senioren und die Stadtmeisterschaften im Jugend- und Seniorenbereich ausgetragen werden.

Weitere Probleme mit der Bollwerk-Halle als Futsal-Spielort entstehen, wenn die Größe der Tore nicht verändert werden darf und die Feldgröße nicht angepasst werden kann. Die Tore in der Bollwerk-Halle sind nämlich größer als die vorgeschriebenen drei mal zwei Meter. Und bei den Abmessungen des Handballfeldes ist ein Einkick, der beim Futsal den Einwurf ersetzt, aufgrund der Nähe zur Wand nicht möglich.

Die Frage, ob die FIFA-Futsal-Regeln so weit angepasst werden können, dass in der Bollwerk-Halle Meisterschaften nach Futsal-Regeln ausgerichtet werden können, kann der Futsal-Ansprechpartner des Fußballverbandes Niederrhein (FVN), Wolfgang Leidel, nicht klar beantworten: "Ich weiß nicht, ob beispielsweise die Auswechselzonen auch auf die kürzere Tor- statt auf die Längsseite gelegt werden können."

Hartmut Könner, der beim Ausrichter GSV Geldern für die Planung der Hallen-Kreismeisterschaft zuständig ist, fühlt sich alarmiert: "Wir haben für Januar 2016 bereits die Bollwerk-Halle reserviert. Das wird natürlich hinfällig, wenn wir dort keine Kreismeisterschaft ausrichten können." Alternative Standorte für den Budenzauber kommen für Könner nicht in Frage. In Geldern wäre die Sporthalle an der Landwehr für Futsal geeignet, dort gibt es aber keine Zuschauertribüne. "Und wenn wir beispielsweise nach Issum ausweichen müssten, würden wir in Konflikte mit den Vereinen geraten, die die dortige Halle regelmäßig nutzen."

Für Reinhard Winkler steht ein Umzug in eine andere Stadt gar nicht erst zur Debatte. Der Vorsitzende des Sportvereins Grün-Weiß Vernum, der die Gelderner Hallenstadtmeisterschaft ausrichtet, wird deutlich: "Eine Stadtmeisterschaft außerhalb der Stadt wäre doch Blödsinn. Genauso, wie Futsal, das von oben verordnet wird, Blödsinn ist, wenn es keiner spielen möchte."

Damit steht Winkler nicht alleine da. Auch Peter Lüfkens vom Förderverein des SV Straelen, der das "Mitternachtsturnier" in Straelen ausrichtet, hält von Futsal wenig: "Diese Disziplin ergibt für mich keinen Sinn, wenn es mit dem klassischen Hallenfußball doch schon eine Variante gibt, die sehr vielen gut gefällt - wie es die Zuschauerzahlen nicht nur bei unserem Turnier belegen."

Die Skepsis gegenüber Futsal ist im Übrigen kein lokales Phänomen. Im Rahmen der Essener Hallenfußball-Stadtmeisterschaft konnten Aktive und Zuschauer eine Petition unterschreiben, die sich für den Erhalt des klassischen Hallenfußballs als DFB-Disziplin ausspricht. Rund 75 Prozent aller Beteiligten haben sich auf der Internetseite "Fußballszene Essen" für Hallenfußball und gegen Futsal ausgesprochen. Auf Fupa stimmen in einer Umfrage fast 80 Prozent für die Zukunft des Hallenfußballs.

Aufrufe: 013.2.2015, 16:05 Uhr
RP / Marco BürenAutor